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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mögen. Und es war auch in Ordnung, sich in seine Mutter zu verlieben. Er ging los. Der Lachsmond schien von einem Gewirr störrischer toter Zweige gefangen gehalten zu werden, die zwischen den Blüten hindurchschimmerten. Lol ging schnell, beleuchtete mit der Taschenlampe den Pfad und schwang sie ab und zu von rechts nach links. Doch der Lichtstrahl fing nur dicke weißliche Schmarotzerpilze ein, die an nackte Haut erinnerten, und knorrige Wurzeln, die wie vertrocknete Gliedmaßen halb über und halb unter der Erde lagen.Sie versuchte, sich am hintersten Rand des Heubodens so klein wie möglich zu machen. Doch wohin sie auch kroch, sie wusste, wo der Müllsack lag. Und obwohl sie das Gesicht wieder zugedeckt hatte, sah sie immerzu Colettes hervorquellende Augen vor sich.
    Ein echter Horrortrip, was, Janey? Richtig krass.
    Doch die coole, vorlaute Stimme, an die sie sich erinnerte, passte nicht mehr zu Colette. Jetzt sah sie einfach nur aus wie ein Kind, und das machte alles nur noch schlimmer.
    Und der Geruch. Colettes ekelerregendes neues Parfum. Verwesung. Ein verwesendes Kind. Eine kleine, aufgequollene Puppe mit wachsbleicher Haut.
    «Bitte!»
    Die Falten des Müllsacks senkten sich mit leisem Knistern auf Colettes Gesicht.
    «Nein, bitte nicht! Neiiin!»
    Wie wahnsinnig kroch Jane herum und türmte immer mehr leere Müllsäcke auf die Leiche, damit sie die Formen des Körpers nicht mehr sehen musste, damit sie den Geruch nicht mehr riechen musste, diesen Gestank, der Colette so angewidert hätte. Wie lange war Colette hier festgehalten worden, bevor sie ihr den Hals umgedreht hatten wie einem Truthahn? Was hatten sie ihr angetan, bevor sie ihr die Kehle zugedrückt hatten? Bevor sie Colette ausgezogen und ihre Kleider in den Graben bei
King’s Oak Corner
geworfen hatten und ein knittriger Müllsack ihr Totenhemd geworden war? Der sexy Lloyd und sein ehrbarer Vater. Was hatten sie ihr angetan?
    Sie erinnerte sich daran, was Lloyd über Schädlinge und die Dachshetze gesagt hatte.
Solltest du mal hören, wie er dann quiekt und kreischt. Ist echt lustig. Und billig. Niemand wird verletzt bis auf den Dachs, und der ist schließlich selber dran schuld, dass er ein Dachs ist.
    Unter ihr öffnete sich die Tür.
    «Ah, du hast sie gefunden, oder?»
    Lloyd stand mit gespreizten Beinen im Eingang. Er klang beinahe fröhlich, als wäre Colettes Leiche ein Geburtstagsgeschenk, das sie für Jane versteckt hatten.
    «Ist schon erstaunlich, was man alles so findet, wenn man ein bisschen rumschnüffelt, was? Trotzdem. Wir hätten sie irgendwo vergraben müssen. An so einer Leiche kann man sich alle möglichen Krankheiten holen. Tut mir leid.»
    Er seufzte.
    «Wir haben zurzeit einfach zu viel zu tun, verstehst du? Außerdem sind zu viele Fremde im Dorf. So etwas haben wir noch nie gemacht. Das tut man nämlich nicht, nicht vor deiner eigenen Haustür, nicht auf deinem eigenen Land. Das war keine gute Idee. Und dann konnten wir sie nicht mal vergraben, mit der ganzen Polizei in der Gegend. Ist keine saubere Sache. Ich hasse so was.»
    «Hör auf!»
, kreische Jane. Sie stieg vom Heuboden und verschanzte sich hinter der Obstmühle. «Ich will das nicht hören. Du widerst mich an.»
    Lloyd verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. «Jetzt komm mir bloß nicht so, Jane. Du bist schließlich daran schuld. Du hast mich hinter der Schlampe hergeschickt.
Oh, du musst sie aufhalten, Lloyd. Du musst sie rauswerfen. Bitte, Lloyd, bittebittebitte.
Glaubst du vielleicht, ich habe das gewollt? Das war das Letzte, was wir wollten, nach der Schnepfe, die Vater von Kingsland mitgebracht hat. Die hat immer nur geheult, Tag und Nacht, immer nur geheult und gejammert. War furchtbar. Aber nein, du musstest mich ja dazu bringen.
Bitte, Lloyd, oh bitte, bitte, bitte
…»
    «Hör endlich auf damit!» Janes Stimme überschlug sich.
    «Also gehe ich der Schlampe nach, und sie sieht mich an, als hätte mich der liebe Gott persönlich zu ihr geschickt. War ihre Freunde schnell losgeworden, und läuft halbnackt und ganz allein in unserem Apfelgarten herum. Was hätte ich denn tun sollen?Kannst du mir das mal sagen, Jane? Hätte ich sie ins Restaurant zurückbringen sollen, wo sie doch die ganze Zeit versucht hat, mich abzuschlabbern? Wie hätte ich denn dagestanden? Ich muss schließlich auf meinen guten Ruf achten. Und auf den von Vater auch.»
    «Du hättest sie nicht hierherbringen müssen. Warum hast du nicht einfach   … mit ihr geschlafen

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