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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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meinem Getränk? Während ich zusah, zog Jason einen kleinen, weißen Beutel aus seiner Hosentasche. Er drehte den Kopf, um sicherzustellen, dass niemand ihn beobachtete, dann senkte er die Flasche und hielt den Beutel darüber. Irgendein weißes Pulver rieselte ins Wasser. Schnell bewegte Jason die Flasche, sodass das Pulver sich in der Flüssigkeit auflöste.
    Ich schnappte nach Luft. Wollte er – konnte es sein – vergiftete er gerade mein Wasser?
    Jason stellte die Flasche wieder an ihren ursprünglichen Platz auf dem Tresen. Er wollte sich gerade umdrehen, da entdeckte er die zweite Flasche – das Wasser, das Nickamedes gehörte. Jason war sich anscheinend nicht sicher, welche der Flaschen meine war, denn er sah sich noch mal um und zog dieselbe Aktion mit der zweiten Flasche durch. Weißes Pulver hineinschütten, die Flasche schütteln, bis das Gift sich aufgelöst hatte, Wasser hinstellen, als hätte er es nie in der Hand gehalten.
    »Schnitter«, murmelte ich.
    Jason sah sich ein letztes Mal um, um sicherzustellen, dass niemand ihn gesehen hatte. Dann wandte er sich ab, ging zu dem Studiertisch, an dem er gesessen hatte, und sammelte seine Sachen ein. Jetzt, da seine Mission erfüllt war, wollte er die Bibliothek – und damit den Tatort – verlassen.
    Ich kniff die Augen zusammen. Nicht wenn ich etwas dagegen tun konnte.
    Ich rannte los.

Ich rannte zur Treppe und raste die Stufen so schnell hinunter, wie es mir nur möglich war. Ich hatte es so eilig, dass ich die letzten fünf Stufen in einem großen Sprung nahm. Fast wäre ich gefallen, doch in der letzten Sekunde konnte ich mich fangen. Ich holte Luft und eilte an der hinteren Wand der Bibliothek entlang. Mehr als ein Pärchen stand versteckt in den Regalen und knutschte eifrig, doch ich hatte keine Zeit, mich über diese öffentlichen Liebesbekundungen aufzuregen. Ich war vollkommen darauf konzentriert, den Schnitterjungen aufzuhalten – nichts anderes zählte im Moment.
    Ich verließ die Regalreihen und kam schlitternd mitten im Hauptgang zum Stehen. Jason war auf dem Weg zu den Flügeltüren, die aus der Bibliothek führten. Er tippte gerade eine SMS auf dem Handy. Erst als er das Quietschen meiner Turnschuhe auf dem Boden hörte, riss er den Kopf hoch.
    »Du!«, schrie ich und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Jason Anderson! Stopp! Sofort!«
    Der Schnitter erstarrte. Er stand mitten zwischen den Studiertischen, und alle Schüler starrten erst ihn, dann mich an, weil sie nicht verstanden, was vorging.
    Langsam ging ich auf ihn zu. Ich hatte keine Ahnung, welche fiesen Tricks der Wikinger vielleicht noch auf Lager hatte. Jason blinzelte und stopfte sein Handy in die Jackentasche. Seine Hand glitt nach unten und nestelte am Reißverschluss seines Rucksacks herum. Ich beschleunigte meine Schritte und stürmte auf ihn zu, weil ich ihm keine Zeit geben wollte, eine Waffe zu ziehen – vor allem da Vic immer noch hinter dem Ausleihtresen lehnte.
    Ich senkte den Kopf und rammte dem Schnitter die Schulter in den Bauch, wie ein Linebacker es beim Football mit dem Quarterback tut. Zusammen fielen wir und rutschten über den glatten Boden. Die verschiedensten Dinge purzelten aus seinem offenen Rucksack – Bücher, Stifte, sein Laptop und ein Schwert in einer roten Lederscheide.
    »Gwen!«, hörte ich Olivers Stimme über die verwirrten Schreie der anderen Schüler.
    »Schnitter!«, schrie ich zurück, während ich auf die Füße sprang. »Er ist ein Schnitter!«
    Jason packte sein Schwert, zog die Klinge aus der Scheide und stand ebenfalls auf.
    »Stirb, Gypsy!«, zischte er mir zu.
    Er hob das Schwert hoch über den Kopf, und ich duckte mich zur Seite. Die Klinge verfehlte meine Schulter und grub sich in einen der Studiertische direkt vor Helena Paxton, einer hinterhältigen Amazone. Helena kreischte, schob ihren Stuhl zurück und stolperte rückwärts.
    Jason fluchte, während er versuchte, sein Schwert wieder aus dem Holz zu lösen. Ich schnappte mir eines von Helenas Büchern vom Tisch, sprang vorwärts und rammte dem Wikinger den schweren Band seitlich gegen den Kopf. Wieder fluchte der Schnitter und hieb mit der Faust nach mir. Ich drehte mich zur Seite, sodass der Schlag nur meine Schulter traf. Doch dann jaulte ich auf, als Schmerzen in dem Gelenk explodierten und meinen Arm entlang schossen. Ich verlor den Halt an dem Buch, das nutzlos zu Boden fiel. Mit seiner Wikingerstärke konnte Jason ganz schön zuschlagen. Ich wollte mich wieder nach vorne

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