Frühling, Freunde, freche Fohlen
Dicken geht’s gut, allerdings wird er jetzt alt und hat ganz gern seine Ruhe“, erzählte Bettina. „ Flori und ich reiten ihn abwechselnd, aber fast nur noch im Gelände. Wenn du wieder trainieren willst, wirst du ein junges Pferd brauchen.“
„Daran habe ich auch schon gedacht, und ich...“ Daniel brach ab und biß sich auf die Lippen. Auf seinem Gesicht breitete sich ein geheimnisvolles, leicht abwesendes Lächeln aus.
„Was ist los? Was wolltest du sagen?“
„Och, ich... ich meine, zunächst mal werde ich so viel zu tun haben auf dem Hof, daß zum Trainieren kaum Zeit bleiben wird. Und für ein paar entspannende Ausritte zwischendurch ist mein Väterchen Asterix gerade recht.“
„Finde ich Spitze, daß du jetzt erst mal richtig in die Praxis einsteigst“, sagte Tom. „Ich glaube, dein Vater ist sehr froh, daß er sich bald aus dem Betrieb zurückziehen kann. Er möchte sich lieber seinen Büchern widmen und endlich mal Zeit zum Reisen haben, hat er mir erzählt.“
„Ich freue mich auch auf die Arbeit. Diese Rumhockerei auf der Uni, das Großstadtleben, das ist nichts für mich. Bei der praktischen Arbeit lernt man am schnellsten, worauf es ankommt. Und aus einem Gut wie Peershof kann man viel mehr machen, als es jetzt der Fall ist.“
„Hast du schon Pläne?“ erkundigte sich Simon.
„Eine Menge. Aber noch behalte ich sie für mich. He, Flori , Nico, ihr seid so still da hinten! Seid ihr noch da?“
„Laß sie, sie sehen sich so selten, das müssen sie ausnützen“, stichelte Bille.
„Selten?“
„Ja — nur morgens in der Schule und den Rest des Tages im Stall und beim Reiten.“
„Die Ärmsten! Wenn das so ist...“
Alle lachten.
Sie bogen in die Peershofer Allee ein und hielten bald darauf vor dem großen, ein wenig düsteren Gutshaus. Simon drückte ein paarmal kräftig auf die Hupe, und Herr und Frau Henrich kamen heraus, um ihren Ältesten zu begrüßen. Bille und Tom holten Daniels Gepäck aus dem Kofferraum und brachten es ins Haus.
„Ihr wollt doch sicher zuerst schnell in den Pferdestall“, sagte Vater Henrich lächelnd und zwinkerte Bille zu. „Aber bleibt nicht zu lange, der Tee ist fertig. Wir warten im Salon auf euch.“
„Prima. Komm, Daniel!“
Bettina und Bille nahmen Daniel in die Mitte, die anderen marschierten hinterher.
„So feierlich? Ihr habt doch was mit mir vor?“
„Wir dachten nur, du möchtest Asterix vielleicht gleich begrüßen“, sagte Bettina mit todernstem Gesicht. „Oder etwa nicht?“
„Doch, doch, natürlich.“
Bille stieß die Tür zum Stall auf und ließ Daniel vorgehen. „Ich werd verrückt!“
Daniel blieb wie angewurzelt stehen und riß die Augen auf, als glaubte er zu träumen.
„Seid ihr sicher, daß dies unser Stall ist?“
„Ganz sicher!“
Bettina lachte vergnügt. Die Überraschung war ihnen offensichtlich gelungen.
„Der ganze Stall renoviert! Neue Lampe, neue Schränke, Mann, ihr seid ja wahnsinnig! Neue Heuraufen auch! Sogar der Boden ist neu!“
„Ohne Vatis Hilfe hätten wir das natürlich nicht geschafft — weder finanziell noch was die Arbeit betrifft“, berichtete Simon. „Da mußten schon ein paar Handwerker her. Aber wir haben doch eine beträchtliche Portion Arbeit investiert, vor allem Bettina und Florian, und auch Nico hat geholfen, wo sie konnte. Die Idee stammte übrigens von Bettina. Als sie vor ein paar Wochen beschloß, Großputz im Stall zu machen, stellte sie fest, daß es höchste Zeit für eine grundlegende Renovierung war, und es gelang ihr, Vater klarzumachen, daß das doch eine richtige Überraschung zur Feier deiner Rückkehr sei.“
„Na, die ist euch wirklich gelungen! Kinder, das ist ja toller als die Spanische Hofreitschule in Wien! Aber jetzt muß ich erst mal meinen Dicken begrüßen. Komm her, Asterix, mein Alter, laß dich umarmen! Junge, haben sie dich feingemacht, du siehst ja aus wie ein Marmorstandbild, so schneeweiß und glänzend! Und ein neues Stallhalfter haben sie dir auch geschenkt! Leuchtend blau, das steht dir fabelhaft!“
„Hm, und hier ist noch ein Geschenk für dich. Zur Begrüßung von uns allen.“
Bettina überreichte Daniel ein kleines Paket. Daniel löste das Geschenkband und schlug das Papier auseinander.
„Eine Decke! Schau dir das an, mein alter, eine leuchtendblaue Stalldecke, passend zum Halfter! Leute, ihr seid ja verrückt, mich so zu verwöhnen! Tausend Dank! Warum tut ihr das? Ihr macht mich ganz verlegen!“
„Warum wir das
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