Fruehlingsherzen
hingezogen gefühlt, und beiden war klar, dass die Zeit, die ihnen noch verblieb, ihre Selbstkontrolle auf eine harte Probe stellen würde. Sah Pete diesen Schritt trotz seiner Bindung an Lillian als unvermeidlich an? Und ging es ihr, Kyla, nicht genauso, wenn sie ehrlich war?
Sie hängte den Mantel in den Schrank und legte die Schachtel mit zitternder Hand in die Schublade eines Nachttischs. Wie schon zuvor fragte sie sich jetzt wieder, ob sie verzweifelt genug sein mochte, um mit Pete ins Bett zu gehen, obwohl keine Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft bestand. Und während sie das ungemachte Bett anstarrte, wurde ihr klar, dass sie es tun würde.
Aber vorher musste sie ihm von Lillians Anruf erzählen …
Endlich kam Pete zurück und überreichte ihr die fauchende und sehr beleidigte Katze. Kyla drückte dankbar ihr Gesicht an Sex’ weiches Fell. „Du unartiges Mädchen“, murmelte sie, ihre Tränen mühsam zurückdrängend. Als sie schließlich den Kopf hob und Pete ansah, beobachtete er sie lächelnd. „Du hättest eine Medaille verdient“, sagte sie zu ihm. „Jetzt hast du ihr zum zweiten Mal das Leben gerettet.“
„Ja, ich glaube, sie ist mir zwei von ihren sieben Leben schuldig.“
„Ich schulde dir auch einiges, Pete. Sehr viel sogar.“
Er widersprach nicht, schaute sie nur weiter eindringlich an, mit einer Zärtlichkeit, die ihr Herz schneller schlagen ließ.
Würde er sie schlicht und einfach bitten, mit ihm zu schlafen, oder hatte er sich eine besondere Art der Verführung ausgedacht?Nervös griff sie das erstbeste Thema auf, das ihr einfiel. „Hast du Polizeibeamte gesehen?“
„Hm? Oh.“ Er schien aus einer Art Trance zu erwachen. „Du kannst ganz beruhigt sein. Die Polizei war nicht deinetwegen hier, sondern haben den stellvertretenden Direktor wegen Unterschlagung verhaftet.“
Kyla konnte ihr Glück kaum fassen. Sie waren nicht gekommen, um sie zu holen! Sie hatte ihre Katze wieder. Und Pete hatte vor, mit ihr zu schlafen … Um ihre plötzliche Verlegenheit zu überspielen, setzte sie die Katze vorsichtig auf den Boden. „Woher weißt du das?“
„Ich habe ein Zimmermädchen bestochen.“
„Das wird allmählich teuer für dich. Aber ich werde dir alles zurückzahlen, Pete.“
Er schaute sie schmunzelnd an. „Mit einer Fußmassage?“
Aha, das würde also die Einleitung sein. Beide wussten, was beim letzten Mal geschehen war. Kyla schluckte. Nun war der Moment gekommen, Pete von Lillians Anruf zu erzählen und ihm seine Verpflichtungen in Erinnerung zu bringen. „Pete, es hat …“
Sex miaute.
„Ich muss dir etwas sagen …“ Die Katze miaute noch kläglicher.
Seufzend schaute Pete auf sie herab. „Offenbar hat sie Hunger.“
„Möglich.“ Nur eine kurze Verzögerung, mehr nicht. Sie würde es ihm gleich sagen, so unangenehm es ihr auch war, ihn in diese peinliche Lage gebracht zu haben.
Pete ging zum Telefon und wählte den Zimmerservice. „Möchtest du etwas haben?“
Ja, dich, erwiderte sie still. „Nein, danke. Der Streuselkuchen genügt mir.“
„Kaffee?“
„Hm. Ja, Kaffee.“ Sie wollte ihn umarmen und ihn nie wieder loslassen. Aber dazu hatte sie kein Recht. Sobald er das Essen bestellt hatte, würde sie ihm von dem Anruf erzählen. Sie bücktesich und kraulte die Katze hinter den Ohren, bis Pete aufgelegt hatte. Dann richtete sie sich auf. „Pete, ich …“
„Bevor wir über irgendetwas reden, möchte ich dir eine Frage stellen.“ Er kam langsam auf sie zu. Ihr Herz klopfte noch schneller. „Ja?“
„Was machtest du vorhin im Schlafzimmer, als ich mit dem Kuchen zurückkam? Ich hörte ein Poltern und dann einen Schrei.“
„Oh.“ Sie errötete. „Ich habe meine Karateübungen gemacht.“
„Karate?“
„Ich besitze den braunen Gürtel.“ Er zog die Augenbrauen hoch.
„Es tut mir leid, Pete. Ich hatte nicht daran gedacht, dass es dich erschrecken könnte, die Geräusche zu hören, und da ich es unter den gegebenen Umständen für besser hielt, zu üben …“
Er legte einen Zeigefinger an ihre Lippen. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wenn ich an die beiden Finsterlinge denke, die es auf dich abgesehen haben, bin ich froh, dass du Karate kannst.“ Mit dem Zeigefinger strich er langsam die Konturen ihrer Wange nach.
Die Berührung löste ein angenehmes Kribbeln in ihr aus, und Sehnsucht durchströmte sie wie eine warme Welle. „Ich hätte es dir sagen sollen.“
„Wann denn?“ Er ließ die Hand wieder sinken,
Weitere Kostenlose Bücher