Fruchtbarkeit - 1
dessen Ziel war, seine Familie auf seinen Besitz zu gründen, keine andern Gehilfen, keine andern Gesellschafter zu haben als seine Kinder. So oft er ein neues Stück Erde eroberte, geschah es für eines von ihnen, er wollte seinem kleinen Volke ein Vaterland geben. Später würden die Wurzeln, alles was fest haftet und nährt, hier bleiben, wenn auch einige von ihnen sich über die Welt zerstreuen, sich verschiedenen Gesellschaftsklassen zuwenden würden. Und welche abschließende Ausdehnung diesmal, dieser letzte Teil der Sumpfflächen, womit das ganze Plateau, über hundert Hektar, urbar gemacht war! Noch ein Kind konnte zur Welt kommen, es würde seine Nahrung finden, die Erde würde die Frucht tragen für sein tägliches Brot. Und als die Arbeiten durchgeführt waren, die letzten Quellen gefaßt, der Boden entwässert und urbar gemacht, da bot im kommenden Frühjahr die weite, bis an den Horizont sich erstreckende grüne Fläche, auf der die triumphierende Ernte sich ankündigte, einen großartigen Anblick. Das entschädigte für alle Tränen, für alle nagenden Sorgen der ersten, arbeitsvollen Zeit.
Und neben dieser Schöpfung Mathieus fuhr Marianne fort, Kinder zu gebären. Sie war nicht nur die tüchtige Wirtschafterin, die bei der Verwertung des Gewonnenen half, die Rechnungen führte, in Haus und Hof schaltete. Sie blieb die anbetungswürdige, angebetete Gattin, die von der göttlichen Begierde fruchtbar gemacht wurde, die Mutter, die, nachdem sie das Kind zur Welt gebracht, nachdem sie es mit ihrer Milch vollends lebensfähig gemacht, seine Lehrerin und Erzieherin wurde, um ihm auch noch Verstand und Gemüt zu geben. Gute Gebärerin, gute Erzieherin, sagte Boutan mit seinem angenehmen Lächeln. Viele Kinder bekommen, ist nur eine körperliche Eignung, welche zweifellos viele Frauen besitzen; aber es ist ein glückliches Zusammentreffen, wenn diese Frauen auch die gesunden seelischen Eigenschaften haben, um sie gut zu erziehen. Sie, die Fröhliche und Kluge, setzte ihren Stolz darein, von ihren Kindern alles durch Sanftmut und Güte zu erreichen, und ihre Kinder hörten auf sie, gehorchten ihr, umgaben sie mit einem Kultus, weil sie sehr schön, sehr gut und sehr geliebt war. Ihre Aufgabe war nichts weniger als leicht inmitten dieser Kinder, nun schon acht an der Zahl, deren Schwarm ihre Pflicht erschwerte. Wie in alle Dinge brachte sie auch in dieses eine wohlbedachte Ordnung, hielt die älteren dazu an, die jüngeren zu bewachen, teilte jedem seine liebevolle Machtvollkommenheit zu, ging siegreich aus den schlimmsten Verlegenheiten hervor, indem sie über alle Wahrheit und Gerechtigkeit herrschen ließ. Die ältesten, Blaise und Denis, die sechzehn Jahre alt waren, Ambroise mit nun bald vierzehn Jahren, entfernten sich schon ein wenig von ihr, waren nun in den Händen des Vaters. Aber die fünf andern, von Rose mit ihren elf Jahren, bis hinunter zu Luise mit ihren zwei, vorüber an Gervais, Claire und Grégoire, mit je zwei Jahren Abstand zwischen einem und dem andern, umgaben sie immer mit der gleichen Schar, indem ein Neuankömmling immer nachrückte, wenn das älteste flügge geworden war und das Nest verließ. Und diesmal, nach diesen zwei Jahren, gebar Marianne wieder ein Mädchen, Madeleine, als sie ihr neuntes Kind bekam. Die Entbindung verlief vortrefflich; aber zehn Monate vorher hatte sie infolge von Überanstrengung eine Fehlgeburt gehabt. Und als Mathieu sie wieder gesund und lächelnd sah, mit der kleinen Madeleine an der Brust, da küßte er sie leidenschaftlich, triumphierte wieder einmal über alle Schmerzen und allen Kummer. Noch ein Kind, das bedeutete noch Reichtum und Macht, eine neue in die Welt geworfene Kraft, ein neues für die Zukunft besätes Feld. Und so wuchs immerfort das große und gute Werk, das Werk der Fruchtbarkeit durch die Erde und durch die Frau, siegreich über die Vernichtung, für jedes neue Kind neue Lebensmittel schaffend, liebend, wollend, kämpfend, arbeitend unter Leiden, unaufhörlich zu neuem Leben, neuer Hoffnung fortschreitend.
4
Zwei Jahre gingen hin. Und während dieser zwei Jahre bekamen Mathieu und Marianne noch ein Kind, ein Mädchen. Und diesmal vergrößerte sich zugleich mit der Familie auch die Besitzung Chantebled wieder, im Osten des Plateaus, um den ganzen noch übriggebliebenen Waldgrund, bis zu den seinen Höfen Mareuil und Lillebonne. Nun war der ganze nördliche Teil des Besitzes erworben, nahezu zweihundert Hektar Wald, von
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