Fruehlingsherzen
erzählen. Aber sie wollte das nicht tun. Sie hatte vor langer Zeit ihre Träume mit ihm geteilt, und hatte sie jetzt, fast zehn Jahre später, immer noch nicht verwirklicht. Und der Grund dafür war er. „Nur Papierkram aus dem Café.“
„Es ist eine Bar“, verbesserte er sie und ließ den Umschlag zurück auf den Tisch fallen. „Kein Café.“
„Ach du meine Güte.“
Als sie Diana Lynns heisere Stimme hörten, drehten sich beide zur Küchentür um. Diana war ganz in Weiß gekleidet und hielt ihren geliebten Newman auf dem Arm. „Ich kenne Sie von den Fotos, Bruce.“ Newman jaulte und wollte heruntergelassen werden.
Bruce starrte Diana einen Moment lang an und stand dann auf. „Ja, so heiße ich.“
Sie betrat die Küche und setzte den kleinen Cockerspaniel ab, der sofort auf Kendras Schoß sprang und Bruce anbellte.
„Ich bin Diana Lynn Turner.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Was für ein Glück, dass Ihr Vater den Herzschrittmacher hat, denn sonst würde er einen Herzanfall kriegen, wenn er herunterkommt.“ Sie strahlte, als sie sich die Hände schüttelten. Dann musterte sie Bruce anerkennend von oben bis unten, lächelte und drehte sich zu Kendra um. „Kein Wunder, dass du schon dein ganzes Leben lang in ihn verknallt bist. Er ist einfach zum Anbeißen“, äußerte sie unverblümt.
Kendra schaffte es, nur ein bisschen rot zu werden, setzte eine total uninteressierte Miene auf und zuckte mit den Schultern. „Das hängt wohl davon ab, wie du ‚zum Anbeißen‘ definierst.“
Bruce nahm die Bemerkung über Kendras Verknalltsein zur Kenntnis, wandte seine Aufmerksamkeit aber zunächst wiederDiana zu. Sie trug ihre schwarzen Haare aus dem Gesicht frisiert und hatte so wenig Falten, dass sie entweder hervorragende Gene oder ihren eigenen plastischen Chirurgen besaß. Ihre großen bronzefarbenen Augen strahlten. Obwohl sie ganz sicher jünger als sein einundsiebzigjähriger Vater war, vermutete Bruce aufgrund ihres Auftretens, dass sie bereits die Fünfzig überschritten und jede Minute ihres Lebens genossen hatte. „Sie haben hier ja wirklich wahre Wunder vollbracht.“
„Danke.“ Sie spielte mit ihrer Perlenkette. „Und was hat Sie denn dazu bewogen, endlich nach Hause zu kommen?“
„Ich habe meine aktive Laufbahn beendet.“
Diana lachte. „Das wohl kaum. Aber Ihr Vater wird sich wahnsinnig freuen, Sie zu sehen. Wie lange werden Sie bleiben?“
Er rieb sich beiläufig das Kinn. „Eine Weile.“
„Und wie lange dauert eine Weile?“
„Für immer.“
Sie riss die Augen auf. „Sie wollen hier in Rockingham bleiben?“
„Wer will hierbleiben?“, erklang Seamus Monroes dröhnende Stimme. Als er um die Ecke kam, blieb er wie angewurzelt stehen. „Das gibt es doch nicht“, murmelte er und fasste sich ans Herz.
Einen Augenblick lang hatte Bruce wirklich Angst, sein Vater würde einen Herzanfall erleiden. Ihm blieb kaum Zeit wahrzunehmen, dass die ehemals schwarzen Haare seines Vaters jetzt komplett ergraut waren, was ihn vornehmer aussehen ließ. Dann hatte Seamus ihn auch schon umarmt und so fest an seine Brust gedrückt, dass beide kaum noch Luft bekamen. Bruce fühlte sich unglaublich erleichtert. Denn obgleich sein Vater immer sehr hohe Anforderungen an ihn stellte, wusste Bruce auch, dass er ihn abgöttisch liebte. Darauf zählte er. Und darauf, dass sein Dad im Alter vielleicht milder geworden war.
Sie klopften sich gegenseitig auf den Rücken. Dann umfasste Seamus das Gesicht seines Sohnes. „Was hast du dir nur dabei gedacht, an einem Autorennen teilzunehmen?“
Bruce lachte und trat einen Schritt zurück. „Dass sie mich nicht dabei erwischen.“
„Du hättest ums Leben kommen können.“ Seine Augen funkelten.
Diese Art von Dialogen mit seinem wütenden Vater kannte Bruce mittlerweile auswendig. „Ich bin aber am Leben geblieben, Dad“, antwortete er wie schon so oft.
„Aber deine Karriere.“
„He, ich bin dreiunddreißig.“ Er bewegte seinen rechten Arm. „Es ist an der Zeit, für jüngere Spieler Platz zu machen.“
Seamus gab ein Grummeln von sich, mit dem er deutlich machen wollte, was er von der Antwort seines Sohnes hielt. Als er dann den Arm nach Diana ausstreckte, hellte sich seine Miene deutlich auf. „Hast du schon die Liebe meines … Diana kennengelernt?“
Natürlich wusste Bruce, dass Mom nicht ewig die einzige große Liebe seines Vaters bleiben konnte. Aber der kleine Junge in ihm hätte am liebsten um sich geschlagen.
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