Fruehlingsherzen
stehst du zu mir?“
„Es ist kein Unsinn!“ Sie schlang die Arme um den Körper, um das Zittern zu bezwingen. „Ich möchte nicht wie meine Mutter enden. Ich habe Angst.“
Er trat näher. „Was ist mit deiner Mutter?“, fragte er sanft.
Oh Gott. Jetzt waren die Tränen nicht mehr aufzuhalten.
„Kyla!“ Mit zwei Schritten war er da und zog sie in die Arme.
Es tat furchtbar weh. Ihre Tränen lösten sich in Schluchzern, die ihren Körper erschütterten, und sie hatte nicht mehr die Kraft, sie zurückzuhalten.
Aber irgendwann versiegten ihre Tränen doch. Während Pete tröstend ihren Rücken streichelte, legte sie die Wange an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag, der ihr in diesem Augenblick das wichtigste Geräusch auf der ganzen Welt zu sein schien.
Erst ein lautes Klopfen riss sie aus ihrer Versunkenheit. „Zimmerservice!“, rief eine Stimme.
Pete streichelte Kyla weiter, als hätte er nichts gehört.
„Das … Essen“, murmelte sie.
„Später.“
„Aber wir haben es doch bestellt!“
„Na und?“ Er strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn. Kyla schmiegte sich in seine starken Arme. Irgendwann hörte auch das Klopfen auf, und es herrschte Schweigen.
„Ich habe mich schon lange nicht mehr so gehen lassen“, sagte Kyla beschämt. „Aber ich … Weißt du, mein Stiefvater schlug meine Mutter. Nicht nur manchmal, sondern ständig. Und manchmal verprügelte er auch meinen Bruder und mich.“
Pete zog sie noch fester an sich, ohne etwas zu sagen.
„Deshalb haben Trevor und ich auch Karate gelernt. Was ich nie verstehen konnte, ist, warum meine Mutter bei ihm blieb und sich nicht schon längst von ihm getrennt hat. Wenn ich sie frage, behauptet sie, aus Liebe.“ Kyla erschauerte und barg ihr Gesicht an Petes Brust.
Er streichelte ihr Haar und schwieg eine Weile. „Du weißt, dass das keine Liebe ist“, meinte er schließlich.
„Das sagte ich mir auch immer. Aber als ich merkte, was ich für dich empfand und mir der Macht bewusst wurde, die diese Gefühle über mich gewinnen konnten, dachte ich: Bleibt sie deshalb bei ihm? Ist es das, was ich bisher nie verstanden habe?“
Pete hob sanft ihr Kinn und schaute ihr in die Augen. „Liebe muss nicht mit Schmerz verbunden sein, Kyla.“
Sie war hingerissen von dem Ausdruck in seinem Gesicht. Gestern hatte sie noch gedacht, er sähe gut aus, jetzt fand sie ihn schön. Seine Augen strahlten eine Zärtlichkeit aus, die sie einhüllte wie ein warmer Mantel und sie zum Lächeln brachte. „Ich habe bisher nie den Wunsch verspürt, es auszuprobieren.“
Pete erwiderte ihr Lächeln. „Würdest du es jetzt gern tun?“
9. KAPITEL
K yla hatte das Gefühl, am Rand eines bodenlosen Abgrunds zu stehen und ein Sprung in die Tiefe konnte den tödlichen Absturz bringen – oder ein Schweben auf den Flügeln der Liebe. „Ja, ich will es riskieren“, sagte sie.
Pete schloss sie so ungestüm in seine Arme, dass sie lachen musste. „Findest du das komisch?“, fragte er verblüfft.
„Nein. Es ist wunderbar.“
Er küsste sie zärtlich auf die Lippen. „Hm. Ja, das ist es.“ Dann ging er zum Schlafzimmer. „Brauchst du deinen Mantel nicht?“
Er blieb stehen und schaute sie an, als wäre sie verrückt geworden. „Möchtest du die Szene auf Johnsons Couch wiederholen?“ Kyla lächelte und schüttelte den Kopf.
„Was soll ich dann mit …“ Petes Stirnrunzeln verwandelte sich in Verlegenheit. „Du hast in meinen Taschen geschnüffelt!“
„Und du hast heimlich Pläne geschmiedet.“
„Nein“, entgegnete er leise. „Ich hatte nur gehofft.“
Die Verwundbarkeit, die sich in dieser schlichten Feststellung verriet, ließ Kylas Ängste schwinden. „Oh Pete … Ich möchte, dass du mich liebst.“
„Solange du mich haben willst.“ Er hob sie auf und trug sie ins Schlafzimmer. Als er Kyla auf das Bett legte, miaute Sex. „Ich sperre sie besser aus“, sagte Pete.
„Ja.“
Kaum war er fort, kehrten Kylas Zweifel zurück. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, einem Mann ihr Herz und ihre Seele so offen anzubieten? Pete würde ihre Hingabe ausnutzen. Alle Männer neigten dazu. Sie war im Begriff, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen. Der Einsatz war zu hoch. Sie begehrte Pete viel zu sehr, um eine solche Enttäuschung zu verkraften.
Als er zurückkam, richtete sie sich in einem Anfall von Panik auf. Seine Augen glühten vor unterdrückter Leidenschaft. Er war ein fantastischer Mann,
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