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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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neues, gewaltiges Chantebled erstehen, für welches ihr beide, Großmutter und du, die Ahnen, die fernen Patriarchen sein werdet, die man gleich Göttern verehrt. Und so trinke ich denn auf deine Gesundheit, Großvater, und auf deine Gesundheit, Großmutter, im Namen eures zweiten, künftigen Volkes, das unter der glühenden Tropensonne mächtig emporwächst!«
    Mathieu, der sich erhoben hatte, sagte mit kräftiger Stimme, in tiefer Bewegung:
    »Auf deine Gesundheit, mein Kind! Auf die Gesundheit meines Sohnes Nicolas, seiner Frau Lisbeth und aller derer, die ihrer Liebe entsprungen sind! Auf die Gesundheit aller, die noch geboren werden sollen, von Generation zu Generation!«
    Und Marianne, die sich ebenfalls erhoben hatte, sagte:
    »Auf die Gesundheit eurer Frauen und Mädchen, eurer Gattinnen und Mütter! Auf die Gesundheit aller, die lieben, die gebären, die immer mehr Leben zu immer mehr Glück hervorbringen werden!«
    Nun wurde die Tafel aufgehoben, alle verließen ihre Plätze, um sich über den Rasen zu zerstreuen. Es gab noch einen letzten Triumph für Mathieu und Marianne, die von der dichten Menge ihrer Kinder umschlossen wurden. Ihre ganze siegreiche Fruchtbarkeit, das ganze kleine glückliche Volk, das ihnen entsprossen war, überfiel sie mit seinem Jubel, erstickte sie mit seinen Liebkosungen. Zwanzig Arme hielten ihnen gleichzeitig ihre Kinder, blonde und braune Köpfchen hin, daß sie sie küssen. Sie, in ihrem hohen Alter, in dem Zustande seliger Kindheit, in den sie zurückglitten, erkannten die Knaben und Mädchen nicht immer. Sie irrten sich, verwechselten die Namen, hielten die einen für die andern. Man lachte, man verbesserte, man rief ihr Gedächtnis zu Hilfe. Und sie lachten auch und gestanden mit einer Gebärde ihren köstlichen Irrtum. Was hatte es zu sagen, wenn sie sie verwechselten, da doch alle ihr Fleisch und Blut waren? Es waren Frauen da, die guter Hoffnung waren, Enkelinnen, Urenkelinnen, und sie riefen sie zu sich, um sie zu küssen, um den Kindern Glück zu bringen, die wieder geboren werden sollten, den Kindern ihrer Kinder, bis ins Unendliche, ein Geschlecht, das sich immer mehr verbreiten, ihr Dasein bis in ferne Zeiten fortsetzen würde. Dann waren saugende Mütter da, deren Kinder während der Mahlzeit geschlafen hatten; und da sie nun erwachten und vor Hunger schrien, sollten auch sie ihr Teil bekommen, und sie gaben ihnen zu trinken, fröhlich und stolz mit unverhüllter Brust unter den Bäumen sitzend und miteinander lachend. Sie stellten die königliche Schönheit der Frau dar, die Gattin und Mutter ist, den entscheidenden Sieg der fruchtbaren Mutterschaft über die lebenstötende Jungfräulichkeit. Möchten doch die Sitten sich ändern, und der Begriff der Moral, und der Begriff der Schönheit, und möchte doch eine Welt neu entstehen durch die Huldigung vor der triumphierenden Schönheit der Mutter, die ihr Kind trinken läßt, umgeben von der Majestät ihrer göttlichen Würde. Immer neue Samenmengen zeugen immer neue Ernten, die Sonne erhebt sich immer wieder über der Erde, die Milch rieselt endlos aus den nährenden Brüsten, sie, der ewige Lebenssaft der Menschheit. Und dieser Milchstrom rollt das Leben durch die Adern der Welt, und er schwillt, und er quillt über endlos durch die Jahrhunderte.
    Die größtmögliche Menge Lebens um der größtmöglichen Menge Glückes willen. Das ist die Betätigung des Glaubens an das Leben, der Zuversicht auf sein gutes und gerechtes Werk. Die siegreiche Fruchtbarkeit bleibt die unbezwingliche Kraft, die gebietende Macht, die allein die Zukunft schafft. Sie ist die große Umstürzende, die unermüdliche Arbeiterin am Fortschritte, die Mutter jeder Zivilisation, die unaufhörlich das unzählbare Heer ihrer Kämpfer erneuert, die im Laufe der Jahrhunderte Milliarden von Armen, von Hungrigen, von sich Empörenden auf die Eroberung der Wahrheit und Gerechtigkeit aussendet. In der Geschichte der Menschheit ist nicht ein Fortschritt geschehen, ohne daß es die Zahl gewesen wäre, die die Menschheit auf ihrer Bahn vorwärtsgedrängt hätte. Das Morgen wie das Gestern wird nur erobert werden durch die Wucherung der Menge, die nach dem Glücke stiebt. Nur so wird sich all das Wohltätige erfüllen, das unsre Zeit erhofft, die ökonomische Gleichheit endlich erobert sein gleich der politischen Gleichheit, die richtige Verteilung der Güter eine Leichtigkeit geworden, die Arbeit in ihrer herrlichen Notwendigkeit erkannt und zum Gesetz

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