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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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um sie nur immer bei guter Laune zu erhalten. Außer dem herkömmlichen Geschenk beim ersten Zahn des Kindes benutzte man jede sich bietende Gelegenheit, um ihr etwas zu geben, einen Ring, eine Busennadel, ein Paar Ohrringe. Natürlich war sie die geputzteste Amme der ChampsElysées, trug prächtige Mäntel und kostbare Hauben, deren lange Bänder in der Sonne leuchteten. Noch nie hatte eine Dame den Müßiggang mit mehr Prunk umgeben. Dann gab es auch Geschenke für ihren Mann und ihr Kind daheim im Dorfe. Jede Woche gingen Postpakete dahin ab. An dem Tage, da man erfuhr, daß das Kind, welches die Couteau mit nach Hause genommen hatte, an einer Erkältung gestorben war, gab man ihr fünfzig Franken, wie um es ihr abzukaufen. Dann gab es noch einen letzten Alarm, als ihr Mann sie besuchte; denn die Furcht, daß sie sich etwa in einem Winkel mit ihm vergesse, war so groß, daß man sie nicht einen Augenblick allein ließ und ihn so rasch als möglich mit vollen Taschen wegschickte. Nach einer bleichsüchtigen und einer betrunkenen nun eine schwangere Amme zu haben, das wäre die schrecklichste aller Katastrophen gewesen, um so mehr, als ähnliche Fälle in der Umgebung nicht selten waren, und zum Beispiel bei der Gräfin d’Espeuille, einer Nachbarin, die Amme zur allgemeinen Bestürzung schwanger geworden war, das heimliche Werk des Kutschers der Gräfin. Die Catiche war darüber entrüstet, Und da die kleine Andrée immer besser gedieh, so erreichte sie den Gipfel ihrer Macht und beugte das ganze Haus unter ihre tyrannische Herrschaft.
    An dem Tage, da Mathieu kam, um den Vertrag zu unterzeichnen, der ihm den ehemaligen Jagdpavillon samt zwanzig Hektar Grund überließ und ihm das Recht einräumte, weitere Teile des Besitzes zu gewissen Bedingungen zu erwerben, fand er Séguin im Begriffe, nach Havre abzureisen, wo ihn ein Freund, ein reicher Engländer, mit seiner Jacht erwartete, um einen Monat lang an den spanischen Küsten zu kreuzen. Man sagte, daß die Herren sich Dämchen mitnahmen.
    »Ja,« sagte er nervös, nachdem er große Spielverluste erwähnt hatte, »ich verlasse Paris, ich habe hier jetzt kein Glück … Und Ihnen, lieber Freund, wünsche ich fröhlichen Mut und guten Erfolg! Sie wissen, wie sehr ich mich für Ihren Versuch interessiere.«
    Mathieu nahm den Weg durch die ChampsElysées, ungeduldig, zu Marianne nach Chantebled heimzukehren, tiefbewegt von dem entscheidenden Schritte, den er eben vollzogen hatte, aber auch durchzittert von Hoffnung und Zuversicht – als er in einer einsamen Allee etwas Seltsames sah. Ein Wagen wartete, in welchem er das gleißnerische Profil Santerres erblickte. Und da eine verschleierte Frau eilig und heimlich den Wagen bestieg, drehte er sich um: war das nicht Valentine? Er war dessen sicher, während der Wagen mit herabgelassenen Vorhängen davonrollte.
    In der großen Allee hatte er dann noch eine zweifache Begegnung: zuerst Gaston und Lucie, die, rasch ermattet vom Spielen, mit ihren blassen Gesichtern unter der zerstreuten Aufsicht Célestes einhergingen, welche sich eifrig und lachend mit einem Ladengehilfen aus der Nachbarschaft unterhielt; und etwas später die Catiche, prächtig und gebietend, die, glänzend geschmückt gleich einem stolzen Idol der käuflichen Ammenschaft, ihre langen purpurnen Haubenbänder in der Sonne fließen ließ.
     
     

5
    An dem Tage, da der erste Spatenstich gemacht wurde, kam Marianne mit Gervais auf dem Arme heraus und setzte sich in die Nähe der Arbeiter, glücklich und tiefbewegt über dieses Werk der Hoffnung und Zuversicht, das Mathieu so kühn unternahm. Es war ein klarer und heißer Junitag unter einem reinen Himmel voll muteinflößender Verheißung. Die Kinder hatten Schulferien und tummelten sich im Grase; man hörte die durchdringenden Schreie der kleinen Rose, die mit den Knaben Haschen spielte.
    »Willst du den ersten Spatenstich machen?« fragte Mathieu fröhlich.
    Sie deutete auf den Säugling.
    »Nein, ich habe meine Arbeit. Mache du ihn, du bist der Vater.«
    Er hatte zwei Arbeiter zur Seite, die er gedungen hatte, und wollte selbst kräftig mit Hand anlegen, um die so lange durchdachte und durchgesprochene Idee zur Tat werden zu lassen. In weiser Voraussicht hatte er sich ein Jahr bescheidenen, ganz der Arbeit zu widmenden Lebens gesichert durch ein klug erdachtes Leih– und Beteiligungssystem für das Saatgut, welches ihm ermöglichte, die erste Ernte abzuwarten, ohne Schulden auf sich zu nehmen. Er setzte

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