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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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geht. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass das Gift sich in seinem Körper ausbreitet. Metis glaubt … dass die Lähmung dauerhaft sein könnte, selbst wenn die Ambrosia-Blüten das Gift aus seinem Körper verdrängen.«
    Ich rieb mir die Stirn, hinter der plötzlich Schmerz pochte. Ich stand hier herum und machte mir Sorgen um mein Familiendrama, wie Daphne es genannt hatte, während Nickamedes litt – und das meinetwegen. Schnell verdrängte ich die Sorge um ihn und konzentrierte mich auf das andere Gefühl, das in mir aufstieg – Entschlossenheit, die Blüten zu finden und rechtzeitig zurück in die Akademie zu bringen.
    »Ich liebe dich, Süße«, sagte Grandma Frost. »Sei brav und sei vorsichtig.«
    »Das werde ich. Ich liebe dich auch, Grandma.«
    Wir legten auf. Ich ging zurück ins Gästezimmer, schloss die Tür hinter mir, legte das Handy auf den Nachttisch und kletterte neben Daphne ins Bett. Ich wusste, dass ich mich ausruhen musste, dass der morgige Tag noch länger und anstrengender werden würde als der heutige. Trotzdem dauerte es sehr lange, bis ich es endlich schaffte, das Schnarchen um mich herum zu ignorieren und einzuschlafen.

In dieser Nacht träumte ich zur Abwechslung nicht davon, wie Logan mich erstach. Stattdessen versank ich einfach in einer tiefen, ruhigen Schwärze, in der ich trieb, bis es Zeit zum Aufstehen war. Vielleicht hatte mein Unterbewusstsein verstanden, dass ich morgen schon genügend Gefahren ausgesetzt sein würde, ohne heute auch noch davon zu träumen.
    Wir nahmen noch ein spätes Frühstück im Speisesaal zu uns, bevor wir uns die Ausrüstung auf die Schultern luden und loszogen. Covington wartete am Tor auf uns. Wieder einmal blickte ich zu den Greifen auf, die rechts und links des Gitters hockten. Die Kreaturen starrten mich wie immer an, aber heute erschien mir ihr Blick irgendwie finster und wachsam, als hätten sie eine Vorstellung von den Plänen der Schnitter und davon, wie gefährlich unsere Bergwanderung werden würde. Ich seufzte und wandte den Blick ab. Ja, ich hatte auch das Gefühl, dass es ein Gwen-kämpft-um-ihr-Leben -Ausflug werden würde.
    Vor dem Tor wartete ein großer schwarzer Transporter, in den wir alle einstiegen. Covington lenkte den Wagen durch Snowline Ridge und an allen Geschäften vorbei, dann wurde die Straße schmaler und schraubte sich den Berg hinauf. Schließlich hielt der Bibliothekar auf einem asphaltierten Parkplatz vor einem Park. Neben dem Eingang stand ein Schild mit der Aufschrift Snowline Ridge Naherholungsgebiet, über dem eine Schnitzerei von grünen Kiefernwäldern mit einer dahinter aufragenden Bergspitze hing. Covington schaltete den Motor aus, während Ajax sich auf dem Beifahrersitz zu uns umdrehte.
    »Wir wissen alle, womit wir es zu tun bekommen werden«, rumpelte Ajax. »Und wir wissen, was auf dem Spiel steht. Nickamedes lebt – noch. Aber je früher wir ihm das Gegengift bringen, desto besser.«
    Ich hatte Grandma Frost auch heute Morgen noch einmal angerufen. Sie hatte versucht, so zu tun, als sei alles in Ordnung, doch ich hatte die Sorge in ihrer Stimme gehört. Schließlich hatte sie mir erzählt, dass sich Nickamedes’ Zustand über Nacht deutlich verschlechtert hatte. Metis musste inzwischen ihre gesamte Kraft einsetzen, um den Bibliothekar zu heilen, doch das Gift fing bereits an, ihre Magie zu neutralisieren. Grandma hatte mir widerstrebend erklärt, dass uns nur noch höchstens drei Tage blieben, bevor Metis’ Magie vollkommen versagte und das Gift sich unkontrolliert in Nickamedes’ Körper ausbreiten konnte.
    »Wenn einer von euch das hier lieber nicht tun will, verstehe ich das«, fuhr Ajax fort. »Auf jeden Fall wird es gefährlich. Im schlimmsten Fall, nun, ich glaube nicht, dass ich euch noch erzählen muss, wie übel es werden könnte.«
    »Übler als die Ermordung meiner Mom und Nott? Schlimmer als der Moment, als die Schnitter mein Blut eingesetzt haben, um Loki zu befreien? Schlimmer als das, was sie Logan angetan haben, als sie Lokis Seele in seinen Körper überführen wollten?«, fragte ich, während ich Ajax unverwandt anstarrte. »Wir haben schon eine Menge übles Zeug durchgemacht. Das wird nur eine neue, verdrehte Version des Ganzen. Richtig, Freunde?«
    Ich sah meine Freunde an, und sie alle nickten zustimmend.
    Daphne ließ ihre Knöchel knacken, bis pinkfarbene Funken um sie herum in der Luft tanzten. »Gwen hat recht. Die Schnitter werden sich in den Kampf werfen – und wir

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