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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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betrachtete. Sie warf mir einen grimmigen Blick zu, und ich trat ein paar Schritte zurück.
    Rachel zeigte uns das Bad und das Gästezimmer, in dem Daphne und ich schlafen würden.
    »Leben Sie schon lange hier?«, fragte ich, während ich Vic und meine Umhängetasche auf das Bett legte. »Denn das Häuschen ist wirklich cool.«
    Rachel lächelte mich an. »Ich war gerade eingezogen und hatte meinen Job als Jungköchin angetreten, als …« Ihr Lächeln verrutschte, dann verschwand es ganz.
    »Als meine Eltern in der Bibliothek in den Schnittermodus geschaltet haben«, beendete Rory ihren Satz.
    Rachel bemühte sich um ein weiteres Lächeln, doch einen Moment später gab sie auf. »Covington war so nett, das Protektorat davon zu überzeugen, mich nicht zu entlassen, damit Rory und ich hierbleiben konnten.«
    »Genau«, höhnte Rory wieder. »Er ist ein echt aufrechtes Kerlchen. Er hat es doch nur getan, um uns im Auge behalten zu können, nur für den Fall, dass wir ebenfalls Schnitter sind. Er und der Rest des dämlichen Protektorats.«
    Rachel seufzte. »Rory, du weißt genau, dass Covington sehr nett zu uns war, seit … all das geschehen ist.«
    Ihre Nichte schnaubte. »Was auch immer. Das ändert nichts an der Tatsache, dass er sie getötet hat. Mir ist egal, wie nett er war … und mir ist auch egal, dass du total auf ihn stehst.«
    Rachels Wangen liefen rot an, doch Rory starrte ihre Tante weiterhin böse an. Erst nach ein paar Augenblicken schüttelte das Spartanermädchen den Kopf.
    »Und du leugnest es nicht mal. Was auch immer. Ich bin in meinem Zimmer.«
    Damit stampfte sie davon. Ein paar Sekunden später hörten wir tiefer im Cottage eine Tür schlagen. Rachel verzog das Gesicht, dann versuchte sie ein weiteres Mal zu lächeln – und wieder versagte sie kläglich.
    »Auf jeden Fall«, flötete sie mit zu hoher, brüchiger Stimme. »Solltet ihr heute Abend noch irgendetwas brauchen, meldet euch einfach bei mir oder Rory. Ihr findet uns am anderen Ende des Flurs.«
    »Sicher«, sagte ich. »Wir melden uns.«
    Rachel nickte, dann eilte sie aus dem Zimmer.
    Für einen Moment schwiegen Daphne und ich. Dann schüttelte die Walküre den Kopf.
    »Wow«, meinte sie. »Und ich dachte, du wärst übellaunig. Ich würde sagen, Cousine Rory hat dich in diesem Punkt übertroffen, Gypsy. Willkommen, Familiendrama.«
    Ich verdrehte die Augen, schnappte mir ein Kissen vom Bett und schmiss es ihr an den Kopf.
    Daphne und ich verbrachten die nächste Stunde damit, uns bettfertig zu machen – wir duschten, putzten uns die Zähne, kämmten uns die Haare, legten Kleidung heraus und packten unsere Rucksäcke für den nächsten Tag. Sobald wir damit fertig waren, erklärte Daphne, sie sei hundemüde, und kletterte ins Bett. Schon Minuten später schnarchte sie. Genau wie Vic, den ich auf meiner Seite des Bettes gegen das Kopfende gelehnt hatte. Sein Schnarchen folgte demselben Rhythmus wie Daphnes, als lägen sie im Wettstreit, wer lauter schnarchen und mich länger wachhalten konnte. Bis jetzt war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
    Da ich in nächster Zeit sowieso nicht würde schlafen können, glitt ich aus dem Bett, schnappte mir mein Handy, öffnete die Tür und trat in den Flur. Ich rief Grandma Frost an, und sie hob beim ersten Klingeln ab.
    »Wie geht es dir, Süße?«
    »Mir geht es gut«, sagte ich leise, um Daphne nicht zu wecken. »Nur ein wenig müde. Aber ich nehme an, das war zu erwarten. Der Tag war sehr interessant.«
    Ich erzählte meiner Grandma alles, was passiert war, alles, was gesagt und getan worden war – und von all den Dingen, die ich über meinen Dad erfahren hatte.
    »Ist es wahr?«, fragte ich, während mein Magen sich verkrampfte. »War mein Dad wirklich ein Schnitter?«
    Für einen Moment antwortete Grandma nicht. »Ja und nein«, sagte sie schließlich.
    »Was soll das heißen?«
    Sie holte Luft. »Es bedeutet, dass dein Vater in einer Familie von Schnittern aufgewachsen ist. Sein Vater, seine Mutter, sein Bruder. Sie waren alle Schnitter und haben die Bosheit willkommen geheißen, die damit einhergeht, Loki zu dienen. Die Forseti-Familie war unter Schnittern ziemlich berühmt – und sehr grausam.«
    Ich packte das Handy fester. »Und mein Dad?«
    Grandma holte wieder tief Luft. »Tyr war genauso – für eine Weile. Dann traf er deine Mutter. Die Schnitter hatten ihn ausgeschickt, sie zu töten.«
    »Was ist passiert?«, flüsterte ich.
    »Sie haben sich verliebt«, antwortete Grandma.

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