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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dieser Sache scheint mehr zu stecken, als ich geahnt habe. Oder Sie, vermute ich.»
    Merrily dachte an den Nachmittag, an dem Lucy gesagt hatte, sie wolle das Stück in der Kirche haben, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Wenn man in der Klärgrube rührt, kommt oft Scheiße hoch.
«Ich möchte wissen, worum es in Wirklichkeit geht», sagte Merrily.
    «Mehr will ich auch nicht», sagte Stefan bescheiden, ohne Coffey anzusehen.
    «Was ich allerdings
nicht
möchte und was das Dorf auch nichtverdient, ist ein Riesenmedienrummel. Ich habe keine Lust», Merrily warf einen Seitenblick auf Coffey, «Dermots Spielchen zu spielen.»
    Coffey war in der Dämmerung kaum noch richtig zu erkennen. «Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, Mrs.   Watkins. Sagen Sie genau, was Sie meinen.»
    «Ich habe gehört, wie Stefan und Ihre Freunde Martin und Mira darüber gesprochen haben, die Dorfbevölkerung mit einzubeziehen, indem ein paar Leute quasi die Rollen ihrer Ahnen einnehmen. Und Wil Williams würde sich von der Kanzel aus verteidigen, während Sie vom Publikum irgendeine Reaktion erwarten; sei es Überraschung, Ablehnung oder Zustimmung. Wer würde übrigens Thomas Bull spielen?»
    «Wir würden einen Schauspieler engagieren», sagte Coffey. «Ich habe sogar darüber nachgedacht, die Rolle selbst zu übernehmen.»
    «Sie provozieren gern, was, Mr.   Coffey?», sagte Merrily.
    Coffey reagierte nur mit kühlem Schweigen.
    «Bull-Davies würde ja wohl kaum zu der Vorstellung kommen», sagte Stefan.
    «Unterschätzen Sie ihn nicht.»
    «Und Sie sollten mich nicht unterschätzen, Mrs.   Watkins.» Richard Coffey beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. «Versuchen Sie nicht, mich unter Druck zu setzen. Es gibt noch genügend andere Kirchen und in Hereford sogar eine Kathedrale.»
    «Nein!», rief Stefan. Merrily hob die Hand.
    «Ich versuche überhaupt nicht, jemanden unter Druck zu setzen. Wenn Sie allerdings die Leute aus dem Dorf auf Ihrer Seite haben und störende Unterbrechungen ausschließen wollen, dann schlage ich vor, dass Sie eine geschlossene Vorstellung vor der Dorfbevölkerung geben. Keine Werbung. Nur Mund-zu-Mund-Propaganda. Ich garantiere für genügend Publikum.»
    «Und Child garantiert für ein bis zwei Fernsehteams.»
    «Da bin ich anderer Ansicht», sagte Merrily eisig.
    «Und wann soll diese Aufführung Ihrer Meinung nach stattfinden?»
    «Morgen Abend.»
    Jane keuchte überrascht. Nach zwei oder drei Sekunden ungläubigen Schweigens begann Coffey herablassend zu lachen, doch Merrily unterbrach ihn. «Warum nicht? Der Text ist fertig, oder? Und Stefan hat sich in die Rolle eingearbeitet.»
    «Mrs.   Watkins, Ihre Naivität in Bezug auf die Erfordernisse einer Theaterproduktion ist   …»
    «Wir sprechen hier nicht über eine Theaterproduktion! Wir sprechen über   … wie soll ich sagen?   … eine Gegenüberstellung. Einen Dialog. Einen Dialog mit der Vergangenheit. Ein Dorf stellt sich einer der beschämendsten Episoden seiner Geschichte. Blickt in seine Seele und sucht nach Jahrhunderten der Verleugnung die Wahrheit. Sucht nach Erkenntnis.»
    «Ein schöner Beginn für einen Monolog, Mrs.   Watkins», sagte Coffey. «Wen spielen Sie denn?»
    «Ich verstehe natürlich Ihre Bedenken. Sie befürchten, dass es ein Riesenchaos wird. Dass die Leute erzählen, Ihr Stück wäre ein Reinfall gewesen. Dass Dermot Child versucht, Sie schlechtzumachen. Das verstehe ich alles. Aber es wäre eben eine Sache, die vor allem das Dorf angeht, und eine Sache, für die die Kirche einmal
zuständig
war.»
    «Sie könnte recht haben.» Stefan Alder war zum Fenster gegangen und blickte auf das Dorf hinab. «Wir wissen praktisch alles über Ledwardine», sagte er. «Wir haben einen dicken Ordner mit Informationen. Richard hat sogar jemanden dafür bezahlt, der früher für das Lokalblatt gearbeitet hat, damit er für uns Geschichten und Erinnerungen von den Alteingesessenen sammelt.»
    «Sei still, Steffie.»
    «Dieser Typ war sagenhaft. Er hat sich in den
Ox
gesetzt und so weiter und war bei einem Treffen des Hausfrauenvereins und was weiß ich wo noch. Sie haben alle gedacht, er sammelt Material für so ein Heimatbuch. Niemand ahnte, dass er es für uns gemacht hat. Das können wir alles benutzen. Wir werden jeden damit überraschen, wie viel wir in dieser kurzen Zeit über das Dorf erfahren haben, wie sehr wir selbst ein Teil des Dorfes geworden sind. Sie hat recht, Richard. Wir können die Leute

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