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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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setzte sich hinter das Steuer. Alexei glitt auf den Beifahrersitz. Oliver und ich setzten uns auf die mittlere Sitzreihe, während Daphne und Carson hinten einstiegen.
    Auf den ersten Kilometern der Fahrt sagte niemand etwas – wir waren alle zu sehr damit beschäftigt, aus den Fenstern zu starren und nach den Schnittern Ausschau zu halten, von denen wir wussten, dass sie irgendwo dort draußen lauerten. Doch wir sahen nur bescheidene Häuser und ruhige Straßen.
    Wir fuhren vielleicht seit zehn Minuten, als Olivers Handy piepte. Er zog es aus der Hosentasche und blickte aufs Display.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    Er tippte eine schnelle Antwort. »Nur Kenzie, der wissen will, ob wir schon gelandet sind.«
    Kenzie Tanaka war ein weiterer Spartaner, der auf Mythos mit uns befreundet war. Er war zurückgeblieben, um Metis mit Nickamedes zu helfen, also leuchtete es ein, dass er Oliver schrieb und ein Update forderte.
    »Wie geht es Nickamedes?«
    Oliver drückte noch ein paar Tasten an seinem Handy, um meine Frage abzuschicken. Eine Minute später piepte es wieder. »Laut Kenzie gibt es keine große Veränderung. Bis jetzt ist alles ruhig.«
    Ich atmete tief durch. Zumindest war es nicht schlimmer geworden. Wenn alles nach Ajax’ Plan lief, würden wir schon morgen zu den Ruinen aufsteigen. Dann, am Tag danach, würden wir hoffentlich mit den Ambrosia-Blüten nach Mythos zurückkehren.
    Oliver schrieb eine weitere SMS an Kenzie. Er wollte sein Handy gerade wegstecken, als es wieder piepte.
    »Und wer ist das jetzt?«
    Oliver runzelte die Stirn, als gefiele ihm diesmal gar nicht, was er las. »Nur noch mal Kenzie. Er hatte vergessen, mir etwas zu sagen.«
    Ich wollte Oliver fragen, ob er von Logan gehört hatte, aber ich hielt den Mund. Vor unserem Aufbruch von der Krankenstation hatte Metis erklärt, dass sie Linus Quinn bereits angerufen hatte, um ihm zu erzählen, was mit Nickamedes passiert war. Ajax und die Protektoratswachen hatten die Akademie von oben bis unten durchsucht, aber kein Zeichen von Vivian oder anderen Schnittern gefunden. Trotzdem konnte ich die Sorge nicht unterdrücken, dass Vivian und Agrona Logan tatsächlich in ihrer Gewalt hatten, sosehr mir meine Freunde auch versicherten, dass Logan bei seinem Dad in Sicherheit war.
    Oliver tippte eine weitere SMS , dann steckte er sein Handy ein. Wieder breitete sich Schweigen im Auto aus, also starrte ich aus dem Fenster. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung Denver wirklich lag, aber überall um uns herum erhoben sich Berge am Horizont. Graue Wolken sammelten sich hinter einigen der Bergspitzen, als würde von Westen ein Schneesturm herangetrieben. Ich konnte nicht wie Grandma Frost in die Zukunft blicken, trotzdem fragte ich mich, ob das nicht ein Omen war – und wir uns keineswegs nur Gedanken um die Schnitter machen mussten.
    Wir fuhren ungefähr eine halbe Stunde, dann bog Ajax von der Hauptstraße auf eine kleinere Straße ab. Zehn Minuten danach hielten wir auf einem Parkplatz vor einem Bahnhof. Auf einem Schild stand Snowline-Ridge-Linie – Tägliche Abfahrt von Touristenzügen . Ein roter Zug war in das Holz geschnitzt, der sich einen grünen Berg nach oben kämpfte, komplett mit weißen Rauchwolken über den Schornsteinen.
    »Was machen wir hier?«
    »Die Straßen, die zur Akademie führen, sind schmal, gewunden und gespickt mit Haarnadelkurven«, erklärte Ajax. »Es gibt Dutzende Stellen, die sich perfekt für einen Hinterhalt eignen, und wir wären in jeder Art von Fahrzeug leichte Beute. Metis und ich haben beschlossen, dass es sicherer ist, den Zug zu nehmen. Viele der Schüler und Angestellten von Mythos benutzen ihn, um nach Denver und dann zurück zur Akademie zu fahren. Auf diese Weise können wir in der Menge untertauchen, besonders da gestern ein paar Schüler an einem Kampfturnier in der Stadt teilgenommen haben und heute in die Schule zurückkehren.«
    »Das erinnert mich an dich und deinen Bus, Gwen«, meinte Carson fröhlich.
    »Ein Hoch auf öffentliche Transportmittel«, antwortete ich.
    Wir stiegen aus dem Auto, schnappten uns unser Gepäck und betraten die Bahnhofshalle. Drinnen war es hübscher, als ich erwartet hatte, mit vielen glänzenden Holzbänken, auf denen die einzelnen Sitze mit altmodischen Messinggeländern abgeteilt waren. An der hinteren Wand zog sich eine Reihe von Kartenschaltern entlang, aber über den Fenstern war ein breites Marmorband in die Wand eingelassen – mit Dutzenden Bildreliefs

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