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Frozen Time (German Edition)

Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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empfand, habe ich mir Sorgen um sie gemacht, als sie plötzlich verschwunden war. Und jetzt steht sie mir gegenüber, erfreut sich bester Gesundheit und scheint keine größeren Probleme zu kennen als die Frage, was sie zu Mittag essen soll. Haben die Medis doch die Wahrheit gesagt, als sie behaupteten, Rose sei geheilt entlassen worden?
    Ich möchte es gerne glauben, aber die Erlebnisse der letzten Tage haben mich misstrauisch gemacht. So misstrauisch, dass meine innere Stimme mich mit Roses eigenen Worten warnt:
Erzähl es niemandem!
Ich weiß, was die Stimme meint: Diese veränderte Rose darf nichts davon erfahren, dass ich aus dem MediCenter geflohen bin, und nichts darüber, was seither geschehen ist! Und deshalb werde ich sie auch nicht fragen können, was es war, woran sie sich erinnert hat. Wenn sie es überhaupt noch weiß!
    Rose scheint nichts von meinem inneren Konflikt zu bemerken. »Wie geht es dir?«, fragt sie ehrlich interessiert und strahlt mich weiter an.
    »Ähm, gut, danke«, zwinge ich mich zu einer höflichen Antwort. »Und dir?«
    »Bestens, danke«, erklärt sie überschwänglich. »Und das ist?« Ihr Blick wandert zu Milo, den sie nicht wiederzuerkennen scheint.
    »Milo«, stelle ich eilig meinen Begleiter vor, der daraufhin zu uns tritt. »Milo, das ist Rose.«
    »Freut mich.« Er neigt leicht den Oberkörper und sie schenkt ihm geschmeichelt ihr breitestes Lächeln.
    »Und was macht ihr hier?«, will Rose wissen.
    Nervös streiche ich mir über die Haare, hoffe, dass meinestruppige Perücke wenigstens an ihrem Platz sitzt. Dann fällt mir wieder ein, dass ich kein Insignal trage, und ich lasse sofort die Arme sinken, damit die Ärmel meiner Jacke nicht so weit hochrutschen, dass Rose womöglich sein Fehlen bemerkt. An ihrem Handgelenk sehe ich das glitzernde Band, in ihrer Miene entspanntes Warten auf meine Antwort. Milo kommt mir zu Hilfe.
    »Wir haben eine Verabredung.« Vage deutet er mit seinem Daumen über die Schulter zum FreizeitCenter hinter uns.
    »Ah ja, ich auch.« Rose scheint nicht verwundert zu sein. »Und wohnst du jetzt auch hier?«, wendet sie sich an mich.
    »Hier?« Es gelingt mir nur schlecht, meine Überraschung zu verbergen.
    »Ein bisschen ungewöhnlich, ich weiß«, fährt Rose trotzdem ungerührt fort, »aber ich finde die Einrichtungen hier einfach komfortabler, und die verehrte Regierung war so großzügig, für mich eine Ausnahme zu machen. Ich muss jetzt leider weiter. Es war schön, dich wiederzusehen, wir sollten uns bald mal wieder verabreden, ich fühle mich manchmal doch ein bisschen einsam ohne die alten Kontakte. Aber nein, mir geht es gut. Natürlich.« Ihr Lächeln wird, wenn überhaupt möglich, noch eine Spur breiter.
    »Also, melde dich bei mir«, fährt sie fort, ohne auf eine Antwort von mir zu warten, und tippt sich mit dem Finger an ein hochmodernes SmartSet hinter dem Ohr; dabei scheint sie nicht zu bemerken, dass ich gar keines trage.
    »Gesundheit, Glück und ein langes Leben«, wünscht sie uns und verschwindet, kaum haben wir unsere Erwiderung gemurmelt, um die Ecke des Centers zum Eingangsportal.
    »Das ist ja noch mal gut gegangen«, höre ich Milo leise neben mir sagen.
    Ich bin mir nicht so sicher. Während wir uns abwenden, um zurück in die Grünanlage und zu unserem Einstieg in die Unterwelt zu gelangen, komme ich aus dem Grübeln nicht heraus. Rose ist gesund, das erleichtert mich, doch gleichzeitig bin ich mir fast sicher, dass ich weiß, was mit ihr geschehen ist: Gehirnwäsche! Das Wort geht mir nicht mehr aus dem Kopf und jagt mir trotz der Mittagshitze einen kalten Schauer über den Rücken.
    Erst als die Klappe des Lüftungsschachts sich über uns schließt, erinnere ich mich wieder an die Frau hinter dem Fenster.
Doreen
, denke ich. Wer bist du? Und woher kennen wir uns?

KAPITEL 14
    »Diese Frau   … « Ich erinnere mich an jedes Detail ihres alten Gesichts, an die unzähligen Fältchen, die klugen Augen, die schon vieles gesehen haben, erinnere mich sogar an ihre Stimme, obgleich ich sie vorhin nicht gehört habe. Es ist eine angenehme Stimme, immer fröhlich, immer freundlich. Ich habe Milo von der Frau erzählt.
Doreen
. Ich erinnere mich auch an diesen Namen. Aber ich begreife einfach nicht, was diese Frau mit mir und mit meinem Leben zu tun hat. Und was mich noch mehr verwirrt, ist das Bild eines kleinen Mädchens mit wilden, kastanienfarbenen Locken, das sich mir immer wieder in den Kopf drängt, wenn ich an diese

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