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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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erklärt. So frisch und unschuldig.
    Gott bewahre.
    Der Pferdeschwanz hatte dran glauben müssen. Es war heutzutage zwar akzeptabel, wenn ein Pfarrer lange Haare hatte, aber in einem Dorf wie Ledwardine würden sich die Leute doch nach ihm umdrehen. Jane hatte ihm den Zopf abgeschnitten und ihm anschließend mit einer Nagelschere eine gepflegte Frisur verpasst. Und Merrily hatte aus ihrem Schrank ein schwarzes Jackett, eine schwarze Cordhose und einen weißen Priesterkragen herausgesucht. Alles saß ein bisschen eng, und das Jackett wurde auf der falschen Seite geknöpft, aber er trug es ohnehin offen.
    Er erstarrte einen Moment, als er beim Verlassen der Herrentoilette fast mit Detective Howe zusammenstieß, die in ihrem Business-Anzug erschreckend jung wirkte. Howe sah ihn an, dann lächelten beide, und Howe ging weiter. Das war der entscheidende Moment: Offenkundig ähnelte Hochwürden Sandy Locke in keiner Weise dem Polizeifoto von Lol Robinson, dem Sexualtäter.
    Er ging in die Bar, bestellte ein Perrier und nahm es mit zumFenster. Von dort aus beobachtete er die wunderschöne Alison Kinnersley in einem tief ausgeschnittenen, bordeauxfarbenen Samtkleid, die mit ihrem Liebhaber flirtete. Er stellte fest, dass er sie nicht mehr begehrte.
    Statt sich wie erwartet lächerlich und unsicher zu fühlen, hatte er sich vollkommen unter Kontrolle. Es war ein neues und merkwürdiges Gefühl für ihn, nur noch auf diese intensive Neugierde konzentriert zu sein. Es war geradezu berauschend und nicht das, was man von einem Geistlichen erwartet hätte, der mit seinem Perrier am Fenster stand.
    Er beobachtete Alison Kinnersley, als habe er sie noch nie zuvor gesehen, und erkannte, dass auch sie vollkommen konzentriert war. Jedes Lächeln, das sie Bull-Davies zuwarf, war von ihrer Geschichte belastet. Oder bildete er sich das nur ein, weil er inzwischen mehr über sie wusste?
    Er beobachtete Alison Kinnersley immer weiter, deren Nachname zufällig genau derselbe war wie der eines unbedeutenden Weilers in Nord-Herefordshire, den man auf einer Landkarte entdecken und von dem man denken könnte, er würde als Nachname überzeugend klingen.
    Er beobachtete Alison Kinnersley, doch er dachte an Hochwürden Merrily Watkins.
    «Sehen Sie?», hatte sie gesagt und ihm den Priesterkragen an den Hals gehalten. «Es wird funktionieren. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Es wird bestimmt funktionieren.»
    Aufgeregt hatte sie sich um jedes Detail gekümmert. Sie war einfach hinreißend. Er wünschte nur, sie hätte Lol Robinson nie in all seiner Jämmerlichkeit erlebt.
    Alison und Bull-Davies tranken aus, standen auf und gingen gemeinsam durch eine Flügeltür, über der
Speisesaal
stand.
    Und Hochwürden Sandy Locke, mit all seiner merkwürdigen neuen Selbstbeherrschung, folgte ihnen.
    Lol Robinson wäre in der Bar geblieben und hätte einfach gehofft, dass Alison irgendwann zur Toilette gehen würde. Doch Hochwürden Sandy Locke folgte ihr, und er würde sich im Konzertsaal direkt neben sie setzen.
    Selbstvertrauen?
    Oh Gott, könnte das bitte so bleiben?
     
    «Finden Sie es richtig, das vor ihrer kleinen Tochter zu besprechen?», sagte Richard Coffey.
    Er trug eine schwarze Lederweste über einem Großvaterhemd. Eine ziemlich gute Gipsreplik von Michelangelos David prangte auf einem Sockel neben dem Sofa. An den Wänden hingen künstlerisch ausgeleuchtete, aber reichlich aufdringliche Fotoaufnahmen nackter Männer.
    «Falls ich irgendetwas nicht verstehen sollte», sagte Merrily, «kann sie es mir bestimmt auf dem Heimweg erklären.»
    Coffey lächelte nicht. In Wahrheit hatte sie Jane nicht allein im Pfarrhaus lassen wollen. Ethel konnte man vielleicht in der Küche einsperren, doch Jane verschwand in letzter Zeit einfach zu leicht.
    Jane saß auf einem Kissen auf der Kaminumrandung und blickte von Zeit zu Zeit zu Stefan Alder hinüber, der sich neben Coffey auf dem Sofa niedergelassen hatte. Sie war noch jung genug, um zu glauben, dass ihm nur die richtige Frau begegnen müsste, damit er seinen Irrtum einsah.
    «Ich wollte mit Ihnen sprechen, Mr.   Coffey, weil ich einen Anruf von der
Sunday Times
erhalten habe.»
    «Ah.» Coffey legte einen Arm auf die Rückenlehne hinter Stefan. «Der gute Craig.»
    «Ich gehe davon aus, dass er diese Informationen von Ihnen erhalten hat.»
    Coffey sah Merrily finster an. «Das stimmt nicht.»
    Das Licht in dem quadratischen Wohnzimmer der Lodge war dämmrig. «Wenn Sie wissen wollen, wer Craig

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