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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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und trat zurück. Plötzlich wirbelten wieder Flocken um sie herum. »Bleib stark, Gwendolyn.«
    Sie neigte den Kopf, faltete die Hände vor dem Körper und stand noch einen Moment vor mir. Dann war sie weg, im Schneegestöber verschwunden, als wäre sie nie da gewesen.

Ich fuhr aus dem Schlaf hoch.
    In einer Sekunde stand ich allein draußen im Schnee. In der nächsten befand ich mich mitten in der Höhle der Greifen. Ich setzte mich auf, gähnte und rieb mir den Schlafdreck aus den Augen. Dann sah ich nach links und entdeckte, dass Logan ebenfalls saß und mich anblickte.
    »Du bist wach«, sagte ich leise, um die noch schlafenden Greifen nicht zu stören.
    Er schenkte mir ein schwaches Lächeln. »Du dachtest doch nicht, ich würde den Rest unseres Abstiegs verpassen, oder, Gypsymädchen?«
    Ich schnaubte. »O nein. Warum sollte ich den ganzen Spaß allein haben?«
    Er lachte, dann wedelte er mit der Hand in Richtung der Kreaturen, die um uns herum schliefen. »Willst du … ähm … mir erzählen, wie wir hier gelandet sind? Und wieso nicht nur Knochen von uns übrig sind?«
    Ich erzählte ihm, wie Daphne, Rory und ich dem Babygreif geholfen hatten und dass die Kreaturen den Gefallen erwidert hatten, indem sie uns vor dem Sturm retteten.
    Als ich fertig war, nickte Logan einmal, dann wurde er ernst. »Nun, Greifen hin oder her, ich möchte dir danken – dafür, dass du dich um mich gekümmert hast. Es wäre einfacher gewesen, mich auf dem Weg liegen zu lassen.«
    »Ich konnte dich nicht zurücklassen. Das hätte ich nie getan.«
    Er presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. »Vielleicht hättest du es tun sollen.«
    Ich starrte ihn an. Tiefschwarzes Haar, eisblaue Augen, muskulöser Körper. Oberflächlich betrachtet sah Logan aus wie immer, doch ich konnte die Veränderung in ihm erkennen – an der Art, wie seine Schultern herunterhingen, an den Schatten in seinem Blick und besonders an seinem Lächeln. Das war nicht das selbstbewusste, schelmische Grinsen, an das ich mich erinnerte. Nein, im Moment wirkte sein Lächeln einfach nur … traurig. Es war dasselbe traurige Lächeln, das Rorys Eltern auf den Fotos aufgesetzt hatten – und mein Dad auf dem Bild von ihm. Ich war dieses traurige, besiegte Lächeln so leid .
    Ich wusste, dass Logan litt. Aber das tat ich auch. Vielleicht lag es an meinem frustrierenden Gespräch mit Nike, vielleicht auch an den Albträumen oder an allem, was in den letzten Wochen geschehen war, aber plötzlich kochte diese Mischung aus Wut und Schmerz in mir hoch – und diesmal gewann die Wut.
    »Oh, hör endlich auf, dich selbst zu bemitleiden.«
    Logan blinzelte. »Entschuldigung?«
    »Du hast schon verstanden«, erklärte ich harsch. »Hör auf, dich selbst zu bemitleiden. Ja, dir ist etwas Schreckliches passiert, und die Schnitter haben versucht dich in Lokis kleine Seelenpuppe zu verwandeln. Aber weißt du was, Spartaner? Inzwischen sind uns allen schreckliche Dinge zugestoßen – und weitere schreckliche Erfahrungen stehen uns bevor. Also reiß dich zusammen und wirf dich wieder in den Kampf.«
    »Ich verstehe nicht.« Logan runzelte verwirrt die Stirn. »Ich dachte, du seist nicht wütend auf mich.«
    Ich atmete tief durch. »Ich bin nicht wütend auf dich, weil du mich angegriffen hast. Ich bin wütend auf dich, weil du jetzt aufgibst – weil du einfach den Dienst quittierst. Ich dachte, Spartaner geben niemals auf.«
    Logan seufzte. »Aber du verstehst nicht. Ich könnte eine Gefahr für dich und die anderen darstellen. Loki … ich könnte immer noch mit ihm verbunden sein. Ich möchte das Risiko nicht eingehen, dich noch mal zu verletzen.«
    Ich konnte weder die Tränen aufhalten, die sich in meinen Augen sammelten, noch die Worte, die von meinen Lippen sprudelten. »Du hast mich bereits verletzt. Du hast mir mit deinem Verschwinden das Herz gebrochen. Denn du hast dein Versprechen nicht gehalten. Du hast gesagt, du würdest immer für mich da sein, an meiner Seite gegen die Schnitter kämpfen, und dann bist du gegangen … du bist einfach gegangen. Ohne mir auch nur die Chance zu geben, mich von dir zu verabschieden oder dir zu sagen, dass ich verstehe, was passiert ist.«
    »Ich hatte Angst, dass du versuchen würdest, mich zum Bleiben zu überreden«, flüsterte er. »Und dass ich es zulassen könnte.«
    »Ich weiß«, flüsterte ich zurück. »Ich weiß, dass du nach dem, was Agrona und die Schnitter dir angetan haben, einfach

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