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Fruchtbarkeit - 1

Fruchtbarkeit - 1

Titel: Fruchtbarkeit - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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wenn sie die Natur nicht hintergehen, wenn sie eine gesunde, ehrbare Lebensweise führen, unbekümmert um die unsinnigen Sitten der Welt, wie sollen ihnen da nicht prächtige Kinder gelingen, da sie so viel Liebe auf deren Herstellung verwenden? Und der wackere Mann lachte behaglich.
    Mathieu war aus dem Zimmer geeilt und rief über die Treppe hinab:
    »Ein Junge!«
    »Gut!« antwortete von unten Beauchêne in lustigem Tone, »das macht nun vier, ohne das Mädchen. Meine Gratulation! Ich eile nun, Constance zu benachrichtigen.«
    Ah, dieses Zimmer des Kampfes und Sieges, in welches Mathieu nun triumphierend zurückkehrte! Die junge Mutter war noch erschöpft von den überstandenen Leiden, aber welche heilige Leiden, diese Leiden des ewig arbeitenden Lebens! Und wie belohnt von unendlicher Hoffnung, von Zuversicht auf die Zukunft war sie nun, erfüllt von der köstlichen Freude, dem siegreichen Stolze, geboren zu haben! Mochte der Tod immerhin sein notwendiges Werk tun, mochte das schlecht besäte, schlechte betreute Feld immerhin durch die Vernichtung der Keime gelichtet werden, die Halme werden doch immer dichter emporwachsen, dank der göttlichen Verschwendung der Liebenden, die von der Begierde, der Schöpferkraft der Welt entflammt werden. Und unaufhörlich vollzieht sich die Ausfüllung der Lücken, das Leben loht an allen Ecken wieder empor, wie eine nicht zu unterdrückende Feuersbrunst, wuchert auf der einen Seite, wenn die Sense über die andre hingemäht hat, blühte eben jetzt in diesem Zimmer der Gesundheit und der Liebe wieder auf, wie zum Ersatz für andre, heimliche und schuldbeladene Schwangerschaften, für andre, schreckliche und verbrecherische Entbindungen. Ein einziges Wesen, das zur Welt kam, dieses arme, nackte Wesen mit der schwachen Stimme, bildete einen unermeßlichen Schatz vermehrten Lebens, die Versicherung der Zukunft. Und ebenso wie am Abende der Empfängnis die lieberfüllte Frühlingsnacht mit ihrem Dufte hereingekommen war, damit die ganze Natur an der fruchtbaren Umarmung teilnehme, so stammte heute, am Tage der Geburt, die Sonne in ihrer ganzen Pracht herein, Leben zeugend, jubelnd den Sang des ewigen Entstehens durch die ewige Liebe.
     
     

Drittes Buch

1
    »Ich sage dir, daß ich Joe nicht brauche, um ihn zu baden,« rief Mathieu, böse werdend. »Bleibe im Bett und ruh dich aus!«
    »Aber,« versetzte Marianne, »das Mädchen muß doch die Wanne bereiten und warmes Wasser bringen.«
    Sie lachte frühlich über diesen Streit, und er stimmte in das Lachen ein.
    Seit vorgestern hatten sie wieder den Pavillon am Waldesrande bezogen, den sie von den Séguin gemietet hatten. Sie waren so begierig gewesen, wieder aufs Land zu kommen, daß Marianne, trotz des Widerspruchs des Arztes, sogar die Unvorsichtigkeit begangen hatte, sich vierzehn Tage nach ihrer Niederkunft dahin bringen zu lassen. Aber ein vorzeitiger Frühling erwärmte diesen März so wohltuend mit seiner Sonne, daß die Reise sie nur wenig ermattet hatte. Und heute nun, an einem Sonntag, der Mathieu zum Feste wurde, weil er ihn mit ihr verbringen konnte, wollte er haben, daß sie nicht vor Mittag das Bett verlasse.
    »Ich kann mich doch ganz gut einmal mit dem Kinde beschäftigen, während du ruhig liegenbleibst,« wiederholte er. »Du hast ihn von früh bis abend genug auf den Armen. Und wenn du wüßtest, welches Vergnügen es mir bereitet, mit dir und mit diesem kleinen Engel wieder in diesem Zimmer zu sein!«
    Er ging zu ihr hin, um sie zärtlich zu küssen, und sie gab ihm den Kuß herzlich zurück, indem sie abermals lachte. Tatsächlich waren sie beide im Paradies. War dies nicht das Zimmer, wo sie sich voriges Jahr geliebt hatten, wo sie die glückliche, die fruchtbare Nacht gehabt hatten? Der eilige Frühling übergoß es mit heiterem Goldglanz, erfüllte es mit angenehmer Wärme, und durch das Fenster grüßte die weite Landschaft herein, die wiedererwachende Erde, die von den sich regenden Keimen bebte. Wie schien es ihnen hell und fröhlich, noch voll Liebeserinnerungen, nun, da das Kind bereits neben ihnen blühte!
    Marianne beugte sich über die Wiege, die dicht an ihrem Bette stand.
    »Monsieur Gervais schläft tief und fest. Sieh ihn nur an! Du wirst nicht so herzlos sein, ihn aufzuwecken.«
    Beide blieben in Betrachtung des schlafenden Kindes versunken. Sie hatte ihren Arm um seinen Hals geschlungen und lehnte sich gegen ihn; ihre Haare und ihr Atem vermengten sich, und sie sahen glücklich lächelnd auf

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