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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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tapfer zu geben, aber ich sah das Leid in ihren Zügen. Wieso hatte ich bis jetzt nicht bemerkt, wie viel Nickamedes ihr bedeutete? Wieder einmal fragte ich mich, wie lange sie den Bibliothekar wohl schon liebte – und warum sie ihm ihre Gefühle nicht gestand. Sie würden ein wunderbares Paar abgeben. Doch Metis’ Liebe zu Nickamedes stärkte nur meine Entschlossenheit, ihn zu retten – für sie.
    »Nun«, meinte ich schließlich. »Wenn die Schnitter einen Kampf wollen, dann sollen sie ihn kriegen.«
    »Gwen?«, fragte Metis.
    Ich richtete mich gerader auf. »Wie schnell können wir Denver erreichen?«

Die Antwort auf meine Frage lautete: in wenigen Stunden.
    Zu meiner Überraschung war es Carson, der alle Vorbereitungen traf. Anscheinend machte sein Dad eine Menge Geschäfte mit Weinhändlern in North Carolina und den umgebenden Bundesstaaten, deswegen reiste Mr. Callahan ständig von einem Ende des Landes zum anderen. Zu unserem Glück war Carsons Dad vor ein paar Tagen hier angekommen und hielt sich momentan in Ashland auf, um ein paar Weingüter zu besichtigen. Er hatte Carson erklärt, er könne den Jet haben, wenn er ihn brauchte.
    Nachdem wir in unsere Zimmer geeilt waren, um zu packen, waren wir zu dem kleinen Flughafen in Cypress Mountain gefahren und in den frühen Morgenstunden abgeflogen. Daphne, Carson, Oliver und Alexei hatten Decken und Kissen aus den Gepäckfächern gezogen, sich auf ihren Sitzen zusammengerollt und waren eingeschlafen. Ich dagegen war wach geblieben. Zum Teil, weil ich noch nie zuvor in meinem Leben geflogen und mir die ganze Erfahrung ein wenig unheimlich war. Doch vor allem, weil ich keinen weiteren Albtraum riskieren und irgendwen mit meinen Schreien wecken wollte.
    Letztendlich überwältigte mich dennoch die Erschöpfung. Im einen Moment starrte ich noch aus dem Fenster, machte mir Sorgen um Nickamedes und fragte mich, ob die Schnitter Logan wirklich gefangen hatten oder nicht. Im nächsten wachte ich davon auf, dass Daphne über mir stand und mich mit dem Finger in die Schulter piekte.
    »Aufgewacht!«, sagte sie. »Wir sind da.«
    Ich setzte mich auf. Ich hatte meinen Mantel als Decke verwendet, und jetzt rutschte er nach unten und fiel auf den Boden. »Wir sind schon in Denver?«
    »Nicht tatsächlich in Denver, sondern in einem Vorort«, erklärte Daphne. »Ajax hat uns hier landen lassen, weil es weniger auffällig ist als der Flughafen von Denver. Er versucht, die Schnitter so lang wie möglich zu verwirren.«
    Trainer Ajax war der einzige Erwachsene, der uns begleitete. Metis musste an der Akademie bleiben, um weiter ihre Magie auf Nickamedes anzuwenden und das Gift zu bekämpfen, bis wir mit dem Gegengift zurückkamen. Grandma Frost war ebenfalls zurückgeblieben, um Metis zu helfen und auf Nyx aufzupassen. Es war durchaus möglich, dass die Schnitter in unserer Abwesenheit noch mal in der Akademie angriffen, und ich war froh, dass Grandma Metis den Rücken deckte. Trotzdem vermisste ich sie jetzt schon. Ich befand mich auf einer gefährlichen Mission, doch ich war kein kleines Mädchen mehr, und ich konnte nicht jedes Mal heulend zu meiner Oma rennen, wenn etwas Übles geschah. Ich war jetzt ein Champion – Nikes Champion –, und es lag an mir, dafür zu sorgen, dass keine schlimmen, schlimmen Dinge geschahen – selbst wenn ich durchaus daran zweifelte, ob ich wirklich die richtige Person für den Job war.
    Doch ich musste es versuchen für Nickamedes – besonders da er doch meinetwegen litt.
    Ajax, Oliver, Alexei und Carson sammelten bereits ihre Sachen ein, also stand ich auf und folgte ihrem Beispiel. Zumindest versuchte ich es. Ich musste erst warten, bis Daphne ihre gesamten fünf Koffer aus dem Weg geschafft hatte.
    Irgendwie hatte sie es in der kurzen Zeit, die wir in unseren Zimmern verbracht hatten, um zu packen, geschafft, genug Klamotten für einen Monat in ihre Taschen zu werfen. Und natürlich war ihr gesamtes Gepäck pink. Es passte zu dem langen, schweren Mantel, den Handschuhen, Ohrenschützern und Stiefeln, die sie trug, und nicht zu vergessen zu der riesigen Lackledertasche, die an ihrem Arm hing.
    »Ich weiß, ich habe irgendwas vergessen«, murmelte Daphne, während sie einen weiteren Koffer öffnete und wieder schloss.
    »Das Einzige, was du nicht aus deinem Schrank mitgenommen hast, sind die Kleiderbügel«, stichelte ich. »So lange werden wir gar nicht unterwegs sein, weißt du?«
    »Ich weiß, dass man immer für jede Gelegenheit

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