Frühlingsträume - Vision in White (Bride Quartet 1)
des Satzes, dass ich meine Arbeit einfach mag.«
»Ich verstehe, auch das, was du mit dem Moment meinst.
Das Befriedigende daran. Es ist so, wie wenn ich sehe, dass auch nur ein Schüler aufmerksam wird und aufnimmt, was ich zu vermitteln versuche. Das wiegt all die Stunden, die sich wie bloße Routine anfühlen, auf.«
»Wahrscheinlich habe ich meinen Lehrern nicht viele solcher Momente gegönnt. Ich wollte das Ganze nur hinter mich bringen und da rauskommen, damit ich machen konnte, was ich wollte. Als kreative Wesen habe ich die Lehrer nie angesehen. Ich war eine miese Schülerin.«
»Du warst clever. Womit wir wieder bei meiner Teenager-Schwärmerei für dich wären. Aber ich sage einfach mal, mir fiel auf, dass du clever warst.«
»Wir hatten überhaupt keinen Unterricht zusammen. Du warst ein paar Klassen über mir, oder? Oh, warte! Ich hatte dich mal als Referendar in Englisch, stimmt’s?«
»Bei Mr Lowen in der fünften Stunde, amerikanische Literatur. Aber bitte vergiss, was ich gesagt habe.«
»Keine Chance. So, nicht dass du denkst, ich ergreife die Flucht, aber ich habe noch ein Shooting. Und zwar das Verlobungsporträt deiner Schwester.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so schnell dazu kommst.«
»Ihr Arzt hat heute Abend frei, deshalb haben wir den Termin eingeschoben. Aber ich muss los, damit ich ein Gespür für ihre Wohnung bekomme und dafür, wie die beiden miteinander umgehen.«
»Ich bringe dich zum Auto.« Carter zog ein paar Geldscheine hervor und schob sie halb unter seine Untertasse.
Bevor Mac in ihre Jacke schlüpfen konnte, hatte Carter sie schon genommen, um ihr hineinzuhelfen. Anschließend hielt er ihr die Tür auf und trat mit ihr in die Kälte hinaus, die einem den Atem nahm.
»Ich stehe anderthalb Häuserblocks weiter«, erklärte
Mac. »Du musst mich nicht bis zum Wagen begleiten. Es ist eiskalt hier draußen.«
»Das ist nicht schlimm. Ich bin ohnehin von zu Hause aus zu Fuß gegangen.«
»Zu Fuß?«
»Ich wohne nicht weit weg, also bin ich gelaufen.«
»Stimmt - du läufst ja gern. Wenn wir schon dabei sind«, sagte Mac, während sie an Cafés und Restaurants vorbeigingen, »möchte ich nochmal auf etwas zurückkommen, das während unserer Unterhaltung vorhin untergegangen ist. Dr. Maguire? Du hast deinen Doktor gemacht?«
»Letztes Jahr, endlich.«
» Endlich? «
»Immerhin hat sich mein Leben ungefähr zehn Jahre lang darum gedreht, deshalb passt ›endlich‹ für mich durchaus. Ich habe schon im Grundstudium angefangen, über meine Doktorarbeit nachzudenken.« Was ihn vermutlich zum größten Streber von ganz Streberhausen machte, dachte er. »Hast du Lust, dich noch einmal mit mir zu treffen? Ich weiß, die Frage kommt jetzt etwas unvermittelt, aber sie spukt mir die ganze Zeit im Kopf herum. Wenn die Antwort also Nein lautet, wüsste ich lieber Bescheid.«
Mac gab keine Antwort, bis sie bei ihrem Wagen angekommen waren, und sah Carter prüfend an, während sie ihre Autoschlüssel hervorkramte. »Ich wette, du hast einen Stift und etwas zum Draufschreiben dabei. Und ich wette, du hast es gleich parat.«
Carter griff in die Innentasche seines Tweedjacketts und zog ein kleines Notizbuch und einen Stift heraus.
Mit einem Nicken nahm Mac beides entgegen und schlug eine leere Seite in dem Büchlein auf. »Ich gebe dir lieber meine Privatnummer, nicht die geschäftliche. Ruf mich doch an.«
»Kann ich machen. In einer Stunde ist es wahrscheinlich noch zu früh, oder?«
Lachend drückte Mac ihm Notizbuch und Stift wieder in die Hand. »Du schmeichelst meinem Ego, Carter.«
Sie wollte sich umdrehen und die Wagentür öffnen, doch wieder war Carter schneller. Gerührt und amüsiert stieg sie ein und ließ ihn die Tür hinter ihr zuschlagen. Dann drehte sie das Fenster herunter. »Danke für den Kaffee.«
»Gern geschehen.«
»Sieh zu, dass du aus der Kälte rauskommst, Carter.«
Er schaute ihrem Wagen nach, bis die Rücklichter verschwanden. Dann ging er den Weg zurück bis zum Café und noch drei eisige Häuserblocks weiter, bis nach Hause.
Die kurze Flaute, die im Januar im Geschäft einkehrte, ließ Mac viel Zeit zur freien Verfügung. Sie wusste, sie konnte sie nutzen, um ihre Unterlagen zu sortieren und ihre verschiedenen Internetseiten auf den neusten Stand zu bringen. Um die schon peinliche Unordnung in ihrem Wandschrank zu beseitigen oder liegengebliebene Post zu erledigen. Sie konnte auch ein gutes Buch lesen oder sich vor den Fernseher
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