Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
jetzt alle so etwas wie Ureinwohner.«
Nuciiq Island, die größte Siedlung der Chugach, wurde 1918 ausgelöscht. Die Händler hatten Perlen mitgebracht, Messer, Süßigkeiten – und die Grippe. Alle Chugach auf der Insel und fast alle am Sund starben. Wie viele das waren? Einige behaupten, 8000. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, denn wer zählte im Jahr 1918 schon die Indianer? Die »Eskimo-Frage« schien sich erledigt zu haben.
Als die Epidemie zuschlug, wurden einige Kinder weggeschickt, während ihre Eltern starben. Sie kamen in das Eyak-Dorf am Copper River. Eins dieser Kinder war Mooses Mutter.
Das Dorf lag mehrere Meilen von der Fischereistadt Cordova entfernt. Im Jahr 1948 ging Mooses Mutter, die sehr krank war, zu Fuß in das dortige Krankenhaus. Da Weiße zuerst behandelt wurden, erklärte man ihr, sie müsse warten. Das tat sie. Beim Warten starb sie an einem Blinddarmdurchbruch.
Während mir Moose von seiner Mutter erzählte, blickte er im obersten Stockwerk des höchsten Gebäudes der Stadt, das eines Hickel würdig gewesen wäre, aus dem Fenster. Ein paar Jahre zuvor hatte Moose das größte Krankenhaus im Umkreis von 150 Kilometern erbaut, das teuerste Gebäude Cordovas. Eskimos werden bevorzugt behandelt.
Moose hatte den Dollar aus dem Verkauf von Valdez direkt in die Kanzlei seines Unternehmens gesteckt. Das war mehr als ein Jahrzehnt nach der Ölkatastrophe. BP hielt es politisch für klug, dem 40 Jahre alten Vertrag entsprechend Eyak-eigene Firmen mit der Bekämpfung
der Ölpest zu beauftragen. Häuptling und CEO Moose forderte Millionen und bekam sie. Und, so sagte er, wird er auch seinen Heringskutter wiederbekommen.
Washington, D. C.
Im Jahr 1991 erbot sich Exxon, alle Ansprüche der Urbevölkerung mit Peanuts zu begleichen, die wahrscheinlich aus demselben Geldsack kamen wie bei BP. Wieder einmal hieß es »Friss, Vogel, oder stirb«. Die Berufsfischer, darunter viele Eskimos, hatten es satt, die Brocken zu schlucken, die ihnen die Ölleute hinwarfen, und beschlossen, den Kampf vor Gericht auszufechten. Sie gewannen. Die Jury sprach ihnen über 5 Milliarden Dollar zu.
Das Recht hatte gesiegt. Kapitel abgeschlossen.
Nicht ganz. Exxon bot ein paar mehr Peanuts an, allerdings mit einer Warnung. Ein Exxon-Anwalt formulierte es mir gegenüber so: Ihr könnt jetzt ein paar magere Kröten haben, oder ihr wartet 20 Jahre auf das Gerichtsurteil.
Eine Einschüchterungstaktik, eine lächerliche Übertreibung.
Am 26. Juni 2008, 21 Jahre nach der Ölpest, sprach das Oberste Gericht sein Schlussurteil. In ihren schwarzen Roben sahen die Richter aus wie eine Rabenverschwörung.
Richter David Souter erklärte, Exxons Vorgehen sei »profitlos«. Das Gericht kürzte den zugesprochenen Betrag um 90 Prozent.
Ich weiß nicht, ob das für Onkel Pauls Boot gereicht hätte. Das spielte auch keine Rolle mehr. Paul war mittlerweile tot und mit ihm ein Drittel der Kläger.
Lektion Nummer 3 für BP:
Sitz es aus. Konzerne sind unsterblich, Menschen sterben.
Wasserflugzeug nach Knight Island, 2010
Wenn man auf einer Vorstandssitzung von BP oder Exxon für Heiterkeit sorgen will, dann liest man die folgenden Worte vor, die 1969 an das Innenministerium gerichtet wurden, um die Genehmigung für die Pipeline zu bekommen:
»Vor allem aber glaubt Alyeska, dass sich der Plan positiv auf die einzigartigen Umweltbedingungen der Eskimo-Gemeinden auswirken wird.«
Lachen müssen die Ölleute nicht, weil die Behauptung Blödsinn erster Güte ist, sondern weil sie sie 40 Jahre später, im Jahr 2009, noch einmal anbringen konnten.
Mit ähnlichen Worten wollte man dem Kongress und dem Präsidenten die Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko schmackhaft machen. Der Shell-Chef Martin Odum schrieb:
»Wir können die Interessen der Umwelt hervorragend schützen. Auch in noch tieferen Wassertiefen können wir sicher und effizient bohren.«
An einer Exxon-Tankstelle in New York entdeckte ich eine Broschüre. Das war zwei Jahre nach dem Tankerunfall.
Ein Adler schwebt über dem tiefblauen Sund, und Exxon erklärt: »Die Gewässer Alaskas sind wieder makellos.« Alles wieder gut, Liebling, schlaf weiter.
Ich nahm die Broschüre mit zu Onkel Paul. Er deutete auf einen eineinhalb Kilometer langen Ölstreifen hinter dem Adler, der wie der Schmutzring einer Badewanne an der Flutlinie klebte. Aber das ist nur ein winziges Detail.
Nun sehen Sie sich das Foto hier rechts oben an.
Nennen wir es »Eskimo-Strandparty in
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