Fruehlingsherzen
Freunde von der Rock High, hatte sie nie an diesen Partys teilgenommen. Aber dank des Heizungsschachteszwischen ihrem Zimmer und dem Keller im Haus hatte sie am nächsten Tag immer die Details erfahren. War die Heizung ausgestellt, dann hatte sie die Jungs belauschen können, die im Keller oft Billard gespielt hatten. Aber das war bis heute ihr Geheimnis. Sie wusste mehr über Bruce als die Mädchen, die ihn auf der Rock High angehimmelt hatten.
„Du wirst das Haus auch innen nicht wiedererkennen“, sagte sie. „Diana hat ein Händchen für Einrichtungen. Und sie ist eine ausgezeichnete Fotografin. Die Fotos im ‚Monroe’s‘ stammen alle von ihr. Schau dir nur das hier an. Sie …“
Er machte die Autotür auf und schnitt ihr das Wort ab. „Lass uns gehen.“
Einen Moment lang saß Kendra still da. Was hat er nur gegen diese Frau, der er doch noch nie begegnet ist? Es sind fast zehn Jahre vergangen, seit seine Mutter tot ist. Findet er nicht, dass Seamus ein bisschen Glück verdient? Schnell stieg sie aus und holte ihn auf dem Weg zum Haus ein. „Wir können einfach durch die Küche hineingehen.“
Bruce blieb kurz stehen. „Du bist wohl regelmäßig hier?“
Nun, sie wohnte in dem Gästehaus am Strand, knapp hundert Meter weiter weg, das sie gemietet hatte. „Ich komme täglich mit den neuesten Umsatzzahlen vorbei.“ Sie machte eine Glastür auf und trat ein. „Diana! Seamus! Seid ihr da? Ich habe eine Überraschung für euch“, rief sie.
In einiger Entfernung bellte ein Hund.
„Wir sind oben, Kendra“, ertönte eine Frauenstimme. „Nimm dir einen Kaffee. Sobald wir angezogen sind, kommen wir nach unten.“
Kendra bemerkte, dass Bruce neben ihr erstarrte, und lächelte. „Sie sind immer … Nun, sie sind verliebt.“ Sie musste ihn nicht anschauen, um seine Reaktion mitzubekommen. Sein Widerwille war förmlich spürbar. Als hätte er nie die Nacht bei einer Frau verbracht, dachte sie. „Setz dich.“ Sie deutete auf die Stühle am Tisch vor dem Erkerfenster. „Willst du eine Tasse Kaffee?“
„Nein, danke.“ Er setzte sich und ließ den Blick durch die große Küche im Countrystil, das Esszimmer gegenüber unddas behagliche Wohnzimmer auf der anderen Seite der langen Granittheke wandern. „Du hast recht. Ich kann kaum glauben, wie sich hier alles verändert hat.“
Sie entschied, nicht schon wieder ein Loblied auf Diana zu singen. Sie setzte sich ihm gegenüber, stellte einen Becher mit heißem Kaffee auf den Tisch und legte den Umschlag daneben. Dann holte sie tief Luft. Bevor Diana und Seamus auftauchten, um Bruce in Empfang zu nehmen, und schließlich der Rest von Rockingham auf ihn aufmerksam werden würde, musste sie eines unbedingt wissen. „Warum bist du zurückgekommen?“
Er verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust. „Wie du weißt, habe ich mich vom Baseball zurückgezogen.“
Alle Welt wusste, dass es nicht an dem war. Sein Vertrag war ausgesetzt worden, nachdem er unerlaubt an einem Autorennen teilgenommen hatte. Zudem hatte er das Auto auch noch zu Schrott gefahren. Aber Kendra ließ es gut sein. „Hast du eigentlich vor … Hast du vor, dich hier niederzulassen?“ Bitte sag nein, dachte sie. Werde ich es aushalten, wenn er ja sagt?
„Ja.“
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, trank sie einen Schluck Kaffee.
„Ich bin es leid, in Las Vegas zu leben“, fuhr Bruce fort.
„Ich dachte, du hättest außerhalb von Las Vegas gewohnt.“
Er zuckte mit den Schultern. „Das ist kein großer Unterschied. Ich habe keinen Grund, dort zu bleiben, wenn ich nicht mehr für die Snake Eyes spiele.“
„Und wie sieht es mit einem Job als Trainer aus? Machen das nicht viele Profis, nachdem sie … ausgeschieden sind?“
Wieder massierte Bruce seinen rechten Ellbogen. Kendra kannte die Geste inzwischen schon. Aber dieses Mal verzog er dabei vor Schmerzen das Gesicht. „Keine Ahnung. Mal sehen. Ich brauche einen guten Physiotherapeuten. Kennst du einen?“
„Da wirst du wohl nach Boston fahren müssen.“
„Das ist eine Stunde von hier entfernt.“
Dann zieh doch dorthin, dachte sie. „Bei dem Verkehr mittlerweile eher zwei Stunden.“ Sie trank wieder einen SchluckKaffee und fragte so unbeteiligt wie möglich: „Und was willst du hier machen?“
Anstatt zu antworten, schnappte sich Bruce einfach ihren Umschlag. „Was ist das?“
Kendra war nicht bereit, ihn in ihre Pläne einzuweihen. Sein Vater würde ihm wahrscheinlich von ihrem tollen Projekt
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