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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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der Wind mein fröhliches Glucksen davon riss. Hinter mir lachte und jubelte Logan. Er genoss diesen Ritt genauso sehr wie ich. Selbst Vic meldete sich ab und zu mit einem »Famose Show« zu Wort. »Famose Show, altes Haus.«
    Wir flogen den Berg hinunter, und ich erhaschte kurze Blicke auf den Weg, über den wir aufgestiegen waren. Sobald der Greif spürte, dass wir uns entspannten, nahm er Geschwindigkeit auf, bewegte die Flügel, flog schneller und schneller. Bald schon hatten wir den Berg ganz hinter uns gelassen und segelten über Snowline Ridge dahin. Die Leute und Autos unter uns wirkten wie halb im Schnee vergrabene Spielzeuge. Ich lehnte mich zur Seite und winkte, obwohl ich bezweifelte, dass irgendwer mich sehen konnte. Ein paar Leute sahen auf, als die Schatten der Greifen über ihre Köpfe hinwegglitten, um dann sofort wieder in den Läden zu verschwinden, aus denen sie gerade erst getreten waren. Ich lachte.
    Schließlich kam die Akademie in Sicht. Wie überall war der Boden auch hier schneebedeckt, doch ich konnte die Mauer genauso deutlich erkennen wie die Gebäude um den Haupthof.
    Ich lehnte mich vor. »Setz uns da unten ab«, bat ich den Greif. »Direkt in der Mitte.«
    Die Kreatur nickte, stieß einen weiteren Schrei aus und sank in Kreisen dem Boden entgegen.
    Ein Schüler sah auf und entdeckte die Greifen. Er rief seinen Klassenkameraden etwas zu, und schon bald starrten alle in unsere Richtung. Ich hörte nur den Wind, der in meinen Ohren rauschte, doch ich konnte mir das aufgeregte Geplapper auf dem Boden nur zu gut vorstellen.
    Aus allen Gebäuden stürzten Leute, um mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen nach oben zu starren. Es kostete mich etwas Zeit, aber schließlich entdeckte ich meine Freunde in der Menge. Ich musste schließlich nur nach einer Person suchen, die von Kopf bis Fuß in Rosa gekleidet war. So fand ich Daphne, und die anderen standen neben ihr. Ich winkte, obwohl auch sie mich wahrscheinlich nicht erkennen konnten.
    Schließlich landeten die Greifen mitten auf dem oberen Hof. Überall um mich herum wurde geflüstert, doch ich ignorierte die Menge, während ich Logan, Vic und mich aus Rans Netz löste und zu Boden glitt.
    Dann zog ich meinen Handschuh aus und legte die nackte Hand an die Flanke des Greifs. »Danke«, flüsterte ich. »Für alles.«
    Ich schloss die Augen und versuchte dem Greif zu zeigen, wie sehr ich zu schätzen wusste, dass er mir und Logan geholfen hatte – und uns das Leben gerettet hatte.
    Der Greif neigte den Kopf, dann stieß er mich leicht an. Ich wusste, was er wollte, also lachte ich und kraulte ihm den Kopf. Wieder schwappte ein warmes Gefühl von Freundschaft und Dankbarkeit über mich hinweg.
    »Weißt du«, murmelte ich, »falls es dich je in meine Berge verschlägt, würde ich mich sehr freuen, wenn wir noch mal zusammen fliegen.«
    Der Greif senkte den Kopf, und ich wusste, dass unsere Verabredung stand.
    Logan berührte meine Schulter und deutete mit dem Kinn hinter mich. Erst da bemerkte ich, dass sich inzwischen eine ziemliche Menschenmenge um uns versammelt hatte. Schüler hielten ihre Handys in die Luft und schossen Fotos, doch niemand wagte es, sich den Greifen zu nähern – niemand außer meinen Freunden.
    Daphne. Carson. Oliver. Alexei. Ajax. Rory. Rachel. Meine Freunde, ob alt oder neu, standen in einer Reihe vor mir, während ihre Blicke abwechselnd über mich, Logan und die Greifen glitten.
    »Hey, ihr«, sagte ich.
    Für einen Moment erwiderte niemand etwas.
    Schließlich schüttelte Rory den Kopf. »Eins muss man dir lassen, Prinzessin. Du weißt, wie man einen guten Auftritt hinlegt.«
    Ich grinste nur.

Ich verabschiedete mich ein letztes Mal von den Greifen. Dann breiteten die Wesen gleichzeitig die Flügel aus und stiegen in den Himmel auf, um sich dort höher und höher zu schrauben. Ehrfürchtig beobachtete die Menge auf dem Hof die Kreaturen – doch ich empfing auch Enttäuschung, weil die Greifen nicht länger geblieben waren. Allerdings hatte ich so ein Gefühl, dass sie zurückkommen würden – früher als gedacht.
    Sobald die Greifen verschwunden waren, richteten sich alle Augen auf mich und meine Freunde. Wir verließen den Hof. Na ja, zumindest ich setzte mich in Bewegung. Alle anderen gingen sehr langsam und starrten an den Himmel, in der Hoffnung, noch einen Blick auf die Greifen zu erhaschen.
    Endlich senkte Daphne den Blick. »Nur du schaffst es, dich mit einem Greif anzufreunden, dessen

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