Fruehlingsherzen
Jack Locke.
Als Jack ihm in der Ankunftshalle mit einem verwegenen Lächeln entgegenkam, wusste Bruce, dass er der richtige Mann für diesen Job war. Kendras Bruder, in seiner Jugend bekannt und berüchtigt für seine respektlosen Streiche, war jetzt, mit dreiunddreißig, einer der talentiertesten und bestbezahlten Art-Direktoren des Landes. Anzusehen war ihm das allerdings nicht. Sein Hemd mochte vielleicht ein Vermögen gekostet haben, war aber bestimmt genauso alt und schäbig wie seine Jeans. EinigeLocken seiner langen braunen Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckten fast seine grünen Augen. Jack war ein gut aussehender Teenager gewesen, der mit seinem Charme sämtliche Cheerleader der Rock High um den Finger gewickelt hatte. Als Mann wirkte er wie jemand, der sich in seiner Haut vollkommen wohlfühlte.
„Hallo. Schön, dich zu sehen, Bruce.“ Die Männer umarmten sich.
„Ich dachte, du kämst von einem Meeting in New York.“ Bruce deutete auf Jacks Kleidung.
„Kreative müssen sich nicht fein machen. Und ich habe fast erwartet, dich im Trikot der Snake Eyes zu sehen.“
Bruce lachte, als sie in Richtung Parkhaus gingen. „Eines Tages vielleicht, aber dann als Trainer. Mein Agent sieht sich gerade nach einem passenden Verein für mich um.“ Dies laut auszusprechen, machte es ihm schmackhafter. Denn der Gedanke, nicht mehr als Spieler, sondern als Trainer in der Profiliga mitzumischen, behagte ihm absolut nicht. Aber das war das Einzige, was er tun konnte.
„Das sind ja ganz neue Töne. Wer hat denn da ein Wörtchen mitgeredet?“
„Du wirst es mir nicht glauben. Es war Martin Hatcher.“
„Unser ehemaliger Rektor?“ Jack lachte. „Wo hast du ihn denn getroffen?“
„Ich habe mit ihm ein bisschen Zeit am Rande des Spielfeldes der Rock High verbracht, und er kommt ab und zu in die Bar. Er hat mich dazu gebracht, es als Trainer bei einem großen Verein zu versuchen.“ Obwohl Hatcher ihn ja eigentlich gern als Trainer des Highschool-Teams sehen würde. „Außerdem hat er mir bei dem Projekt ebenso geholfen wie du.“
„Ist für heute Abend alles vorbereitet?“
„Ja, alles klar.“
„Weiß Kendra schon davon?“
„Ich habe ihr lediglich erzählt, dass ein kleines Schultreffen stattfinden wird. Weiter nichts.“
Jack lachte. „Klein, hm?“
Bruce schüttelte den Kopf. „Ihre ganze Konzentration ist im Moment darauf gerichtet, die von dem Unternehmen geforderten Einnahmen zu erzielen. Deshalb bekommt sie alles andere nicht mehr richtig mit.“
Im Aufzug des Parkhauses schaute Jack Bruce eindringlich an. „Das ist ein ziemlicher Aufwand, den du da nur für Kendra betreibst.“
„Sie verdient es, denn sie hat wirklich hart gearbeitet“, erwiderte Bruce mit einem Schulterzucken. „Und …“ Und ich bin ihr sehr viel schuldig. „… auf lange Sicht wird es sich für die Bar auszahlen. Ich meine, dieses Internet-Café und dieser ganze Künstlerkram.“
Jacks Blick machte deutlich, dass er ihm das nicht wirklich abkaufte.
„Ernsthaft. Sie hat sehr hart für die Umsetzung ihrer Pläne gearbeitet, und ihr Herz hängt an dieser Erweiterung“, fuhr Bruce fort, als sie zu seinem Auto gingen. „Und ihre Ideen sind sehr gut. Aber du weißt ja, wie klug sie ist.“
Jack blieb stehen und starrte ihn verblüfft an.
„Was ist los?“, fragte Bruce verwundert.
„Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Hast du dich etwa verliebt?“
Bruce lachte, führte seinem Freund sein neues, teures Cabrio vor und brachte das Gespräch ganz schnell auf die alten Zeiten, ohne Jacks Frage zu beantworten.
Da Kendra davon ausging, dass eine Zusammenkunft alter Schulfreunde zwar ein gutes Geschäft für die Bar war, sich aber für das Internet-Café kaum lohnte, hatte sie Bruce’ Planung des Treffens keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Aber sie erinnerte sich daran, dass er ihr gesagt hatte, er würde den ganzen Tag weg sein, um jemanden vom Flughafen abzuholen. Daher musste sie sich um Newman kümmern. Sie nutzte eine ruhige Stunde am frühen Nachmittag, um aus dem „Monroe’s“ zu verschwinden und mit dem Hund spazieren zu gehen.
Newman hatte sich sehr über die Gesellschaft gefreut undwollte Kendra anscheinend nicht wieder gehen lassen. Er schnappte sich ihren Schlüsselbund, der auf dem Stuhl lag, und lief in Dianas Haus die Treppe hinauf. Eilig folgte sie dem verspielten Cockerspaniel in den ersten Stock. „Newman, komm sofort hierher“, rief sie. Als sie um die Ecke bog, hörte sie,
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