Frostnacht
hatte. »F-o-r-s-e-t-i?«
Das Mädchen kniff die Augen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, als denke sie darüber nach, vorzutreten und mich genauso anzugreifen, wie sie es bei den Schnittern getan hatte. »Hey, ein Fleißbildchen für dich, weil du buchstabieren kannst. Hast du ein Problem mit dem Namen?«
Alexei trat vor, um mich vor ihr zu schützen. »Du bist diejenige, die gleich ein Problem hat, wenn du noch einen Schritt auf Gwen zumachst.«
Wieder lachte sie wütend und bitter. »Nur für den Fall, dass du es nicht bemerkt hast, Kumpel, ich bin diejenige, die eure teure kleine Prinzessin davor bewahrt hat, einen Armbrustbolzen in den Schädel zu kriegen.«
»Prinzessin?«, fragte ich.
Rory schnaubte abfällig. »Ja. Du. Prinzessin. Du und dein kleiner Hofstaat. Ich habe gesehen, wie sie sich im Bahnhof ständig in deiner Nähe herumgetrieben haben. Man könnte meinen, du wärst eine Prinzessin oder so was Ähnliches, so wie sie um dich herumscharwenzeln.«
Ich riss die Augen auf, meine Lippen zuckten, und meine Schultern fingen an zu zittern. Ich versuchte es zu unterdrücken – tat ich wirklich –, aber ich konnte nicht anders. Ich fing an zu lachen. Und sobald ich angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich wusste, es war verrückt; ich wusste, dass mein Lachen irre war – dass ich versuchen sollte, es zu unterdrücken, wie ich in letzter Zeit all meine Gefühle unterdrückt hatte – aber ich schaffte es einfach nicht.
Meine Freunde sahen erst mich an, dann einander. Daphne zuckte mit den Schultern. Sie verstand nicht, warum ich lachte, und genauso ging es den Jungs.
»Was ist so witzig?«, murmelte Rory.
»Prinzessin!« Ich presste das Wort zwischen Lachsalven hervor. »Du hältst mich für eine verdammte Prinzessin!«
Das Lachen ging weiter und weiter, bis mir Tränen über die Wangen rannen und mein Bauch wehtat.
Rory starrte mich wieder böse an. »Hätte ich gewusst, dass du verrückt bist, hätte ich zugelassen, dass dich die Schnitter aus deinem Elend erlösen – und damit auch mich.«
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und schaffte es endlich, mein Gekicher unter Kontrolle zu bringen. »Du verstehst nicht. Falls es etwas gibt, das ich sicher nicht bin, dann eine Prinzessin. Diese Bezeichnung passt eher zu Daphne als zu mir.«
»Hey!«, blaffte meine Freundin.
Ich sah sie an. »Komm schon. Du weißt, dass es stimmt. Wie viele Koffer hast du mit auf diese Reise genommen?«
Sie schnaubte. »Nur weil du dein Leben in Kapuzenpullis, Turnschuhen und schäbigen T -Shirts verbringen willst, muss der Rest von uns noch lange nicht leiden.«
Ich verdrehte die Augen. »Auf keinen Fall.«
Rory sah die Walküre direkt an. »Du heißt Daphne?«
Sie richtete sich auf. »Daphne Cruz. Von der Akademie in North Carolina.«
Daphne stellte uns einen nach dem anderen vor, auch Trainer Ajax, der sein Telefonat beendet hatte.
Rory musterte kurz meine Freunde, bevor sie den Blick wieder auf mich richtete. »Und wie heißt die Prinzessin?«
»Gwen«, sagte ich. »Gwen Frost.«
Rory erstarrte, genau wie ich vor Kurzem. Ein Schatten huschte über ihr hübsches Gesicht, und für einen Moment verspannte sich ihr gesamter Körper. Es sah aus, als würde sie sich jeden Moment nach vorne werfen, um mich anzugreifen. In ihren Augen blitzte etwas auf, das sehr nach Hass aussah, und ich fühlte eine Welle der Wut von ihr ausgehen, so heiß wie das Feuer in einem Kamin.
»Vielleicht hast du schon von ihr gehört«, meinte Carson hilfsbereit.
»Ja«, murmelte Rory. »Ich habe allerdings von ihr gehört.«
Dem Klang ihrer Stimme nach war es nichts Gutes gewesen. Es war schon schlimm genug, dass inzwischen alle Jugendlichen zu Hause jede meiner Bewegungen beobachteten. Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass sich die Nachricht von mir als Nikes Champion auch im Rest der mythologischen Welt verbreiten würde. Allerdings hätte ich es wahrscheinlich wissen müssen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Mythos-Schüler im Tratschen noch besser waren als im Gebrauch ihrer Waffen. Gleichzeitig fragte ich mich, was das wohl für Auswirkungen auf unseren Empfang in der Akademie haben würde. Ajax hatte unsere Gruppe als Schüler auf einer Exkursion ausgeben wollen, aber das war jetzt nicht mehr möglich – wenn es denn überhaupt funktioniert hätte.
Rory schenkte mir noch einen finsteren Blick, dann ließ sie sich auf ihre Bank fallen, verschränkte die Arme ein weiteres Mal vor der
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