Frühlingsträume - Vision in White (Bride Quartet 1)
Supermutanten-Lehrer. Du hättest der Educator werden können.«
Carter grinste. »Jetzt hast du meine geheime Identität gelüftet.«
»Und wie ist aus dem Shy Guy, dem Hasenfuß, der mächtige Educator geworden?«
»Durch Fleiß und Praxis. Und ein paar Übungen. Auf dem College habe ich einen Rhetorikkurs belegt, bei dem mir am Anfang der Angstschweiß ausgebrochen ist. Aber es hat geholfen. Dann habe ich übergangsweise in einigen Seminaren als Teaching Assistant, eine Art Hilfslehrer oder Tutor, gearbeitet. Zum Beispiel in einem von Delaneys Seminaren in unserem zweiten Studienjahr. Äh …«
Carter drehte seine Tasse im Kreis herum. »Falls einmal die Sprache darauf kommt: Ich habe ihn - gelegentlich - nach dir gefragt. Nach euch allen, nicht nur nach dir persönlich. ›Das Quartett‹ hat er euch genannt.«
»Das tut er manchmal heute noch. Er ist jetzt unser Anwalt. Geschäftlich.«
»Ich habe gehört, er soll gut sein.«
»Stimmt. Del hat alles für uns aufgesetzt, den ganzen rechtlichen Kram. Nach dem Tod der Eltern haben Parker und Del das Anwesen geerbt. Del wollte aber nicht dort leben, weil er schon eine eigene Wohnung hatte. Und als Haus hätte Parker es nicht halten können. Ich meine, als Wohnhaus, als Zuhause. Selbst wenn sie es gekonnt hätte,
glaube ich nicht, dass sie es ausgehalten hätte, allein dort zu leben. Das große Haus, die Erinnerungen.«
»Nein, das wäre schwierig gewesen und einsam. Mit euch zusammen ist es was anderes. Zusammen leben und arbeiten.«
»Das hat alles verändert, für jede von uns. Parker hatte schon die Idee, einen Catering-Service zu betreiben, und wir haben alle von nichts anderem mehr geredet. Dann hat sie Del gefragt, ob sie das Anwesen dazu benutzen darf. Er hat ganz toll reagiert. Immerhin ist es auch sein Erbe; er hat also ganz schön viel für uns riskiert.«
»Sieht so aus, als hätte er sich richtig entschieden. Wenn es stimmt, was meine Mutter und Sherry sagen, ist es die Location für Hochzeiten in Greenwich.«
»Bis dahin war es ein weiter Weg. Im ersten Jahr stand das Ganze auf der Kippe. Das war schon beängstigend, weil wir alle unsere Ersparnisse hineingesteckt hatten - und was wir sonst noch zusammenbetteln, leihen oder stehlen konnten. So eine Geschäftsgründung ist teuer - Konzessionen, Inventar, Gerätschaften. Dann die Kosten für den Umbau des Poolhauses in mein Domizil und des Gästehauses in Emmas Bereich. Die Entwürfe hat Jack uns gratis gemacht. Jack Cooke, kennst du ihn? Er und Del haben sich auf dem College kennengelernt.«
»Ja, flüchtig. Ich erinnere mich, dass die beiden gut befreundet waren.«
»Yale ist echt ein Dorf«, bemerkte Mac. »Jack ist Architekt. Er hat eine Menge Zeit in den Umbau gesteckt und uns Gott weiß wie hohe Kosten für Honorare und Fehlplanungen erspart. Im zweiten Jahr hatten wir auch noch keinen festen Boden unter den Füßen und mussten alle zusätzlich Nebenjobs annehmen, um über die Runden zu
kommen. Aber im dritten Jahr haben wir dann die erste Klippe umschifft. Ich verstehe also, was es heißt, mit dem Angstschweiß auf der Stirn etwas durchzustehen, um zu erreichen, was man möchte.«
»Und warum Hochzeitsfotografie? Was reizt dich gerade daran? Ich habe nicht den Eindruck, dass du das nur machst, weil für die Agentur eben eine Fotografin gebraucht wurde.«
»Nein, nicht nur. Nicht einmal in erster Linie, glaube ich. Ich fotografiere gern Menschen. Die Gesichter, die Körper, die Mienen, die Dynamik zwischen ihnen. Vor der Gründung von Vows habe ich in einem Fotostudio gearbeitet. Weißt du, in so einem, wo die Leute hingehen, um ihre Kinder fotografieren zu lassen, oder für Werbeaufnahmen. Das hat Geld reingebracht, aber …«
»Es war unbefriedigend.«
»Allerdings. Ich fotografiere gern Menschen in ganz besonderen Momenten. Ich nenne es den entscheidenden Augenblick. Das ist der Kracher, das Sahnehäubchen. Aber es gibt auch viele andere Augenblicke. Hochzeiten, das Ritual, und wie die Beteiligten es drehen und wenden, damit es zu ihnen passt - das sind auch große Momente.«
Lächelnd nahm sie ihr Glas in beide Hände. »Drama, Pathos, Theater, Kummer, Freude, Romantik, Leidenschaft, Humor. All das steckt darin. Und all das kann ich den Leuten durch meine Fotos geben. Ihnen eine Reise durch diesen Tag bieten - und wenn ich Glück habe, den einen entscheidenden Moment, der den Tag zu etwas ganz Besonderem macht und ihn vom Alltäglichen abhebt. Das war jetzt die lange Fassung
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