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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Aber wenn du das mal mit seiner Geilheit zusammentust, mit der er das halbe Land besamen könnt, dann fängst du schon an, dir ’n paar Fragen zu stellen.»
    «Ist diese Geschichte hier allgemein bekannt, Gomer?»
    «Ham nie viele drüber Bescheid gewusst. Un heutzutage, wohalb Ledwardine erst vor drei Jahren hergezogen is, erst recht nich. Schließlich is Rod inzwischen Councillor un ein echter Gentleman und Lloyd der anständigste, höflichste Junge, den sich eine Mutter als Schwiegersohn vorstelln kann.»
    «So langsam komme ich durcheinander», sagte Lol und massierte sich den Nacken. Er dachte an Patricia Young. «Reden wir hier eigentlich über die Bulls oder über die Powells?»
    «Da hast du den Nagel auf’n Kopf getroffn, mein Junge. Die Leute achten immer bloß auf die Bulls in ihrm großen Gutshaus, nich auf die Powells. Aber die zwei Familien ham seit Jahren, seit Jahrhunderten ’ne enge Verbindung. Leben natürlich vollkommen unterschiedlich. Die Bulls gehn mit ihren hübschen Ladys aus, richten die Jagd aus, geben Feste im Herrenhaus un was weiß ich noch. Die Powells gehn auf eine ganz andre Jagd. Wenn Mami ihre Aufgabe erfüllt hat, verstehst du, dann übernimmt der Vater die Erziehung. Fährt mit dem Jungen ein bisschen weiter weg, Ledbury, Abergavenny, un zeigt ihm, wie man jagt, ohne sich erwischen zu lassen. Hab ja gesagt, die Powells heiraten spät, also ham sie viel Zeit zum Jagen. Aber Jagen is das eine, und Hetzen is das andere.»
    «Und wo liegt der Unterschied?»
    «Hetzen is, wenn du sie in deine Höhle schleppst», sagte Gomer grimmig.

52   Der Heuboden
    Jetzt kam der Teil, der Merrily am meisten Sorgen gemacht hatte. Sie ging zu Alison hinüber und flüsterte mit ihr.
    «Ich weiß», sagte Alison. «Ich weiß, wonach Sie fragen, aber ich bin nicht mehr so sicher. Sehen Sie sich ihn doch an.»
    James saß mit gesenktem Kopf in seiner Bank, eine beginnende Glatze schimmerte durch sein dünnes Haar.
    «Früher oder später muss jemand sagen, was in dem Tagebuch steht», sagte Merrily, «und das wird vermutlich nicht James sein, oder?»
    «Und wenn ich es tue, dann erzählen Sie ihm, wer ich bin und was ich hier mache, stimmt’s?»
    «Nein», sagte Merrily. «Das werde ich ihm niemals sagen. Das ist nicht meine Aufgabe.»
    Widersprüchliche Empfindungen spiegelten sich auf Alisons umwerfend schönem Gesicht. Merrily versuchte, eine Ähnlichkeit mit James zu entdecken, doch es gelang ihr nicht.
    «Wissen Sie, das Tagebuch hat für mich einiges verändert», sagte Alison. «Trotzdem habe ich die Tragweite dessen, was ich gelesen habe, noch nicht mal ansatzweise begriffen.»
    «Was auch immer darin steht», sagte Merrily. «Sowohl Sie als auch James wissen genau, was es ist, während alle anderen die wildesten Spekulationen anstellen werden. Es muss ausgesprochen werden. Wir treiben in diesem Dorf heute Abend die Geister aus, das müssen Sie doch gespürt haben.»
    «Ich vertraue meinem Gespür nicht mehr», sagte Alison. «Nicht mehr.»
     
    Als Alison nach vorn zur Kanzeltreppe ging, kam James Bull-Davies aus seiner Bank und stellte sich in den Mittelgang. «Alison. Nein.
Nicht
.» Doch Alison ließ sich nicht beeindrucken.
    «Ich habe es satt», sagte James. «Ich habe keine Lust mehr, meine Familie vor diesen völlig aus der Luft gegriffenen Phantastereien zu verteidigen. Und ich habe Sie satt, Mrs.   Watkins, Ihre Selbstgerechtigkeit, Ihren Hochmut. Ich werde mir kein weiteres Wort mehr von Ihnen anhören.»
    «Mr.   Davies, Sie setzen sich
augenblicklich
wieder hin!» Mrs.Goddard schüttelte die Hand ihrer Tochter ab und erhob sich mühsam. «Ich möchte hören, was Mrs.   Watkins und diese junge Frau zu sagen haben, und ich will, dass Sie es sich auch anhören. Sie sind noch unausstehlicher, als ich gedacht habe, und dazu ein unverbesserlicher Lügner. Wollen Sie jetzt auch noch für einen Feigling gehalten werden? Setzen Sie sich!»
    Er setzte sich nicht, blieb aber in der Kirche und stellte sich neben den Eingang zur Sakristei. Detective Ken Thomas beobachtete ihn.
    Alison stand vor dem Lettner mit den geschnitzten Äpfeln. Sie sprach leise, aber deutlich.
    «In dem Tagebuch steht, dass Wil Williams auf der falschen Seite des Grabens beerdigt wurde. Und dass er   … sie   … keinen Selbstmord begangen hat.»
    «Genau», sagte Mrs.   Goddard, als habe sie das die ganze Zeit gewusst.
    «Thomas Bull sagt nichts über eine körperliche Beziehung mit dem Pfarrer, aber er sagt,

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