Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Landhausgemeinde als schick. «Frau Pfarrer. Entschuldigung.»
    Sie wandte sich eilig Richtung Church Street, blieb dann stehen und drehte sich noch einmal um.
    «Lucy Devenish, sie wohnt doch in dem Cottage mit der roten Tür, oder?»
    «Ich glaube schon.» Es war noch nicht einmal halb acht. Ein bisschen früh für einen Höflichkeitsbesuch. «Der Messingklopfer hat die Form von einer Elfe oder so.»
    «Danke», sagte Alison. Es hatte angefangen zu regnen. Offenkundig wollte sie sich nicht weiter unterhalten und wusste noch nichts von Colettes Verschwinden.
    Alison ging in ihrem Straßenräuber-Mantel weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Während Merrily eilig zum Pfarrhaus lief, fragte sie sich, was Alison wohl von Lucy Devenish wollte.
     
    Jane machte ihr die Tür auf, noch bevor sie ihren Schlüssel aus der Tasche holen konnte. Ihre Haare waren ungekämmt und ihre Augen geschwollen. Sie sah rührend jung und verloren aus.
    «Mom?»
    «Könntest du mir einen Tee machen, Schatz?» Merrily zog ihre Jacke aus und warf sie auf den Tisch in der Eingangshalle. «Ist unser Flüchtling noch da?»
    «Du hast wieder nichts gegessen, oder?»
    «Was war essen nochmal? Könntest du mir einen halbwegs genießbaren Toast machen?»
    Sie gingen in die Küche.
    «Mrs.   Watkins   …» Lol Robinson stand auf. «Es ist schon gut. Ich gehe. Ich wollte mich vorher nur noch bei Ihnen bedanken.»
    «Setzen Sie sich, Lol», sagte Merrily. «Du auch, Jane.»
    «Ich mache den Toast.» Jane ging über die Steinfliesen, schob ein paar Brotscheiben in den Toaster und nahm das Buttermesser vom Abtropfständer.
    «Hört zu. Colette Cassidy ist gestern Nacht nicht nach Hause gekommen. Das ganze Dorf ist voller Polizei.»
    Jane ließ das Buttermesser fallen.
    «Sie haben schon im Dorf und im Apfelgarten nach ihr gesucht. Jetzt fangen sie mit der Befragung ihrer Freunde an.»
    Jane war blass geworden.
    «Das schließt auch dich ein, Jane.»
    «Die dumme   …» Jane hob das Messer auf und stieß es in ein Stück kalte, harte Butter.
    «Wenn du also irgendetwas weißt», sagte Merrily, «ist es vielleicht besser, es zuerst mir zu erzählen.»
    Lol sagte: «Damit habe ich nichts zu tun. Ich gehe lieber.»
    «Sie müssen wirklich nicht gehen», sagte Merrily. «Trotzdem sollten Sie wissen, dass die Polizei in Ihrem Haus ist. Bei den Ermittlungen wurde festgestellt, dass dort eingebrochen worden ist.»
    Lol blieb sitzen.
    «Vermutlich nehmen sie an, dass die Sache auf das Konto von ein paar zugedröhnten Halbstarken geht», sagte sie, «Leute von der Party. Also müssen Sie ihnen wohl von Ihrem unangenehmen Musikerfreund erzählen.»
    Im Stillen fragte sie sich allerdings, ob dieser bösartige Musiker überhaupt wirklich existierte. Was wusste sie schon von Lol Robinson?
    Lol verschränkte die Finger. Jane betrachtete den gelben Butterklumpen auf der Messerspitze. «Was glauben sie denn, was ihr passiert ist?»
    «Das wissen sie nicht, Schatz. Das können sie ja auch gar nicht, oder? Was glaubst
du
denn, was ihr passiert sein könnte?»
    Jane zog eine qualmende Brotscheibe aus dem Toaster, legte sie auf einen Teller und begann die Butter darauf zu streichen.
    Lol Robinson sah sie an. Merrily stellte sich mit dem Rücken an den Aga und legte die Hände um die Chromstangen.
    Das Messer fuhr schabend über den halbverbrannten Toast. Ritsch, ratsch, immer wieder.
    «Glaubst du, dass sie tot ist?»
    «Warum sagst du das?» Merrilys Stimme klang so laut wie die der halbtauben Gottesdienstbesucherin, die man bei jedem Kirchenlied heraushörte.
    «Weil irgendjemand sterben wird.» Jane hörte auf, die Butter zu verstreichen, und brachte den Teller ihrer Mutter. Ihre Hände zitterten.
    «Ich verstehe nicht, was du meinst, Jane.»
    «Ich habe gedacht, du könntest es sein. Als ich gestern nach Hause gekommen bin, habe ich lange   … gebetet. Ich wollte heute Morgen in die Kirche gehen, um es richtig zu machen, aber dann dachte ich, du bist hier und   …»
    «Gebetet? Du?»
    «Nur darum, dass du nicht stirbst», sagte Jane kläglich. «Das habe ich immer getan. Ich habe nie um was anderes gebetet als darum, dass du nicht stirbst und mich alleinlässt.»
    «Schatz», sagte Merrily sanft, «warum hast du denn gedacht, ich würde sterben?»
    «Wenn man zur gleichen Zeit eine Frucht und die Blüten an einem Apfelbaum sieht, bedeutet das, dass jemand, der einem nahesteht   …»
    «Wir haben aber gar keinen Apfelbaum.»
    «Es war im Apfelgarten! Er hat

Weitere Kostenlose Bücher