Fruehlingsherzen
Dampf bei Kyla abzulassen. „Peggy wird die Mädchen zu unseren Eltern nach Springfield schicken.“
„Aber sie bleibt?“
„Ja. Im Gegensatz zu ihrem Mann besitzt sie Charakter.“
Kyla nickte. „Ich glaube, Peggy würde mir gefallen.“
„Sie ihr bestimmt auch.“ Schade, dass sie nie Gelegenheit bekommen werden, sich kennenzulernen, dachte er und schaute auf die Uhr. „Schon Viertel nach zehn. Sollten wir uns nicht etwas zu essen kommen lassen, bevor die Küche schließt?“
„Ich habe nicht viel Hunger.“
„Denken Sie an Ihre Katze. Sie ist bestimmt sehr hungrig und nur zu höflich, es zu sagen.“
Das veranlasste Kyla zu einem Lächeln. „Sie haben recht. Ich könnte mir ein Fischgericht bestellen und es mit ihr teilen.“
„Dann bestelle ich mir auch Fisch und hebe etwas davon für morgen auf. Denn es wäre doch ziemlich verdächtig, wenn wir uns zum Frühstück schon wieder Fisch kommen ließen, glauben Sie nicht?“
Beim Essen fühlte Kyla sich schon etwas besser, was sie in erster Linie der Tatsache zuschrieb, dass sie so nette Gesellschaft hatte. Sie und Pete erzählten sich von ihrer Kindheit und tauschten Anekdoten aus, wobei Kyla jede Episode, die ihren Vater einschloss, bewusst ausließ. Von Pete erfuhr sie, dass er zwei Minuten älter als seine Zwillingsschwester war und liebevolle Eltern besaß, deren einziger Fehler ihre übertriebene Vorsicht war.
„Sogar zwei Minuten machen einen Unterschied“, bemerkte Kyla. „Ich wette, man erwartete von Ihnen, dass Sie verantwortungsbewusster als Peggy waren.“
„Das waren Sie ja auch.“ Pete schob seinen leeren Teller fort. „Sie scheinen doch wie eine zweite Mutter für Trevor gewesen zu sein.“
Kyla zuckte die Schultern. „Ich bin seine Schwester. Wir sorgten füreinander. Ihnen ergeht es doch bei Peggy auch so.“
„Ja, schon, aber …“ Er betrachtete Kyla nachdenklich.
Die Art, wie er sie anschaute, verriet ihr, dass er bald noch mehr Fragen stellen würde, und sie wollte nicht über ihren Stiefvater reden. Jedenfalls nicht heute Abend, nach allem, was sie durchgemacht hatte. „Ich habe Ihnen noch nicht die versprochene Fußmassage gegeben.“ Sie stand auf. „Ziehen Sie Ihre Schuhe und Socken aus, während ich die Handcreme aus dem Bad hole.“
„Nein, nein, schon gut, Kyla. Die Kratzer an meinen Händen schmerzen wirklich nicht, und ich …“
Sie blieb an der Tür zum Badezimmer stehen. „Ich möchte es aber tun. Es ist meine einzige Möglichkeit, mich für all das zu revanchieren, was Sie meinetwegen durchgemacht haben.
„Um ganz ehrlich zu sein – ich käme mir ein bisschen albern vor, wenn Sie mir die Füße massieren würden.“
Kyla kannte diesen Einwand schon. Die meisten Männerneigten anfangs zu ähnlichen Bedenken. Frauen nicht. Sie waren begeistert von der Idee, sobald sie davon hörten, aber Männer waren eben andere Wesen, vor allem jene aus dem Mittelwesten. Sie kehrte zurück und blieb vor Pete stehen. „Sie halten es wohl für ziemlich unmännlich, sich von einer Frau die Füße massieren zu lassen?“
Er errötete. „Nein, das ist es nicht. Ich habe nur …“
„Doch, das ist es, also geben Sie es ruhig zu. Sie kämen sich wie ein Homosexueller vor, nicht wahr?“
Er schaute ihr offen in die Augen. „Ja.“
„Dann ziehen Sie Ihr Hemd und Ihren Pullover aus, und ich massiere Ihnen den Rücken.“
Er wirkte alarmiert und gleichzeitig sehr aufgeregt. „Hey, Moment mal! Das wäre …“
„Zu intim? Zu körperlich?“ Als sie seine unbehagliche Miene sah, stürzte sie sich mit Begeisterung auf ihr Lieblingsthema. „Kein Wunder, dass ihr Männer alle irgendwann einen Herzanfall bekommt! Ist es Ihnen überhaupt bewusst, welche lächerlichen Grenzen Sie sich auferlegen? Weil eine Massage für Sie entweder etwas Weibisches oder etwas Sexuelles ist, sind Sie nicht bereit, sich einmal verwöhnen und von Ihren Spannungen befreien zu lassen.“
„Ich leide nicht unter Spannungen.“
„Ha!“
„Na ja, nicht sehr jedenfalls.“
„Das glauben Sie!“
„Und Sie wollen diese angeblichen Spannungen lösen, indem Sie meine Füße massieren?“
„Was haben Sie dabei zu verlieren, Pete?“
Er schaute auf seine schwarzen Oxfordsocken. „Vielleicht bin ich ja kitzlig.“
„Ich kitzele meine Klienten nicht. Sind Sie ein Feigling, Pete?“
„Wollen Sie mich herausfordern, Kyla?“
Lächelnd verschränkte sie die Arme. „Vielleicht. Ich fordere Sie auf, sich aus Ihrem langweiligen
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