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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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geben konnte. Nun sollten wir Eir in Frieden lassen, wie sie mich gebeten hat.«
    Wir wanderten durch den Wald zurück, bis wir die Höhle erreichten. Doch statt hineinzugehen, blickte ich erst auf das Armband, dann auf Nike.
    »Du spielst immer irgendein Spiel, nicht wahr?« Ich konnte meinen bitteren Tonfall nicht unterdrücken.
    »Was meinst du damit?«
    Ich riss die Hände in die Luft. »Ich meine … das hier. Das alles. Mich. Meine Freunde. Dass wir hergekommen sind. Dass die Schnitter Nickamedes vergiftet haben. Du hast das alles geplant, oder? Damit ich herkommen musste und Eir mir den Lorbeer und die Mistel geben konnte.«
    Nike schüttelte den Kopf. »Ich habe gar nichts geplant, Gwendolyn. Es war immer vorherbestimmt, dass der spartanische Bibliothekar vergiftet würde. Du und deine Freunde, ihr habt eure Wahl getroffen aus freiem Willen. Wie ihr es immer tut.«
    Ich verstand einfach nicht, wie einerseits Dinge vorherbestimmt sein konnten, während meine Freunde und ich in anderen Fragen einen freien Willen besaßen. Allein vom Nachdenken darüber bekam ich Kopfschmerzen wie immer. Trotzdem starrte ich die Göttin weiter böse an. An dieser Sache war mehr dran, als sie mir verriet, daher ließ ich zu, dass sie die Fragen und den Argwohn in meinem Blick sah.
    Nach einem Moment nickte sie langsam.
    »Ich gebe zu, dass ich … die Hoffnung gehegt habe, du würdest dich Eir beweisen. Dass du ihr die Güte deines Herzens zeigen würdest«, erklärte Nike. »Sie war … unentschlossen, ob sie sich in den Kampf des Pantheons gegen Loki einmischen sollte. Du hast sie davon überzeugt, uns eine Waffe zu geben, die wir brauchen. Die du brauchst.«
    Ich starrte wieder die silbernen Lorbeerblätter an. »Eine Waffe? Also soll ich so Loki umbringen? Damit? Ich dachte, ich müsste einen Speer finden oder irgendwas – dieses mysteriöse, schemenhafte Ding, das auf dem Fresko in der Bibliothek der Altertümer abgebildet ist.«
    Nike schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen, Gwendolyn. Ich kann dir nur die Werkzeuge geben, die du benötigst, um gegen Loki und seine Schnitter zu kämpfen. Wie du diese Gegenstände einsetzt, ist allein deine Sache.«
    »Natürlich kannst du nichts sagen«, motzte ich. »Denn das wäre ja viel zu einfach. Das ergäbe einfach zu viel Sinn .«
    Die Göttin starrte mich weiterhin an.
    »Nenn es, wie du willst«, murmelte ich schließlich. »Für mich klingt es nach den Spielen der Götter.«
    »Der Krieg ist nur ein schreckliches Spiel, Gwendolyn«, antwortete die Göttin. »Mit einem Gewinner … und einem Verlierer.«
    Ich erzählte ihr nicht, dass ich es leid war, Teil ihrer Spiele zu sein – und dass ich auch die Tricks der Schnitter leid war. Falls Nike das inzwischen noch nicht wusste … nun, dann war sie nicht so klug, wie ich gedacht hatte – und auch nicht so mächtig. Doch letztendlich konnte ich das Armband nur unter den Ärmel meines Skianzugs schieben. Ich würde es auf meine Liste der Dinge setzen, über die ich nachforschen musste. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich in diesen Tagen mehr Zeit in der Bibliothek verbrachte als Nickamedes. Mein Herz krampfte sich bei dem Gedanken an ihn zusammen. Ich fragte mich, wie es ihm wohl ging – und ob er überhaupt noch lebte.
    »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, Gwendolyn«, sagte Nike. »Doch es ist nicht leicht, diesen Krieg zu gewinnen, besonders gegen einen so bösartigen Gegner wie Loki.«
    Ich seufzte. »Ich weiß. Mir gefällt einfach nicht, dass ich mittendrin stecke. Ich wollte so was nie, weißt du?«
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Ich habe es mir für dich auch nicht gewünscht. Doch du musst deine Aufgabe erfüllen.«
    Ich runzelte die Stirn, weil ich mich fragte, was sie meinte, doch die Göttin lehnte sich vor und küsste mich auf die Wange, wie sie es immer tat, wenn unsere Zeit zusammen sich dem Ende zuneigte. Es war eine kurze Berührung, nur der Hauch ihrer Lippen auf meiner Haut, doch wieder überschwemmten mich die kalten, wilden Wellen ihrer Macht und schenkten mir die Stärke, einfach weiterzumachen. Und diesmal schien die Kühle nicht zu verschwinden – stattdessen spürte ich, wie sie in das Armband mit den silbernen Lorbeerblättern eindrang, bis es sich anfühlte, als läge ein Band aus Schneeflocken um mein Handgelenk. Doch das Gefühl war nicht unangenehm. Wenn überhaupt, dann war es eine Erinnerung an die Göttin – und ihr Vertrauen in mich.
    Nike richtete sich auf

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