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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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mochte das sehr, und den glücklichen Quietschgeräuschen nach zu urteilen, die er von sich gab, war es bei dem Greif genauso.
    »Was soll ich sagen?« Ich grinste. »Ich habe einfach ein magisches Händchen, wenn es um Tiere geht.«
    Daphne schnaubte. »Die wahrscheinlichere Erklärung ist, dass du nicht ganz dicht bist.«
    Trotzdem gab sie mir Vic zurück und ging neben mir in die Knie. Mit ihrer Walkürenstärke fiel es ihr leicht, vorsichtig die um das Hinterbein des Greifs geschlossene Schlagfalle zu öffnen. Rory zog das Bein aus der Metallspange, dann ließ Daphne die Falle wieder zufallen und warf sie zur Seite.
    »Schreckliches Ding«, murmelte sie.
    Ich blieb neben dem Greif auf dem Boden hocken und kraulte ihn weiter. »Es ist okay, Kumpel. Jetzt wird alles gut.«
    Ich hatte keine Ahnung, ob der Greif mich verstand, aber er sprang auf die Beine – nur um sofort wieder umzufallen, begleitet von einem schrecklichen Schrei, der mir verriet, wie schlimm seine Schmerzen sein mussten.
    Ich wandte mich wieder an Daphne. »Glaubst du, du könntest ihn mit deiner Magie heilen? Er hat echte Schmerzen, und ich glaube nicht, dass er sich von uns zurück an den Bach tragen lässt, wo die anderen sind.«
    Daphne musterte den Greif, Zweifel in den schwarzen Augen. »Wahrscheinlich kann ich es versuchen. Ich lerne noch, mit meiner Magie umzugehen. Aber ich verstehe, was du sagen willst. Wir können den armen Kerl nicht einfach so hier liegen lassen. Einen Versuch ist es wert.«
    Daphne legte ihren Bogen auf den Boden und krabbelte vorsichtig auf den Greif zu. Die Kreatur beäugte sie genauso misstrauisch wie mich zuvor, also legte ich erneut meine Hand auf ihre Pfote und schickte ihr verschiedene Erinnerungen an Daphne und unsere Freundschaft.
    »Sie wird dafür sorgen, dass es deinem Bein besser geht«, erklärte ich dem Greif. »Alles wird gut. Du wirst schon sehen.«
    Daphne griff nach ihrer Magie, und die pinkfarbenen Funken, die aus ihren Fingerspitzen schossen, verbanden sich zu einem wunderschönen, rotgoldenen Glühen. Sie beugte sich vor und drückte sanft die Hand an den Schenkel des Greifs, direkt über der Stelle, an der sich die Stahlzähne der Falle in sein Fleisch gegraben hatten. Das Glühen breitete sich langsam über den Körper der Kreatur aus und sammelte sich in den hässlichen, zerfetzten Wunden, die sich um sein Bein zogen. Während ich hinsah, schoben sich die Ränder der Verletzungen langsam aufeinander zu, um dann makellos zu verheilen. Und die ganze Zeit spürte ich die beruhigende Macht von Daphnes Magie. Eine Welle nach der anderen ging von ihr aus und versank in dem Greif. Allein in ihrer Nähe zu hocken, wenn sie ihre Magie anwandte, sorgte dafür, dass ich mich ein wenig stärker fühlte und mir das Herz ein wenig leichter wurde. Ich wusste, wenn ich jetzt die Hand auf ihre gelegt hätte, hätte ich den hellen, prinzessinnenrosa Funken gesehen, der im Innersten ihres Seins brannte.
    »So«, meinte Daphne ein paar Minuten später. »Erledigt.«
    Sie senkte die Hand, lehnte sich zurück und atmete erschöpft durch. Als ich den Greif musterte, stellte ich fest, dass seine Wunden vollkommen verheilt waren. Wäre da nicht das getrocknete Blut in seinem Fell gewesen, hätte man nie vermutet, dass der Greif je verwundet gewesen war.
    Der junge Greif schien den Unterschied ebenfalls zu spüren. Er kämpfte sich auf die Beine und lief hin und her, als wollte er sein vor Kurzem noch verletztes Bein testen und herausfinden, wie gut Daphne ihren Job gemacht hatte.
    »Hey.« Ich streckte wieder die Hand nach ihm aus. »Vielleicht solltest du es langsam angehen …«
    Doch es war zu spät.
    Mit einem lauten Schrei schlug der Greif mit den Flügeln und stieg auf. Daphne und ich sprangen auf die Füße. Die Kreatur schwebte noch einen Moment in der Luft, bevor sie noch einmal schrie, Richtung Baumwipfel schoss und im wolkenverhangenen grauen Himmel weit, weit über uns verschwand.
    Ich konnte nur den Kopf in den Nacken legen und das Stück Himmel anstarren, wo der Greif sich gerade noch befunden hatte. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich mehr Zeit mit der Kreatur verbracht. Aber sie war wild und ungezähmt, wie Covington gesagt hatte. Ich sollte dankbar dafür sein, dass der Greif überhaupt zugelassen hatte, dass Daphne, Rory und ich ihm halfen. Zumindest war er jetzt aus der Falle befreit, und sein Bein war geheilt. Damit musste ich zufrieden sein. Außerdem war der Anblick, wie er wie eine Rakete

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