Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote

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gefunden hatte, wonach sie suchte, ein Paar Eidechsenschuhe, mußte sie nach einer Bluse suchen, einem Gürtel, und es war Stoff zum Nachdenken, wie sie, aus solchem Strandgut, am Ende den Effekt herausbrachte - verwöhnt, gelassen makellos, als hätten ihr Kleopatras Dienerinnen aufgewartet. Sie sagte: «Hören Sie», und umfing mein Kinn mit ihrer Hand, «ich freue mich wegen ihrer Geschichte. Wirklich.»

    Dieser Montag im Oktober 1943. Ein herrlicher Tag mit der Schwungkraft eines Vogels. Zum Beginn tranken wir Manhattans bei Joe Bell, und als der von meinem Glück erfuhr, gab er Champagnercocktails aus. Später spazierten wir zur Fifth Avenue, wo eine Parade stattfand. Die Flaggen im Winde, das Gebumse der Militärmusik und Soldatenfüße schienen nichts mit dem Krieg zu tun zu haben, sondern eher als Fanfare zu Ehren meiner Person arrangiert zu sein.
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    Wir aßen Mittag in einer Cafeteria im Park. Unter Vermeidung des Zoos (Holly sagte, sie könne es nicht ertragen, irgendwas in einem Käfig zu sehen) kicherten, rannten und sangen wir die Wege entlang auf das alte hölzerne Bootshaus zu, das heute verschwunden ist. Blätter schwammen auf dem See, am Ufer war ein Parkwärter dabei, ein Freudenfeuer aus Laub anzufachen, und der Rauch, der wie ein Indianersignal daraus aufstieg, war der einzige Schmutzfleck in der zitternden Luft. Der April hat nie viel für mich bedeutet, Herbst schien mir jene Jahreszeit des Beginns, Frühling; was ich empfand, als ich mit Holly auf dem Geländer der Bootshausveranda saß. Ich dachte an die Zukunft und sprach von der Vergangenheit. Weil Holly etwas von meiner Kindheit wissen wollte. Sie berichtete auch von der ihren; doch ging dies am Eigentlichen vorbei, war namenlos, schauplatzlos, eine impressionistische Erzählung, wenngleich die erhaltene Impression das Gegenteil von dem war, was man erwartete, denn sie gab eine fast üppige Aufzählung von Baden und Sommer, Weihnachtsbäumen, reizenden Vettern und Kusinen und Kindergesellschaften - kurzum: in einer Weise glücklich, wie sie selbst es nicht war, und bestimmt kein Hintergrund für ein Kind, das davonlief.
    oder, fragte ich, sei es nicht wahr, daß sie auf sich selbst gestellt war, seit sie vierzehn gewesen? Sie rieb sich die Nase. «Das ist wahr. Das andere nicht. Aber wirklich, Herzchen, Sie haben eine solche Tragödie aus Ihrer Kindheit gemacht, daß ich nicht das Gefühl hatte, wetteifern zu sollen.»
    Sie hopste vom Geländer herunter. «Nichtsdestoweniger erinnert es mich - ich sollte eigentlich Fred etwas Erdnußbutter schicken. » Den Rest des Nachmittags waren wir im Osten und Westen, wo wir widerstrebenden Kolonialwarenhändlern Erdnußbutterbüchsen entlockten, eine Mangelware in Kriegszeiten; es dämmerte, ehe wir ein halbes Dutzend Büchsen zusammengebracht hatten, die letzte in einem Delikatessenladen auf der Third Avenue. Das war unweit des Antiquitätengeschäftes mit dem palastartigen Vogelkäfig im Schaufenster, also nahm ich sie dorthin zum Anschauen, und ihr gefiel das Wesentliche, die absonderliche Phantasie: «Aber trotzdem, es ist ein Käfig.»
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    Als wir bei Woolworth vorbeikamen, packte sie meinen Arm: «Stehlen wir doch mal was», sagte sie und zog mich in den Laden, wo wir im gleichen Moment in die Klemme von Blicken zu geraten schienen als stünden wir bereits unter Verdacht. «Los. Nicht feige sein.» Sie erspähte einen Tisch, der hoch mit Pappkürbissen und Masken zum Halloween-Feiern beladen dastand. Die Verkäuferin war mit einer Schar Nonnen beschäftigt, die Masken aufprobierten. Holly nahm eine Maske und ließ sie über ihr Gesicht gleiten, sie wählte eine zweite und streifte sie über das meine; dann nahm sie mich bei der Hand, und wir gingen davon. So einfach war das. Draußen rannten wir ein paar Straßen weit, um es dramatischer zu machen, glaube ich, ebensosehr aber auch, wie ich herausfand, weil erfolgreiches Stehlen einen mit Lust erfüllt. Ich war neugierig, ob sie schon oft gestohlen hatte. «Früher viel», sagte sie. «Das heißt, ich mußte eben. Wenn ich etwas haben wollte. Aber ich tue es jetzt nur noch ab und zu, gewissermaßen um in Übung zu bleiben.»
    Wir trugen die Masken auf dem ganzen Heimweg.

    Ich habe eine Erinnerung, viele Tage, da und dort, mit Holly verbracht zu haben, und es stimmt, wir sahen zwischendurch eine rechte Menge voneinander, doch im ganzen betrachtet, ist die Erinnerung falsch. Weil ich gegen Ende des Monats eine Stellung fand - was