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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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weniger düsteres Kleid anzuziehen, der Vater wollte eine Heirat nicht länger verzögern, die seit Monaten beschlossen war, und die durch alle Umstände notwendig gemacht wurde. Es war bereits mehr als zwei Jahre, daß Rose in dem kleinen Friedhof von Janville schlief, und mehr als ein Jahr, seitdem Blaise dort unter den stets frischen Blumen neben ihr ruhte. Und die Erinnerung an die geliebten Toten, die von allen besucht wurden, die in aller Herzen nach wie vor lebten, würde mit bei dem Feste sein, an dem Platze, der ihnen bewahrt geblieben war, als ob sie in Gemeinschaft mit den Eltern beschlossen hätten, daß die Stunde der Hochzeit da sei, damit die Klage um sie nicht länger der Freude, weiter zu wachsen und zu schaffen, im Wege stehe.
    Der Eintritt Denis’ in die Fabrik hatte sich in ganz natürlicher Weise vollzogen. Wenn er nach seinem Austritt aus der Fachschule, wo er drei Jahre zugebracht hatte, nicht sogleich seinen Platz gefunden hatte, so war es nur, weil dieser Platz von seinem Bruder besetzt war. Alle seine technischen Studien wiesen ihn darauf hin, er war vom Morgen bis zum Abend am richtigen Orte, er hatte nur das kleine Häuschen im Garten zu beziehen brauchen, aus welchem Charlotte mit ihrer kleinen Berthe in dem Entsetzen über die Katastrophe geflohen war, um sich in Chantebled zu bergen. Außerdem regelte dieser Eintritt Denis’ die Angelegenheit der an Beauchêne geliehenen großen Geldsumme, die durch die Übertragung eines Sechstels der Fabrik beglichen werden sollte. Da das Geld aus der Familie kam, so trat der Bruder einfach an Stelle des Bruders und unterzeichnete den Vertrag, den der andre hätte unterzeichnen sollen; nur daß er in seiner zartfühlenden Ehrenhaftigkeit die Bedingung machte, daß aus dem Erträgnis eine Pension für Charlotte, die Witwe, sichergestellt werde. Alles dies war innerhalb acht Tagen geordnet worden, unter dem zwingenden Druck der Umstände, ohne daß ein Widerstreit auch nur möglich gewesen wäre. Betäubt, vernichtet, hatte Constance nicht einmal den Kampf versuchen können, zum Verstummen gebracht durch ihren Mann, der ihr sagte: »Was soll ich eigentlich tun? Ich brauche einen Beistand, Denis ist so gut wie irgendein andrer; und dann werde ich den Teil zurückkaufen, ehe ein Jahr um ist, und wenn er mich ärgert, so werfe ich ihn einfach hinaus!« Sie schwieg, um ihm nicht seine ganze Erbärmlichkeit ins Gesicht schleudern zu müssen, und sah in ohnmächtiger Verzweiflung, wie die Mauern ihres Hauses Stück um Stück auf sie herabbröckelten.
    Nun hielt Denis die Zeit für gekommen, um seinen schon so lange gefaßten Plan zu verwirklichen und Marthe Desvignes zu heiraten. Diese jüngere Schwester Charlottens, die unzertrennliche Freundin Roses, wartete seit nun bald drei Jahren auf ihn mit ihrem stillen Lächeln, ihrer beherrschten Liebe. Sie kannten sich von Kindheit auf, sie hatten auf allen einsamen Pfaden Janvilles Schwüre ausgetauscht; aber sie hatten sich gesagt, daß sie nichts überstürzen wollten, daß das Glück eines Lebens damit nicht zu teuer erkauft sei, wenn sie die Zeit abwarteten, da sie das Alter und die Kraft hätten, eine Familie auf sicherem Boden zu gründen. Die Leute wunderten sich nicht wenig, daß ein junger Mann mit einer so bedeutenden Zukunft vor sich, der mit sechsundzwanzig Jahren schon eine so glänzende Stellung einnahm, es sich beifallen ließ, ein Mädchen zu heiraten, das ihm nicht einen Sou mitbrachte. Mathieu und Marianne aber gaben lächelnd ihre Zustimmung, denn sie kannten die guten Gründe ihres Sohnes. Er wollte keine reiche Braut, die ihn nachher mehr gekostet hätte, als ihre Mitgift betrug, er war glücklich, eine schöne, gesunde, geschickte und kluge Frau gefunden zu haben, die die Gefährtin, die Gehilfin und der Trost seines Lebens werden würde. Bei ihr fürchtete er keine Überraschung, er hatte sie studiert: sie besaß jene Vereinigung von Liebreiz, Klugheit und Güte, welche die einzige Gewähr für das Glück in der Ehe ist. Und auch er war sehr gut und vernünftig, zu vernünftig, sagte man, und sie wußte es, und schritt glücklich an seinem Arme ins Leben hinaus, in der festen Zuversicht, daß sie in dem gleichen ruhigen Schritte, unter der lichten und glücklichen Sonne der Vernunft in der Liebe bis ans Ende des Lebens gehen würden.
    Für das Hochzeitsfest wurden große Vorbereitungen in Chantebled getroffen. Gleichwohl sollte die Feier mit Rücksicht auf die noch frische Trauer auf einen

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