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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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für uns gewinnen, ihnen beweisen, dass wir die Richtigen sind, um die Wahrheit über Wil zur Sprache zu bringen.»
    «Es mag ja sein, dass sie recht hat, Steffie, aber ihr Vorschlag ist unmöglich zu realisieren. Und warum überhaupt morgen Abend? Warum nicht in ein paar Monaten, wenn wir wissen, wo uns die Arbeit an dem Stück hinführt?»
    «Weil ich nicht weiß, wo es
mich
hinführt, Mr.   Coffey. Das Stück verfolgt mich geradezu. Ich sage mir zwar immer wieder, dass es nur eine ganz gewöhnliche Theateraufführung ist, aber   …»
    «Das ist es nicht», sagte Stefan. «Es ist eine öffentliche Wiedergutmachung.»
    «Ja. Wenn Sie es so nennen wollen. Also, Sie kennen jetzt meine Bedingungen. Wenn Sie es woanders aufführen wollen, dann tun Sie das.» Merrily stand auf. «Komm, Jane.»
    «Einverstanden.» Stefan Alder war kaum mehr als ein Schatten vor dem blaugrauen Fensterausschnitt. «Wir machen es. Wir machen es morgen Abend. Laden Sie ein, wen Sie wollen. Machen Sie die Kirche voll.»
    «Stefan, sei kein Idiot!» Coffey sprang wütend auf. «Lassen Sie uns allein, Mrs.   Watkins.»
    «Natürlich. Schatz?»
    Sie gingen zur Tür. Hinter sich hörten sie im Dunkeln Coffey knurren: «Du Schwachkopf. Es ist
mein
Stück.»
    «Ich sorge dafür, dass er da ist», rief Stefan mit theatralischer Stimme hinter ihnen her.
    «Es ist
mein Stück

    «Nein», gab Stefan mit beißender Verachtung zurück. «Es ist nicht deins. Es ist Wils Stück.»

38   Leichentuch
    Bevor sie langsam nach Hause zurückfuhr, hatte Merrily die Hazey-Jane-CD eingelegt und die Lautstärke ziemlich hochgedreht. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie sich nicht unterhalten wollte. Auch gut, dachte Jane. Sie hätte sowieso nur irgendwas Krasses dazu gesagt, dass Mom jetzt endlich zu einem echten Katalysator wurde.
    Es war, als säße Lucy auf der Rückbank.
    Und was sollte daran verrückt sein? Als sie ins Dorf kamen, sah Jane aus dem Seitenfenster, als bestünde die Möglichkeit, den Scheinwerfer des Mopeds über den Platz huschen zu sehen – ein kleines goldenes Licht. Was hatten sie mit Lucys Moped gemacht? Vermutlich wurde es von einem Polizeiexperten untersucht, und der würde sagen, dass die Bremsen schlecht waren oder so und dass das Gefährt eine Todesfalle gewesen sei und warum sie keinen Helm getragen hatte.
    Weil er nicht über ihren großen Hut gepasst hätte, du Blödmann! Verlangst du wirklich, dass Lucy Devenish ohne ihren Hut aus dem Haus geht?
    Es gab ein Leben nach dem Tod. Es musste eines geben. Sonst gäbe es keine Gerechtigkeit für gute Menschen wie Lucy Devenish. Niemand würde sie je ersetzen können, etwas war mit Lucy gestorben, ein Geist. Es war so deprimierend.
    Sie warf einen Blick auf Moms Profil. Die dunkelbraunen Locken hätten mal wieder einen Schnitt nötig. Und dann dachte sie an Colette. Wo war sie heute Abend?
    Es ist, als hätte jemand ein bisschen Zeit ausgeschnitten und die Enden aneinandergefügt. Wie bei dem tanzenden Mädchen in Mrs.   Leathers Buch. Vielleicht taucht Colette ja ab und zu in dem kleinen grünen Apfelgarten auf.
    Dieser Gedanke war nicht erschreckend, im Gegenteil, er ließ Jane hoffen. Er hatte in den Tiefen ihres Gehirns geschlummert, seit sie die Geschichte von dem kleinen grünen Apfelgarten gelesen hatte. Wenn Colette
dort war
, musste jemand versuchen, Kontakt mit ihr aufzunehmen.
    Auf dem Marktplatz standen noch viele Autos, doch es war kaum zehn Uhr und schon kamen die Leute aus dem
Black Swan
heraus. Also war es keine besonders tolle Veranstaltung gewesen. Sie überlegte, wie Lol zurechtkam. Es war lustig gewesen, ihn zum Abbild eines Dorfpfarrers zu machen. Am Ende hatte er sehr viel mehr wie ein Pfarrer ausgesehen als Mom, die allerdings sowieso noch nie sehr pfarrerartig gewirkt hatte.
    Bevor sie zu Coffey gefahren waren, hatte Mom ihr die ganze Geschichte von Lol, Karl Windling und den Mädchen im Hotel erzählt. Sie hatte das alles so gemein und unglaublich gefunden, dass sie am liebsten losgegangen wäre, um diesen Mädchen und ihren grässlichen Eltern zu erzählen, was sie angerichtet hatten. Und was diesen Bastard Karl Windling anging   …
    Ein Polizeiauto kam aus der Church Street. Diese ekelhafte Howe würde inzwischen bestimmt genau wie Bella hoffen, dass Colette tot war, damit sie mal einen richtigen Fall zu bearbeiten hatte. Vermutlich träumte sie davon, wie sie Lol in einen kleinen grauen Verhörraum schubste und dieser Mumford ihn fragte, was er mit der

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