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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Schatten.
    «Oh Mist, sie weiß Bescheid, oder? Ich dachte, sie schläft die ganze Nacht wie ein Stein nach der Geschichte von gestern Abend.»
    Lol erklärte ihr ernst, dass ihre Mutter wirklich unglaublich gewesen war. Und wie sie den Zahnrest aus Ethels Mund praktiziert hatte.
    Jane lächelte, doch in ihren Augen lag ein gehetzter Blick. «Und wo ist Mom jetzt?»
    «Ich glaube, sie ist aus dem Haus gegangen.» Lol zog das Gummiband um seinen Pferdeschwanz fester. «Wenn sie zurückkommt, mach ich die Fliege. Muss mich um ein paar Sachen kümmern.»
    Jane setzte sich an den Küchentisch. «Hierzubleiben war das Beste, was du machen konntest. Hat keinen Zweck, mit solchen Leuten zu reden.»
    «Nein.» Er setzte sich ihr gegenüber. «Es war feige.»
    Jane schüttelte langsam den Kopf. «Wo hast du geschlafen?»
    «In eurer guten Stube. Auf dem Teppich. Im Schlafsack.»
    «Aha», sagte Jane. «Woher hattest du den Schlafsack?»
    «Aus dem Zimmer   … neben deinem Schlafzimmer.»
    Einen Moment lang herrschte Stille in der Küche. Dann begann der Wasserkessel zu pfeifen.
    «Oh toll», sagte Jane. «Wirklich toll.»
     
    In der
Country Kitchen
stellte Merrily fest, dass mindestens ein ziviles Polizeifahrzeug auf dem Marktplatz geparkt haben musste. Terrence Cassidy saß mit einem Mann und einer Frau an einem Tisch. Der Mann machte Notizen, und die Frau stellte Fragen. «Versuchen Sie, ganz ruhig nachzudenken, Mr.   Cassidy. Könnten Sie vielleicht irgendwen vergessen haben?»
    Terrence war nicht rasiert. Er winkte Merrily schwach zu. Caroline ging zu der Gruppe am Tisch.
    «Gibt es etwas Neues?»
    «Wir versuchen gerade, Mrs.   Cassidy», sagte die Frau, «eine Liste aller Partygäste zusammenzustellen, eingeladen oder uneingeladen, damit wir überprüfen können, ob noch jemand verschwunden ist. Das wird eine Weile dauern.»
    «Und was ist mit der
Suche
?» Carolines Stimme klang schrill. «Im Wald   … im Apfelgarten. Der Apfelgarten ist riesig.»
    «Wir haben noch ein paar Leute dort draußen, aber wie es aussieht,müssen wir unseren Aktionsradius vergrößern.» Die Frau sah Merrily fragend an.
    «Das ist Merrily Watkins, unsere Pfarramtsvertreterin», sagte Terrence. «Und die Mutter einer guten Freundin von Colette.»
    «Ach so.» Die Frau stand auf. «Guten Morgen. Ich bin Detective Inspector Annie Howe, und das ist Detective Constable Mumford. Nehmen Sie Platz, Mrs.   Watkins.»
    Der Blick der Frau erinnerte Merrily an einen Chirurgen. Howe war groß, schlank, blond und schmallippig. Wenn sie eine Brille getragen hätte, wäre es eine randlose gewesen, dachte Merrily. Aber sie war keine Chirurgin, sie hatte einen Abschluss in Rechtswissenschaft und war einunddreißig Jahre alt. Das hatte in der
Hereford Times
gestanden. Annie Howe war neu in ihrer Abteilung, eine Senkrechtstarterin aus Sussex.
    «Ihre Tochter war also auch auf der Party? Und sie heißt   …»
    «Jane. Sie ist fünfzehn.»
    Detective Mumford schrieb es auf. Er war dicklich und gute zehn Jahre älter als seine Vorgesetzte.
    «Und obwohl sie eine gute Freundin von Colette war», sagte Howe, «hat sie offenkundig nicht den gesamten Abend mit ihr verbracht.»
    «Sagen Sie nicht
war
!», kreischte Caroline.
    «Tut mir sehr leid, Mrs.   Cassidy. Das war keine Absicht. Also, gegen Ende des Abends sind die beiden Mädchen nicht mehr zusammen gewesen. Um welche Zeit ist Ihre Tochter nach Hause gekommen, Mrs.   Watkins?»
    «Das weiß ich nicht ganz genau. Vielleicht so um   … halb drei.»
    «Haben Sie sich Sorgen gemacht?»
    Merrily lächelte knapp. «Man macht sich immer ein bisschen Sorgen, oder? Auch wenn man weiß, dass sie nicht weit weg sind.»
    «Haben Sie etwas von dem Ärger auf dem Marktplatz mitbekommen?»
    «Kaum. Zwischen dem Pfarrhaus und der Straße stehen ein paar große Bäume. Außerdem bin ich zwischendurch vor dem Kamin eingeschlafen.»
    «Ich muss auch noch mit Ihrer Tochter sprechen. Es sei denn, Colette taucht wieder auf. Was sie vermutlich tun wird.» Howes knappes Lächeln wirkte auf Caroline Cassidy wahrscheinlich so beruhigend wie das Aufblitzen eines Rasiermessers. «Ich vermute, dass Jane noch nicht aus dem Haus gegangen ist.»
    «Das vermute ich auch», sagte Merrily.
    «Obwohl
Sie
schon unterwegs sind.»
    «In meinem Job schläft man selten länger als bis sechs Uhr morgens. Ich muss öfter Frühgottesdienste halten und so weiter.»
    Detective Howe nickte.
    «Ma’am.» Ein uniformierter Polizist war

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