Frozen Time (German Edition)
wartet.
»Schnell, die Officer«, bringe ich schnaufend hervor. Er hat die fremde Stimme bereits gehört und zeigt nur stumm auf eine weitere Tür. Es ist eine Sicherheitstür aus glänzendem Titanstahl, dem härtesten Material, das es gibt. Blau flackernd laufen die Strahlen eines speziellen Alarmsystems über den Rahmen. Wie sollen wir da durchkommen?
»Wir sind geliefert«, sage ich ernüchtert. Die schweren Schritte unserer Verfolger können höchstens noch zwei Etagen entfernt sein. Doch ich habe den Satz gerade beendet, als das blaue Leuchten über der Tür abrupt erlischt.
»Das Security-Update«, sagt Milo. Das ist unsere Chance!« Schon macht er einen Schritt auf die Tür zu, die automatisch zur Seite gleitet.
»Komm«, drängt er mich.
»Da lang?«, frage ich zögernd, irgendetwas hält mich zurück.
»Haben wir eine andere Wahl?«, erwidert Milo ungeduldig und ist bereits durch die Tür geschlüpft.
»Stehen bleiben«, ertönt die Stimme des Officers hinter mir. Ich wende den Kopf, sehe, dass der erste der Verfolger nur noch einen Treppenabsatz von mir entfernt ist. In der Hand hat er eine elektronische Schusswaffe, die er auf mich richtet. Da werfe ich mich durch die Tür. In letzter Sekunde. Kaum bin ich durch die Öffnung getreten, als die blauen Lichtstrahlen wieder aufleuchten und die Tür sich hinter uns schließt. Jetzt müssen sie erst mal jemanden finden, der ihnen diesen Hochsicherheitstrakt öffnet! Und das dürfte in dem allgemeinen Durcheinander im Haus schwierig werden. Fürs Erste haben wir unsere Verfolger abgehängt. Fragt sich nur, wie lange.
KAPITEL 18
»Das ist nicht der Kryoraum.« Obwohl ich noch nie dort war, weiß ich genau, dass es sich hierbei nicht um den Raum handeln kann, in dem die Kryoboxen der
Frozen
aufbewahrt werden.
Wir stehen am Ende eines langen, hell erleuchteten Gangs, an dessen anderer Seite ich einen ausladenden MonitorDesk erkenne. Auf fast allen der vielleicht zwanzig Monitore sind Avatare zu sehen, deren Körperteile in unterschiedlichen Farben aufleuchten. Ich kann weder die Zahlen daneben erkennen noch die Namen, die auf jedem Monitor stehen müssen. Aber ich weiß sofort, was das zu bedeuten hat: Wir befinden uns auf einer hochmodernen Intensivstation.
Ein regelmäßiges Piepen und Summen erfüllt die Luft, darüber liegt ein schrillerer Alarmton, dem aber niemand Beachtung zu schenken scheint. Außer uns ist kein Mensch auf dem Gang unterwegs. Vermutlich sind alle Medis dem Security-Aufruf gefolgt und haben sich in der Eingangshalle versammelt.
»Wir sollten uns beeilen«, drängt Milo, und ich löse mich aus meiner überraschten Starre, nebeneinander laufen wir den langenGang entlang. Links und rechts liegen Patientenzimmer, abgetrennt durch große Glasscheiben, an die ich mich von meinem eigenen Aufenthalt als Patientin im MediCenter noch bestens erinnere: von innen schwarz, von außen klar und durchsichtig. Trotz unserer Eile kann ich es mir nicht verkneifen, einen Blick in die Räume zu werfen.
In jedem steht ein IntensivKubus, von dem dünne Schläuche zu einem schlafenden Patienten in einem breiten Intensivbett führen. Bleiche Gesichter unter weißen Decken, die sich über der Brust im vorgegebenen Rhythmus der Beatmungsgurte heben und senken. Sie sind alle jung, nicht älter als Milo und mein neues Ich – und sie sehen furchtbar krank aus. Die Köpfe sind kahl, die Wangen eingefallen, die Haut fleckig, unter den Augen liegen dunkle Schatten und die Lippen sind aufgesprungen. Die zwei letzten Zimmer sind leer, eines der leeren Betten wirkt zerwühlt.
»Was hat das bloß zu bedeuten?«, flüstert Milo, aber ich zucke im Laufen nur mit den Schultern. Ich habe keine Ahnung, warum sie im Keller des ForschungsCenters diese Intensivstation eingerichtet haben, ich merke nur, wie mir ein ungutes Gefühl durch den ganzen Körper kriecht.
Dann erreichen wir den Desk, und ich bremse abrupt, ich muss wenigstens einen Blick auf die Monitore werfen, auch wenn uns eigentlich die Zeit dafür fehlt. Aber ich muss wissen, was hier vor sich geht und ob es etwas mit Finn zu tun hat. Einer der Monitore blinkt im Rhythmus des Alarms, auf den hier unten noch immer niemand zu hören scheint, ein zweiter ist dunkel, auf allen anderen drehen sich die Patientenavatare langsam um sich selbst. Meine Augen rasen über die Namen auf denübrigen Monitoren, ohne den einen zu finden, nach dem ich Ausschau halte. Wobei mir das von vornherein hätte klar sein können,
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