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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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informiert hat», sagte Coffey, «würde ich mich an Ihrer Stelle im Festival-Komitee umsehen. Und unter den momentanen Umständen kann man Cassidy wohl schon mal ausschließen.»
    Merrily setzte sich noch aufrechter hin, als es ihr Kiefernholzstuhl im Shaker-Stil erforderte. «Meinen Sie Child?»
    Coffey presste seine dünnen Lippen zusammen, hob seine sorgfältig gezupften Augenbrauen und sagte nichts.
    «Damit das Festival mehr Publicity bekommt?» Dieser Gedanke war nicht von der Hand zu weisen. Child hatte Terrence Cassidy ständig kritisiert. Wenn das Festival jetzt, wo er selbst verantwortlich war, ein Misserfolg wurde, stand er ziemlich dumm da.
    Coffey stützte den Kopf auf die Hand. «Wie ich Ihnen schon gesagt habe, Merrily, bin ich ein ziemlich gründlicher Mensch, und ich arbeite nicht mit Leuten, von denen ich nichts weiß. Ich habe Informationen eingeholt, und ganz besonders hat mich interessiert, was sie getan haben, bevor sie nach Ledwardine kamen   … oder nach Ledwardine zurückkamen, wie in Childs Fall. Cassidy? Eine kleine Nummer. Er hat ein bisschen studiert, bevor er das Haus seines Vaters erbte und beschloss, einen Neuanfang zu machen. Child. Hmm. Na ja, Stefan nennt ihn den Gnom, was, Steffie?»
    «Gnome kommen nachts in dein Haus und richten Durcheinander an», sagte Stefan. Er hatte sehr erfreut gewirkt, als er ihnen die Tür öffnete. Als ob zwischen ihm und Coffey gerade ziemliche Spannungen herrschen würden.
    «Child ist einfach bloß ein Versager», sagte Coffey. «Hat als Musiklehrer angefangen und dann beschlossen, dass er an der Schule seine Talente verschwendet. Also hat er mit einem Ensemble für alte Musik gearbeitet und, im weitesten Sinn, die Musik für einenKostümschinken im Fernsehen komponiert, der so furchtbar geworden ist, dass sie ihn nur einmal um Mitternacht ausgestrahlt haben. Seitdem hat er nichts mehr auf die Reihe gekriegt. Child ist ein Loser.»
    «Ein ziemlich armseliger Loser», sagte Stefan.
    «Und ein bösartiger dazu. Der Mann ist so verbittert, dass es ihm vollkommen gleichgültig ist, wem er schadet. Wenn Sie also nach demjenigen suchen, der sich zum Beispiel gewisse Zettel ausgedacht und sie womöglich noch selbst verteilt hat, auf denen Ihnen Satanismus unterstellt wird, dann könnten Sie vermutlich im Büro der Festivalleitung fündig werden.»
    Merrily war schockiert. «Das kann ich mir nicht vorstellen.»
    «Natürlich nicht, er ist schließlich ein so
charmanter
kleiner Mann, nicht wahr?»
    Jane sagte: «Zettel?»
    «Ach, Kindereien, Schatz», sagte Merrily zu Jane und fuhr an Coffey gewandt fort, «nur, dass es Dean Wall, Gittoes und noch so ein paar Spinner waren, die diesen Satanismus-Blödsinn bei Colettes Party aufgebracht haben.»
    «Ach ja», sagte Coffey spöttisch, «Schuljungs können wirklich
schrecklich
nützlich sein. Außerdem brauchen sie immer Geld. Und viel muss es ja nicht sein.»
    Stefan funkelte ihn an.
    «Aber warum sollte er so etwas machen?», sagte Merrily. «Was habe ich ihm je getan?»
    «Das weiß ich wirklich nicht. Vielleicht liegt’s ja gerade daran, dass sie nichts mit ihm angefangen haben. Wer kann das wissen?»
    «Meine Güte», sagte Merrily.
    Sie sah aus dem Fenster zum Dorf hinunter. Die Abendwolken verhüllten die Kirchturmspitze.
     
    Schon nach kaum einer Stunde zeigte das Queen’s Arms Quartet Ermüdungserscheinungen, und der dicke Typ mit dem ewigen Grinsen auf dem Gesicht   – Dermot Child? – erhob sich, um das Publikum zu stehenden Ovationen zu animieren. Verdient hatten sie das nicht, dachte Lol, der mehr als eine schräge Note gehört hatte. In diesem Moment, als sich alle stühlescharrend erhoben, sah Alison Hochwürden Sandy Locke, der links neben ihr saß, zum ersten Mal richtig an.
    Dieser Blick entschädigte ihn für so manches. Eine Sekunde lang blieb ihre Miene wie eingefroren stehen, und dann gab sie einen keuchenden Japser von sich. Noch eine Premiere. Vielleicht war der Japser sogar ein kleiner Aufschrei gewesen, doch er hatte sich in dem unberechtigten Applaus wie ein Blatt im Sturm verloren.
    Lol klatschte heftiger, beugte sich dabei zu Alison und sagte mit seiner heiteren Pfarrersstimme zu ihr: «So eine Überraschung, das ist ja Alison Young, so wahr ich hier stehe.»
     
    «Und was wollen Sie jetzt tun?», fragte Stefan Alder.
    Es war inzwischen ziemlich dunkel geworden, aber Coffey hatte trotzdem noch keine Lampe angeschaltet.
    «Ich weiß nicht recht», sagte Merrily. «Hinter

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