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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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»Dein Dad war es bereits leid, ein Schnitter zu sein. Er war der ständigen Kämpfe müde geworden und wollte auch nicht mehr andauernd die Leute um sich herum verletzen. Und deine Mutter empfand dasselbe, besonders nachdem sie lange Jahre als Nikes Champion gedient hatte. Also beschlossen die beiden, sich ein neues Leben aufzubauen – ein Leben, das nichts mit der mythologischen Welt zu tun hatte. Und für eine Weile hat es funktioniert.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich wieder. »Und erzähl mir bitte nicht wieder, mein Dad wäre an Krebs gestorben. Das glaube ich nicht. Schon seit einer Weile nicht mehr.«
    »Ich weiß, Süße«, antwortete sie. »Und ich weiß auch, dass ich versprochen habe, keine Geheimnisse mehr vor dir zu haben. Aber deine Mom und ich wollten dich nicht verletzen.«
    »Die Schnitter haben auch meinen Dad getötet, richtig?«
    Schweigen.
    Gefolgt von einem Seufzen. Schließlich antwortete sie: »Ja. Einer Gruppe von Schnittern gelang es nach deiner Geburt, Tyr und Grace aufzuspüren. Dein Vater hat sich geopfert, damit du und deine Mutter überleben konnten.«
    Meine Gedanken überschlugen sich mit Fragen – über meinen Dad, die Schnitter, darüber, warum er und meine Mom den Schnittern und der mythologischen Welt nicht gemeinsam hatten entkommen können, egal wie sehr sie es gewollt hatten; egal wie sehr sie sich bemüht hatten. Ich fragte mich, ob ich wohl zu einem ähnlichen Leben verdammt war. Fragte mich, ob Logan und ich dazu verdammt waren, das Schicksal meiner Eltern zu wiederholen – oder ob das schon geschehen war.
    Ich konnte nicht stillstehen, also schlich ich den Flur entlang und spähte ins Wohnzimmer. Rory musste ihren Wutanfall überwunden haben, denn sie und Rachel saßen gemeinsam vor dem Feuer und spielten irgendein Brettspiel.
    »Was ist mit Rorys Eltern?«, fragte ich.
    Grandma seufzte. »Ich weiß nicht viel über sie. Nur dass sie einen anderen Weg eingeschlagen haben als dein Dad. Sie waren Schnitter, und sie sind immer Schnitter geblieben.«
    »Aber warum haben sie Rory nichts davon erzählt, dass sie Schnitter sind? Warum haben sie Rory nicht auch zu einem Schnitter gemacht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Vielleicht wollten sie, dass das Mädchen sich aus freiem Willen dazu entscheidet, ein Schnitter zu werden. Vielleicht haben sie im Geheimen gehofft, dass sie einen anderen Weg im Leben einschlagen würde. Diese Frage kann ich weder dir – noch ihr – beantworten.«
    Ich blickte Rory an. Rachel sagte etwas, und ein Lächeln glitt über Rorys Gesicht und verdrängte kurz den mürrischen Gesichtsausdruck, den sie ständig zur Schau trug. Für einen Moment wirkte sie fast entspannt … und glücklich. Ich fragte mich, ob es daran lag, dass im Moment keine anderen Jugendlichen anwesend waren, die sie verhöhnten – oder sie wegen der schrecklichen Dinge, die ihre Eltern getan hatten, verurteilten.
    »Danke, dass du es mir erzählt hast.«
    »Gern geschehen«, antwortete Grandma. »Obwohl ich es dir schon vor langer Zeit hätte erzählen müssen, Süße. Doch mit dem Mord an deiner Mom, deinem Wechsel nach Mythos und allem anderen, was in den letzten Monaten passiert ist … schien es einfach nie einen richtigen Zeitpunkt dafür zu geben. Du hast schon so viel durchgemacht. Ich wollte dich nicht noch mehr verletzen.«
    »Ich weiß, dass du versuchst, mich zu beschützen«, sagte ich. »Aber wir wissen beide, dass das einfach nicht mehr möglich ist. Zumindest kenne ich jetzt die Wahrheit über meinen Dad, auch wenn sie mir nicht gefällt.«
    »In der Tat.«
    Wir schwiegen einen Moment.
    »Sei morgen vorsichtig«, sagte Grandma schließlich. »Ich weiß, dass deine Freunde bei dir sein werden, aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass du zu diesen Ruinen aufsteigst. Besonders da die Schnitter genau wissen, dass du kommst.«
    »Ich werde aufpassen. Ajax trifft jede mögliche Vorsichtsmaßnahme. Wir werden vorbereitet sein, egal was die Schnitter planen.«
    »Ich weiß, aber das sorgt auch nicht dafür, dass ich mir weniger Sorgen mache.«
    »Wie geht es Nickamedes?«, fragte ich, weil mir auffiel, dass sie ihn bis jetzt nicht ein einziges Mal erwähnt hatte.
    Grandma zögerte. »Es geht ihm schlechter. Er hat Fieber. Im Moment noch nicht allzu hoch, aber Metis sagt, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Temperatur rasant ansteigt und das Gift ihre Heilmagie besiegt. Außerdem … kann er manchmal seine Beine nicht fühlen. Die Taubheit kommt und

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