Fruehlingsherzen
Stimme versagte, gab Bruce dem Bedürfnis nach, sie zu berühren. Er strich ihr mit dem Daumen über die Hand, damit sie fortfuhr.
„Ich bin zum Arzt gegangen und …“ Hilflos zuckte Kendra mit den Schultern. „Offensichtlich hatte sich die Nabelschnur um den Hals des Kindes gewickelt.“
Er war tief betroffen. „Es tut mir so leid.“
Sie nickte und blinzelte. Dennoch lief ihr eine Träne über die Wange.
„Und es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war.“
„Ich bin damit zurechtgekommen“, erwiderte sie, und Bruce hatte daran keine Zweifel.
„Und deine Eltern? Jack?“
Sie wischte sich die Träne weg. „Meine Eltern waren nach Florida gezogen. Ich hatte ihre Erwartungen nicht erfüllt. Und Jack war in New York.“
„Wer hat sich denn dann um dich gekümmert?“
„Seamus.“ Kendra lächelte angespannt.
„Weiß er, dass es mein Kind war?“
„Verdammt, Bruce Monroe.“ Sie schob ihren Stuhl so energisch vom Tisch zurück und stand auf, dass der Kaffee überschwappte. „Hast du jemals in deinem ganzen Leben an jemand anderen gedacht als an dich selbst?“
Er stand ebenfalls auf. „Ich habe das nicht gefragt, weil ich an mich dachte, Kendra. Ich wollte nur …“
„Du wolltest nur wissen, welche Rolle du dabei spielst.“ Sie trug ihren Becher zur Spüle und schüttete den restlichen Kaffee aus.
„Nein.“ Einen Moment später stand er hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern, um sie zu sich herumzudrehen. „Nein, das stimmt nicht. Ich kann einfach nicht glauben, dass du das alles allein durchgestanden hast. Ich kann nicht glauben, dass ich ein derart egoistischer Idiot gewesen bin und dich verlassen habe. Ich kann nicht glauben …“
Sie hielt Bruce die Hand auf den Mund. „Glaub mir, ich habe verstanden, was du damit sagen willst. Und jetzt geh bitte.“
„Geh? Du willst, dass ich gehe?“
Kendra lehnte sich zurück. „Willst du dort weitermachen, wo wir aufgehört haben? Mit der viel zu späten Ankunft des Kondoms?“
Ihre Worte trafen ihn tief. „Ich will es versuchen und alles nachholen.“
„Nach zehn Jahren?“
Er nickte. Dass sie verbittert war, schreckte ihn nicht ab. Sie hatte das Recht dazu. Er würde ihr zuhören, sie verstehen und versuchen, seinen ungeheuer großen Fehler wiedergutzumachen. „Bitte.“
„Okay, hier ist die kurze Version: Ich musste mein Stipendium aufgeben und für deinen Vater arbeiten. Ich habe ihm nie gesagt, wer der Vater des Kindes war. Aber er ist ein sehr kluger Mann. Während ich im ‚Monroe’s‘ arbeitete, habe ich nebenbei meinen Abschluss in Betriebswirtschaft nachgeholt und entschieden, endlich etwas aus meinem Leben zu machen. Ich habe einen ausgezeichneten Plan ausgearbeitet und angefangen, ihn in die Tat umzusetzen. Und weißt du, was dann passiert ist?“
Bruce starrte sie nur an. „Ich bin wieder aufgetaucht.“
„Bingo.“
„Um erneut dein Leben zu ruinieren.“
Kendra lachte ironisch. „In dieser Hinsicht bin ich wohl ein ausgesprochener Glückspilz.“
Ihm wurde schmerzlich bewusst, was seine Ankunft und seine anmaßende Erwartung, dass er „Monroe’s“ übernehmen würde, bei ihr ausgelöst haben mussten. Wie hatte er das wagen können? Für wen hielt er sich eigentlich? Er machte einen Schrittvon ihr weg. Weg von ihrer Wärme, ihrem Blick, ihrer Traurigkeit. Weg von all der Weiblichkeit, die er auskosten wollte. „Ich werde besser gehen.“
„Zurück nach Las Vegas?“ Sie hoffte und befürchtete es zugleich.
„Ich dachte nur an die nächste Tür.“
„In Ordnung“, flüsterte sie.
Aber Bruce konnte nicht gehen, ohne noch die Antwort auf eine Frage zu bekommen. „Warum hast du mich nicht angerufen und es mir gesagt? Warum wolltest du keine Unterstützung? Warum hast du keine Forderung gestellt?“ Wie eine Heirat.
„Vermutlich hast du nicht das ganze Tagebuch gelesen.“
„Warum?“
Kendra sah ihn an. Der Anblick ihres schönen Gesichts schmerzte ihn. „Weil ich dich geliebt habe und wusste, dass du das Richtige tust. Ich wollte dein Leben oder deine Karriere nicht kaputtmachen.“
Diese Liebe, wurde ihm plötzlich klar, hatte nichts mehr mit kindlicher Schwärmerei zu tun gehabt, sondern war selbstlos und großmütig gewesen. Diese Liebe hätte sein Leben absolut nicht zerstört, sondern vielmehr bereichert. Aber jetzt war es zu spät, um das herauszufinden. Jetzt konnte er nur noch versuchen, alles wiedergutzumachen. Er musste Rockingham verlassen, damit sie ihren
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