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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Tage, wo man die Bebauung mit Mut und Verständnis durchführen wird, denn der Boden ist noch jungfräulich, so wie ihn der gute Fluß vor Tausenden von Jahren geschaffen hat. Dieses ganze Gebiet wird dem Kultivator zufallen, der den Mut haben wird, es zu nehmen, sich da einen so großen Besitz zu schaffen, als die Kraft seiner Arbeit ihn umfassen kann, nicht mehr Hektare, sondern Meilen von Ackerland, auf welchem unerschöpfliche Ernten heranreifen. Und welch erhabener Hauch weht über diese Unermeßlichkeit, welcher Hochgenuß, die ganze Weite in einem Atemzug einsaugen zu können, welch gesundes und kräftiges Leben, nicht mehr aufeinandergehäuft zu sein, sich frei und mächtig zu fühlen, Herr der Erde, die man sich erkoren hat, unter der Sonne, die für alle strahlt!«
    Aber Benjamin wurde nicht müde, ihm zuzuhören, ihn auszufragen.
    »Und wie seid ihr dort eingerichtet? Wie lebt ihr? Welcher Art sind eure Arbeiten, eure Gewohnheiten?«
    Dominique lachte behaglich in dem Bewußtsein, sich in Erstaunen zu setzen, sie zu überwältigen, alle die unbekannten Verwandten, die er da beisammen fand, die er an seinen Lippen hängen sah, von immer wachsender Neugierde erregt. Nach und nach hatten sich viele erhoben und ihm genähert. Selbst die Kinder umgaben ihn, als ob er ihnen ein schönes Märchen erzählte.
    »Oh, wir leben in einer Republik, wir bilden eine Kommune, in welcher jedes Mitglied an dem brüderlichen Werke mitarbeiten muß. In der Familie gibt es Handwerker aller Professionen für die großen Arbeiten, die in etwas primitiver Art ausgeführt werden. Aber der Vater hat sich besonders als geschickter Baumeister erwiesen, denn er hat bauen müssen, als wir dort ankamen. Und er macht seine Ziegel sogar selbst, dank der Tonlager, die sich bei Dschenne befinden. Unser Gut ist also jetzt ein kleines Dorf, ein jedes Kind, das heiratet, bekommt sein Haus. Dann sind wir nicht bloß Ackersleute, wir sind auch Fischer und Jäger. Wir haben unsre Boote, der Niger ist außerordentlich fischreich, wir machen gewaltigen Fang. Die Jagd würde ebenfalls hinreichen, die Familie zu ernähren, das Wild ist in Mengen vorhanden, es gibt Scharen von Rebhühnern und Perlhühnern, abgesehen von den Flamingos, den Pelikanen, den Reihern, Tausenden von Tieren, die nicht eßbar sind. Schwarze Löwen statten uns manchmal Besuche ab; Adler segeln gelassenen Fluges über unsern Köpfen hin; Nilpferde spielen zu dreien und vieren um die Abenddämmerung im Flusse, mit der schwerfälligen Grazie badender Negerkinder. Indessen sind wir hauptsächlich Bauern, Könige der Ebene, wenn der Niger sich zurückgezogen, nachdem er unsre Felder befruchtet hat. Unser Besitz ist nicht von Grenzen eingeschlossen, er geht so weit, als wir unsre Arbeit ausdehnen können. Und wenn ihr die eingeborenen Bauern sehen könntet, die gar nicht einmal ackern, die kaum ein andres Werkzeug haben als Stöcke, mit denen sie den Boden aufkratzen, ehe sie ihm den Samen anvertrauen! Keine Sorge, keine Mühe, die Erde ist fett, die Sonne heiß, die Ernte wird immer gut. Wenn nun wir den Pflug anwenden, wenn wir dieser von Leben strotzenden Erde einige Sorgfalt angedeihen lassen, was für gewaltige Ernten, welch ein Überfluß an Frucht, der eure Scheuern zersprengen würde! Wenn wir erst die Maschinen haben, die ich bei euch bestellt habe, werden wir einer ganzen Schiffsflottille bedürfen, um euch den Überfluß unsrer Speicher zuzusenden. Nach dem Zurücktreten des Flusses wird Reis gebaut, der manchmal zwei Ernten ergibt. Dann pflanzen wir Hirse, Erdnüsse, und wir werden Korn bauen, sobald wir den Anbau im großen in Angriff nehmen können. Weite Baumwollpflanzungen reihen sich aneinander. Wir pflanzen auch Maniok und Indigo, wir haben Felder mit Zwiebeln, mit Nelkenpfeffer, mit Kürbissen und Gurken. Und ich spreche gar nicht von den wildwachsenden Pflanzen, den kostbaren Gummibäumen, von denen wir einen ganzen Wald haben, den Brotbäumen, Kuhbäumen, Pifangstauden, die auf unserm Boden wachsen wie bei euch die Weiden an den Flußufern. Endlich sind wir auch Viehzüchter; wir haben sich unaufhörlich vermehrende Herden, deren Kopfzahl wir nicht einmal kennen. Wir haben Ziegen und langhaarige Schafe zu Tausenden, unsre Pferde galoppieren frei auf Weiden so groß wie die Städte, unsre Buckelochsen bedecken eine Meile des Ufers, wenn sie zum Trinken an den Niger hinabsteigen, um die Stunde heiterer Pracht, da die Sonne untergeht. Und vor allem sind wir freie

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