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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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uns.»
    «Irgendwas stimmt nich damit.» Gomer bewegte unbehaglichdie Schultern in dem Anzug, den er eigentlich nur noch bei seiner Beerdigung hatte tragen wollen. «Es ist nichts falsch dran, aber richtig isser auch nicht.»
    «Du erzählst Blödsinn, Gomer. Kannst du es nicht einfach trinken und fertig?»
    Jeder Besucher des Streichkonzertes bekam ein Glas des sogenannten Engelsweins gratis, der in dünnwandigen Champagnergläsern gereicht wurde. Die Flaschen mit dem Zeug standen auf einem Extratisch, und Emrys, der Weinkellner, wurde nicht müde zu betonen, dass dieser Genuss ein echtes Privileg war. «Flaschengärung», erklärte er jedem dieser Pseudokünstler von auswärts, deren Landrover den Marktplatz versperrten. Es waren zwar nicht viele, aber manche waren doch von ziemlich weit gekommen. Jedenfalls aus Gomers Perspektive.
    Nachdem die Karten nicht den reißenden Absatz gefunden hatten, den man sich erhofft hatte, waren Dermot Childs Festivalsschranzen im Dorf herumgelaufen und hatten den Anwohnern die Karten zum halben Preis angeboten. Schließlich waren sie auch zu Gomers und Minnies Bungalow gekommen, diese Hampelmänner. «Müssen wir absagen, aus Respekt vor Lucy», hatte Gomer gemurmelt, doch Minnie hatte augenblicklich für die Karten gelöhnt, obwohl keiner von ihnen beiden ein Streichquartett von einer Putzkolonne unterscheiden konnte.
    Es waren noch andere Gäste da, die man bei solch einem Ereignis nicht erwartet hätte. Zum Beispiel Effie Prosser vom Sparladen und Bernard und Norma Putley von der Tankstelle, die tapfer in die Runde blickten, obwohl ihr Junge wegen Drogen vor Gericht stand. Oh, und natürlich Bull-Davies mit seinem blonden Flittchen.
    Allerdings war von der Pfarrerin nichts zu sehen. Gomer machte sich Sorgen um diese junge Frau. Die konnte ein paar Freunde brauchen, wirklich, stattdessen versuchten die Leute,was gegen sie zu unternehmen. Gab eben zu viele hier, die gern Unruhe stifteten. Diejenigen, die hier geboren und aufgewachsen waren, langweilten sich anscheinend. Sie fanden keine ordentliche Arbeit, wenn sie nicht wegzogen, im Fernsehen wurde ihnen ständig vorgeführt, was sie alles verpassten, in den Boulevardzeitungen stand immer, dass man heutzutage zweimal die Woche heißen Sex haben musste und fürs Wochenende zur Abwechslung noch einen anderen Bettpartner brauchte, und irgendwelche Drogendealer führten unternehmungslustigen Jugendlichen wie Mark Putley vor, wie man sich problemlos genügend Geld für ein schickes Motorrad beschaffen konnte.
    Und richtige Persönlichkeiten gab es auch nicht mehr. Gomer fingerte in der Tasche seines steifen schwarzen Jacketts nach einer Zigarette, auch wenn er nicht gewagt hätte, sie herauszuziehen. Mit Lucy war die letzte echte Persönlichkeit aus Ledwardine verschwunden. Alles bloß noch oberflächliche Figuren ohne Seele. Das Streichquartett kam aus London, und alle vier Mitglieder hatten hier in der Gegend Wochenendhäuschen.
    Nicht einmal dieser sogenannte Engelswein hatte Persönlichkeit. Da redeten sie ständig von den Roten Pharisäern, aber das Zeug schmeckte wie der Cider aus dem Supermarkt. Falls das alte Rezept je existiert hatte, dann mussten die Powells es verloren haben.
    «Schmeckt nich, wie er soll», murmelte Gomer, als er Minnie in den großen Speisesaal folgte, in dem das Konzert stattfinden sollte. «Künstlich.» Das war das Wort. Das ganze Dorf war nur noch künstlich. Aber was mit dem Cider war, das würde er noch rausfinden.
     
    «Zum Konzert hier, Hochwürden?», fragte der Mann in den Fünfzigern beim Händetrockner. Er sah aus wie ein Bankdirektor.
    «Ja, ich   … besuche Freunde in Hereford.»
Du musst deine
Stimme beherrschen, selbstbewusster klingen.
«Das Queen’s Arms Quartet hat sich ja mittlerweile einen recht guten Ruf erworben.»
    «Ja, das stimmt», sagte der Bankdirektor. «Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Vergnügen.»
    Als die Tür zur Herrentoilette zugefallen war, betrachtete sich Sandy Locke im Spiegel.
Hochwürden
Sandy Locke. Er hatte seine Gemeinde in Hampshire und verbrachte ein paar Wochen bei Freunden in Hereford, dessen Kathedrale weithin berühmt war, und an diesem Abend frönte er seiner Leidenschaft für Kammermusik.
    Hochwürden Sandy Locke warf sich im Spiegel ein ermutigendes Lächeln zu. Es erschreckte ihn fast, wie glaubwürdig er aussah. Wie selbstbewusst, wie entspannt. Er hätte sich fast selbst nicht wiedererkannt. Das ideale Pfarrersgesicht, hatte Merrily ihm

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