Frühling, Freunde, freche Fohlen
früher hätte machen können, kam zum Glück niemand. Herr Charly sammelte die Gaben der Firma Bruhnsen & Co. vom Rasen auf und arrangierte sie aufs neue, Leichtbeschädigtes mit einem Rotstiftvermerk Preisnachlaß! besonders ins Blickfeld rückend.
„Ich hoffe, ihr habt die Versicherungsprämie pünktlich bezahlt“, murmelte Bille.
„Keine Sorge!“ Tom sprang aus dem Sattel. „Eine Runde für alle!“ rief er dem Wirt zu. „Zur Beruhigung der Nerven! Wir bringen die Ausbrecher auf die Koppel zurück und kommen dann wieder. So lange werden die Damen ja noch hier sein, es dauert keine halbe Stunde.
„In Ordnung, Herr Tiedjen.“
„Wer ist das?“ erkundigte sich Herr Charly, Hoffnung schöpfend, beim Wirt des Waldcafés.
„Tom Tiedjen, der Sohn von Hans Tiedjen. Der berühmte Springreiter, kennen Sie den nicht? Und der andere war Simon Henrich, auch schon ziemlich bekannt auf den großen Turnierplätzen.“
„Tiedjen, Henrich, natürlich! Meine Damen! Meine Damen, ich kann Ihnen eine außerordentliche Mitteilung machen, ein neuer Höhepunkt dieses erlebnisreichen Ausflugs!“ Herr Charly mochte vielleicht kein Held sein, aber eines konnte er — verkaufen! So verkaufte er jetzt den Reiterruhm der Tiedjens und Henrichs, ließ den Wert der soeben allzu hautnah erlebten Pferde — Hans Tiedjens erlesene Zucht! — auf Hunderttausende anwachsen und gab den Damen das Gefühl, einen Blick ins Allerheiligste des berühmten Springreiters getan zu haben. Die Waren der Firma Bruhnsen & Co. gingen weg wie die warmen Semmeln. Die Damen, der Gefahr entronnen und noch den süßen Schauer des besonderen Spaßes in den Gliedern, angeregt durch die freigebig ausgeschenkten Liköre des Wirts (auf Tom Tiedjens Kosten), kauften, bis auch nicht eine silberne Zuckerzange, nicht ein Elektroquirl mehr übrig war.
„Man sollte da vielleicht ein spezielles Arrangement mit der Familie Tiedjen treffen“, sinnierte Herr Charly, als der Wirt ihm den vierten Klaren einschenkte. „Meinen Sie, man könnte die Nummer ins Programm aufnehmen?“
Daddys Überraschung
Der Zug rollte fast lautlos in den Bahnhof ein. Die Türen flogen auf, noch ehe er stand.
„Höher, das Schild! Ihr müßt es viel höher halten!“ rief Bille.
Florian und Simon stemmten das Plakat hoch über ihre Köpfe. Ankommende Reisende warfen einen Blick auf das blumenumkränzte, mit großen bunten Buchstaben bemalte Pappschild und schüttelten lächelnd die Köpfe. Ein dreifaches Hoch unserem Häuptling! Herzlich willkommen, Daniel! stand darauf.
„Da kommt er! Daniel!“ Bille ließ ein Indianergeheul los, daß einem jungen Mann neben ihr der Koffer aus der Hand fiel, so erschrocken zuckte er zusammen.
Daniel ruderte kofferbeladen auf sie zu, seine Körperlänge stand in krassem Gegensatz zu dem verlegenen Lächeln auf seinem rosigen Gesicht, als er seines Begrüßungskomitees ansichtig wurde.
Bettina fiel ihm als erste um den Hals, dann folgten Bille und Nico. Die Brüder nahmen die Sache lässiger, sie hatten wegen der Stangen, auf die das Plakat aufmontiert war, ohnehin keine Hand frei.
„Hallo, Großer!“
„Grüß dich, großer Bruder! Wie geht’s?“
„Hi, chief , schön, dich zu sehen! Du hast uns gefehlt!“ sagte Tom und boxte den Freund in die Schulter. „Siehst richtig verhungert und überarbeitet aus. Wird Zeit, daß wir uns wieder um dich kümmern.“
„Das ist vielleicht ein Empfang, Kinder! Mann, ich hab gedacht, mich küßt ein Känguruh, als ich das Schild sah! Na kommt, hauen wir lieber hier ab, ehe sie glauben, dies wäre eine unangemeldete Demo.“
„Man merkt’s, du warst in der Großstadt“, sagte Bille lachend. „Solche Befürchtungen haben wir hier in unsrer ländlichen Einsamkeit nicht. Simon hat deinem Vater den großen Wagen abgeschwatzt, sonst hätten wir nicht alle Platz gehabt — mit deinem ganzen Gepäck! Wir haben schon überlegt, ob wir vielleicht mit einem der Transporter kommen sollten, damit wir deine Koffer alle unterbringen.“
„Na, so schlimm ist es ja auch nicht. Hier, nimm mal die Plastiktüte, da sind die Geschenke drin.“
„Welche Geschenke? Hat jemand Geburtstag?“
„Quatsch, meine Mitbringsel für euch!“
„Du hast uns was mitgebracht? Ist ja irre, zeig her!“
„Stop! Die gibt’s erst zu Hause. Das könnte euch so passen!“
Mit viel Drücken, Drängen und Schieben gelang es ihnen, mitsamt dem Gepäck im Auto unterzukommen.
„Na, was gibt’s Neues, erzählt!“
„Deinem
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