Fruehlingsherzen
ungefähre Vorstellung von Jeralds jährlichem Einkommen. Ein Auftrag wie dieser würde es verdoppeln. Doch wenn es sich bei dem Aries Konsortium um eine legale Firma gehandelt hätte, wäre Jerald seiner Frau gegenüber sicher nicht so verschwiegen gewesen. Pete presste die Lippen zusammen. Ein harter Zug erschien um sein Kinn. Diese Sache muss sofort aufhören, dafür würde er schon sorgen.
Kyla hielt den Atem an. Vielleicht konnte sie sich einfach still verhalten und warten, bis Arturos Mörder fort waren.
Der Mann mit der tieferen Stimme sprach jetzt wieder. „Vinnie, ich muss aufs Klo. Hier muss irgendwo eins sein.“
Also heißt der Mann mit der schrillen Stimme Vinnie, kombinierte Kyla, doch dann versuchte sie, die Information schnellstens wieder aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen. Je weniger sie über die beiden Männer wusste, desto besser.
„Vergiss es“, zischte Vinnie. „Wir haben’s eilig.“
„Dann geh. Ich sehe mich mal um. Wir haben Zeit genug. Die echten Wärter werden erst in zwei Stunden erscheinen.“
Kyla wusste, wo die Toilette war. Sie hatte sich dort oft genug das Massageöl von den Händen gewaschen.
„Komm schon, Vinnie. Sieh dich mal um. Ist doch nett hier.“ Die Stimme wurde leiser. Kyla vermutete, dass er sich im angrenzenden Konferenzsaal befand. „Hey, Vinnie – schau dir mal diese Bilder an! Alles Remingtons, wie du sie gerne hast, mit Cowboys, Kühen und so weiter.“
„Ich hätte dich nicht mitnehmen sollen zu diesem Job, Dominic. Du warst schon immer zu neugierig, schon als wir Kinder waren.“ Auch seine Stimme klang jetzt so, als entfernte er sich.
Kyla fiel die bronzene Remington-Skulptur auf dem Sideboard hinter ihr ein. Falls Vinnie sich tatsächlich umschaute, dann würde er auch die Skulptur entdecken. Ich muss hier raus, dachte Kyla. Sie konnte, nein, sie musste es schaffen, heimlich zu verschwinden, bevor die beiden zurückkamen. Sonst war ihr Leben keinen Penny mehr wert.
Sehr vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen, kroch sie um den Schreibtisch herum und richtete sich langsam auf. Vinnie, in der Uniform eines Sicherheitsbeamten, drehte ihr den Rücken zu. Er hatte eine Halbglatze und abstehende Ohren und betrachtete ein großes Gemälde an der Wand des Konferenzsaals. Als Kyla die Toilettenspülung rauschen hörte, rannte sie ins Vorzimmer. Dummerweise stieß sie dabei mit dem Fuß gegen einen metallenen Papierkorb. Ein Geräusch wie von einem Gong ertönte.
„Hey!“, rief Vinnie.
Kyla riss die Außentür auf und rannte über den dunklen Korridor. Als sie um die Ecke bog, sah sie Licht in einem der Büros. Vielleicht war dort jemand. Keuchend lief sie weiter und hoffte, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Sie war es nicht.
„Jerald T. Johnson, Anlageberater“, las sie flüchtig auf dem Türschild. Sei ein Held, Jerry, flehte Kyla innerlich, als sie durch das leere Vorzimmer in den dahinterliegenden Raum stürzte. Am Schreibtisch stand ein Mann im Trenchcoat, der erstaunt den Kopf hob. Während Kyla sich hastig umschaute, kam ihr eine Idee. „Schnell – zur Couch!“, keuchte sie, rannte zum Schreibtisch und packte den Mann am Arm.
„Was …?“ Er versteifte sich und rührte sich nicht vom Fleck.
„Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Sie bringen uns um, wenn Sie nicht tun, was ich sage. Werfen Sie mich auf die Couch und legen Sie sich auf mich, sodass man möglichst wenig von mir sieht. Tun Sie so, als würden Sie mit mir schlafen. Es ist die einzige Möglichkeit.“
„Sie sind verrückt!“
„Ich sage Ihnen doch, es ist unsere einzige Chance!“ Mit aller Kraft zerrte sie an seinem Arm.
„Hören Sie, ich weiß wirklich nicht, was Sie vorhaben, aber ich spiele da bestimmt nicht mit!“
Mit einem gezielten Tritt brachte sie Jerald T. Johnson aus dem Gleichgewicht und zog ihn zu sich auf die Couch. Als er mit seinem nicht unbeträchtlichen Gewicht auf ihr landete, verschlug es ihr den Atem. Er war mindestens einen Kopf größer als sie, aber diesmal empfand Kyla es als Vorteil, so klein zu sein. Der Mantel des Mannes blähte sich im Fall und bedeckte sie fast ganz. Gut so, dachte sie. Ja, so könnte es klappen.
Als er sich aufrichten wollte, hielt sie ihn an der Gürtelschnalle zurück. Sie hörte, wie die Tür zum Vorzimmer geöffnet wurde und begann lustvoll zu stöhnen: „Oh Jerry … Du bist so gut, Jerry!“
Der Mann verstärkte seine Bemühungen, sich von ihr zu lösen. „Ich bin nicht …“
„Sie
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