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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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packen soll«, erklärte Daphne mit einem Naserümpfen.
    Ich verdrehte nur die Augen.
    Endlich zog Daphne mit einer Hand ihre Taschen aus dem Weg, und ich schaffte es, mir mein Zeug zu schnappen, das unter ihrem Gepäck begraben gelegen hatte. Ich zog Vic aus meiner Umhängetasche. Das Schwert gab ein lautstarkes Gähnen von sich und öffnete sein Auge. Dann zwinkerte Vic wild und klappte den Mund immer wieder auf und zu, während er den Kiefer von rechts nach links verschob.
    »Was tust du da?«, fragte ich.
    »Was glaubst du denn, was ich tue? Ich versuche einen Druckausgleich herzustellen«, erklärte Vic. »Der Höhenunterschied bringt mich um, glaub mir. Bringt mich um!«
    Ich wollte dem Schwert erklären, dass gewöhnlich er derjenige war, der Leute tötete, nicht andersherum, aber ich hielt den Mund. Endlich, ungefähr eine Minute später, quietschte etwas tief im Metall, und Vics Miene entspannte sich.
    »So«, sagte er. »Viel besser. Und jetzt sollte ich mich um diesen Jetlag kümmern. Weck mich, wenn es Schnitter zu töten gibt.«
    Damit schloss Vic sein purpurnes Auge. Ich dachte darüber nach, ihn wachzuschütteln, damit er genauso schlechtgelaunt und unausgeschlafen war wie ich, aber dann entschied ich mich dagegen. Ich hatte keine Lust, mir seine Klagen anzuhören, bis wir unser Ziel erreicht hatten … wo auch immer wir als Nächstes hingingen.
    Also schob ich Vic zurück in meine Tasche, hängte sie mir um, schnappte mir meine Reisetasche voller Klamotten und stampfte mit den anderen die Stufen des Flugzeugs nach unten.
    Die Sonne kroch gerade über die Berge und vertrieb das grau-lavendelfarbene Zwielicht am Himmel. Die Rockys selbst lagen in einem bläulichen Schein, der die scharfen Kanten der hohen Berge weicher wirken ließ. Weiter oben, in der Nähe der Gipfel, gingen die Felsen in Schnee über. Mein Atem gefror in der Luft wie eine Wolke aus Diamanten, und plötzlich wurde mir klar, wie unglaublich kalt es hier war. Doch die Landschaft war so wunderschön, dass mir die Kälte im Moment noch nichts ausmachte.
    »Komm schon«, sagte Daphne. »Hör auf zu starren. Wir müssen in die Gänge kommen.«
    Ich warf mir die Reisetasche über die Schulter und folgte den anderen über das Rollfeld. Wir traten in einen Hangar. Sofort rollte heiße Luft über mein Gesicht und vertrieb die Kälte. Wir alle folgten Trainer Ajax. Kurz bevor wir durch die Tür traten, die in den Rest des Flughafens führte, drehte Ajax sich um und breitete die Arme aus.
    »Wir wissen alle, dass die Schnitter uns wahrscheinlich bereits verfolgen«, grollte er mit seiner tiefen Stimme. »Wir wissen allerdings nicht, wie viele Spione die Schnitter haben, wer sie sein könnten oder wann sie sich zum Angriff entschließen. Also deckt euch gegenseitig den Rücken – das ist jetzt wichtiger als jemals zuvor. Ich will, dass ihr immer mindestens zu zweit seid und eure Waffen jederzeit zur Hand habt. Lasst euch nicht von der Gruppe trennen.«
    »Wie sollten sie darauf kommen, dass wir hier sind?«, fragte ich. »Und wo genau ist hier eigentlich?«
    »Wir fahren jetzt zur Mythos Academy in Denver«, erklärte Ajax. »Sie liegt ein wenig höher in den Rocky Mountains in einem Vorort namens Snowline Ridge. Wir sollten ungefähr zur Zeit des Unterrichtsbeginns ankommen. Diesen Tag widmen wir unseren Vorbereitungen, morgen brechen wir dann zu den Eir-Ruinen auf.«
    »Und welchen Grund geben Sie dafür an, dass wir so plötzlich auftauchen?«, fragte Alexei.
    Ajax zuckte mit den Achseln. »Dass es eine Exkursion für Schüler ist, die darüber nachdenken, an diese Mythos Academy zu wechseln. So was machen wir manchmal.«
    »Mitten im Wintersemester?«, fragte Oliver. »Finden Sie nicht, dass das eine ziemlich schwache Ausrede ist?«
    Wieder zuckte der Trainer mit den Schultern. »Es war die beste Ausrede, die Metis und mir so kurzfristig eingefallen ist. Außerdem wissen die Schnitter, warum wir hier sind. Dagegen können wir nichts tun.«
    Er hatte recht. Die Schnitter hatten uns hierhergelockt, jetzt blieb uns nur noch, abzuwarten, wie unsere Mission weiter verlief – und wie wir die wie auch immer geartete Falle überleben konnten, die uns die Schnitter gestellt hatten.
    Wir durchquerten den Flughafen und verließen ihn bei der Mietwagenstation. Ajax musste vorher angerufen haben, denn am Randstein wartete bereits ein schwarzer Cadillac Escalade. Ajax unterschrieb ein paar Formulare, nahm einem der Angestellten die Schlüssel ab und

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