Fruchtbarkeit - 1
Menschen, frohe Menschen, die arbeiten, um die Freuden eines fessellosen Lebens zu genießen, die die Befriedigung haben, sich sagen zu können, daß ihr Werk sehr groß, sehr gut und sehr schön ist, da es das neue Frankreich ist, das beherschende Frankreich der Zukunft.«
Nun sprach er unaufhaltsam weiter. Man brauchte ihn nicht mehr zu fragen, er schüttete seine von Größe und Schönheit erfüllte Seele aus. Er erzählte von Dschenne, der einstigen Königsstadt mit den ägyptischen Bewohnern und Bauten, die noch das Tal beherrscht. Er erzählte von den vier andern Zentren, Vammako, Njamina, Segu, Sansandig, großen Dörfern, die eines Tages große Städte sein würden. Er erzählte besonders von Timbuktu, der Herrlichen, der so lange unbekannten Stadt, die ein Schleier von Legenden umhüllt, gleich einem verbotenen Paradies, mit ihrem Gold, ihrem Elfenbein, ihren schönen, gefälligen Frauen, die sich gleich einer Fata Morgana unerreichbarer Genüsse über dem gefräßigen Sande erhebt. Er erzählte von Timbuktu, dem Doppeltore der Sahara und des Sudan, der Genzstadt, wo das Leben ausmündete, sich vermischte, sich austauschte, wohin das Kamel der Wüste europäische Waffen und Waren brachte, ebenso wie das unentbehrliche Salz, wo die Nigerbarken das kostbare Elfenbein abluden, das Gold, das man von der Erdoberfläche sammelte, die Straußfedern, den Gummi, das Getreide, alle Reichtümer des fruchtbaren Tales. Er erzählte von Timbuktu dem Stapelplatz, Timbuktu der Metropole und Hauptmarkt von Zentralafrika, mit ihren Mengen von Elfenbein, ihren Mengen von jungfräulichem Golde, ihren Vorräten an Reis, an Hirse, an Erdnüssen, an Indigo, ihren Schätzen an Straußfedern, ihren Metallen, ihren Datteln, ihren Stoffen, ihren Metallarbeiten, ihrem Tabak, ihrem Salz insbesondere, großen Steinsalzplatten, die auf Lasttieren von dem schrecklichen Taudeni hergebracht wurden, der SaharaSalzstadt, deren Boden meilenweit aus Salz besteht, eine Hüllenmine dieses Minerals, das im Sudan so kostbar ist, daß es als Wertmesser gilt gleich dem Gelde, notwendiger als Gold. Endlich erzählte er von Timbuktu der Verfallenen und Verarmten, der einst so blühenden und prächtigen Stadt, die heute in Trümmern liegt, die hinter ihren rissigen Mauern die Reste der Schätze, die sie noch besitzt, vor den Räubern der Wüste birgt, die aber alsbald wieder die stolze und reiche Stadt werden wird, welche königlich zwischen dem Sudan, der überreichen Kornkammer, und der Sahara, der Straße nach Europa, thront, wenn Frankreich diese Straße geöffnet haben, die Provinzen dieses neuen Reiches miteinander verbunden, dieses zweite unermeßliche Frankreich gegründet haben wird, gegenüber welchem das alte Vaterland nur noch das kleine, denkende Gehirn darstellen wird, den leitenden Kopf.
»Das ist der Zukunftstraum,« rief er, »das ist das gewaltige Werk, das einmal ausgeführt werden wird. Unser Algerien mit Timbuktu quer durch die Sahara verbunden, elektrische Lokomotiven das alte Europa durch die endlose Wüste tragend! Timbuktu mit Senegal verbunden durch Dampferflotten auf dem Niger, durch Eisenbahnlinien, die das weite Reich nach allen Seiten durchfurchen! Das neue, ungeheure Frankreich verbunden mit dem Mutter Frankreich, dem alten Vaterlande, endlich gegründet, bereit, die hundert Millionen Bewohner aufzunehmen, die hier eines Tages entstehen werden… Freilich wird sich das nicht von heute auf morgen vollziehen. Die transsaharische Eisenbahn ist noch nicht gebaut, dort dehnen sich zweitausendfünfhundert Kilometer Wüste, deren Ausbeutung die Kolonialgesellschaften nicht locken kann. Es müßte ein Gedeihen sichtbar werden, ein Anfang von Bodenkultur, Entdeckungen von Minen, der steigende Export müßten das Kapital der Hauptstadt ermutigen, sich dort hinaus zu wagen. Dann müßte die einheimische Bevölkerung in Betracht gezogen werden, allerdings meist aus gutartigen Negerstämmen bestehend, aber auch aus einigen wilden, diebischen, religiös fanatischen Stämmen, die die großen Schwierigkeiten der Eroberung vermehren, die uns das furchtbare Problem des Islam entgegenstellen, welches uns immer ein schweres Hindernis sein wird, solange wir es nicht gelöst haben. Und nur das Leben, lange Jahre des Lebens können ein neues Volk schaffen, es der neuen Erde anpassen, seine Elemente miteinander verschmelzen, ihm seine normale Existenz, seine einheitliche Kraft, seinen Geist geben… Gleichviel! Heute ist bereits ein neues
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