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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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übrigens selbst teilte, um Constance jeden Monat die Hälfte auszuzahlen.
    Dieser war also nichts von der Sachlage verborgen. Sie wußte, daß die Fabrik auch dem Namen nach diesem Sohne der verhaßten Froment gehören würde, an dem Tage, wo es ihm gefiele, den früheren Herrn einfach davonzujagen, den man nicht einmal mehr in den Werkstätten sah. Es befand sich allerdings eine Klausel im Kontrakte, die, solange dieser zu recht bestand, die Möglichkeit gewährte, alle Teile auf einmal zurückzukaufen. War es vielleicht diese tolle Hoffnung, der Glaube an irgendein Wunder, an einen vom Himmel fallenden Retter, der sie so aufrecht hielt, starr und trotzig ihr Schicksal erwartend? Diese zwölf Jahre vergeblichen Harrens, aufeinanderfolgende Niederlagen, schienen die Sicherheit nicht einmal erschüttert zu haben, an der sie trotz allem festhielt, daß sie eines Tages triumphieren werde. In Chantebled, angesichts des Sieges Mathieus und Mariannens hatten ihre Tränen fließen können; aber sie hatte sich wiedergefunden, sie lebte nach wie vor in der Hoffnung, daß irgendein unerwartetes Ereignis ihrer Unfruchtbarkeit schließlich doch recht geben werde. Sie hätte nicht sagen können, was sie eigentlich wollte, sie beharrte nur darauf, nicht zu sterben, ehe das Unglück diese zu zahlreiche Familie traf, um sie zu entschädigen für ihren toten Sohn, für ihren verkommenen Gatten, für all diese Schändlichkeit, die sie herbeigeführt hatte, und unter der sie nun so furchtbar litt. Trotz ihres blutenden Herzens bäumte sich die Eitelkeit der ehrbaren Frau in ihr auf, wollte sie nicht zugeben, daß sie unrecht gehabt hatte. Und so erwartete sie denn die Genugtuung des Schicksals in dem reichen Wohnhause, das nun, wo sie es allein bewohnte, zu groß für sie war. Sie hatte ihr Leben da eingeschränkt, bewohnte nur die Räume des ersten Stockes, wo sie sich tagelang mit einer alten Magd einschloß, der einzigen Bediensteten, die ihr geblieben war. Schwarz gekleidet, wie in ewiger Trauer um Maurice, immer auf den Beinen, in abweisendem Schweigen erstarrt, ließ sie nie eine Klage hören, obgleich die in ihr wühlende Verbitterung oft in heftigen, erstickenden Anfällen aufstieg, die sie verbarg. Als die alte Magd eines Tages eiligst den Doktor Bouton herbeiholte, hätte sie sie beinahe entlassen; und sie antwortete dem Arzt nicht einmal, verweigerte es, sich behandeln zu lassen, in der festen Ueberzeugung, so lange zu dauern wie ihre Hoffnung. Aber welche Todesangst, wenn sie plötzlich einen Erstickungsanfall bekam, ganz allein in dem leeren Hause, ohne Sohn, ohne Gatten, niemand rufen konnte, da sie wußte, daß niemand kommen würde! Und wenn der Anfall vorüber war, mit welch unbeugsamem Starrsinn richtete sie sich dann wieder auf, indem sie sich sagte, daß ihre Gegenwart allein Denis verhindere, der Herr zu sein, unbeschränkt zu regieren, und daß er in jedem Falle das Wohnhaus nicht haben, nicht dahin als Sieger einziehen werde, solange sie nicht unter seinen Trümmern begraben liege.
    Dieses zurückgezogene Leben füllte Constance, von ihrer fixen Idee beherrscht, nur damit aus, die Fabrik zu überwachen, Tag um Tag in Erfahrung zu bringen, was dort vorging. Der gute Morange, den sie zu ihrem Vertrauten gemacht hatte, unterrichtete sie, ohne Uebles dabei zu denken, fast allabendlich von den Geschehnissen, wenn er beim Verlassen seines Bureaus auf eine kurze Weile zu ihr kam. Sie hatte alles aus seinem Munde erfahren, daß die Anteile nacheinander verkauft worden waren, daß Denis allmählich das Ganze erworben hatte, und daß Beauchêne und sie selbst jetzt nur noch von der Freigebigkeit des neuen Herrn lebten. Und sie hatte den alten Buchhalter ohne sein Wissen so weit zu ihrem Spion ausgebildet, daß sie durch ihn alles über das häusliche Leben Denis’, seiner Frau Marthe, seiner Kinder Lucien, Paul und Hortense erfuhr, was sie in dem bescheidenen Häuschen sagten und taten, das sie trotz ihres erworbenen Reichtums nach wie vor wohlgemut bewohnten, ohne irgendwelches Verlangen, irgendwelche Eile zu zeigen, das schöne Wohnhaus zu beziehen. Sie schienen nicht einmal zu bemerken, wie enge sie in dem kleinen Häuschen lebten, während sie, Constance, allein in dem großen von Trauer verdüsterten Hause wohnte, in dem sie sich beinahe verlor. Und sie wütete über die Ehrerbietung der jungen Leute gegen sie, über die gelassene Ruhe, mit der sie auf ihr Ende warteten, denn sie hatte auch noch die schwere

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