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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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verrückt. Badpenny las laut, tatsächlich schrie sie sogar: »Hedgefonds im Oktober …« Dann kam jede Menge Deutsch.
    »BIST DU VÖLLIG DURCHGEKNALLT? ES IST – WIE VIEL UHR IST ES ÜBERHAUPT? – MEIN GOTT, ES IST 5 UHR MORGENS!«
    »Das ist aus der – Hörst du mir überhaupt zu? – aus der Frankfurter Allgemeinen …«
    Ich lag hilflos auf dem Rücken, versuchte, mich wieder ins Land der Träume zu stehlen, während sie mich um 5 Uhr morgens im Maschinengewehrstakkato mit multilingualer Munition unter Beschuss nahm.

    »HÖR ZU, HÖR DOCH: ›Die Wette …‹« Es folgte ein weiterer deutscher Kugelhagel. Okay, mein Gott. Was? WAS?
    »Ich hab’s gefunden! HÖRST DU MIR ÜBERHAUPT ZU? Du wolltest doch, dass ich es finde! Schau, was ich gefunden habe, das heißt: ›… die Frage lautet nun, wer hat die Kreditausfallversicherung verkauft?‹ SCHAU’S DIR AN, ICH HAB’S GEFUNDEN, ICH HABE DIE VERBINDUNG ZU GOLDMAN GEFUNDEN!«
    Im Zimmer war es furchtbar heiß. Sie zog den Reißverschluss an der engen kleinen Jacke auf, die sie über dem Leder trug.
    »Du hast mir doch gesagt, dass ich die Verbindung finden soll. Ich hab sie – du schaust ja gar nicht hin! Hier, in Le Figaro steht« – sie zog ihr Oberteil aus – »La banque« — es folgte jede Menge Blabla auf Französisch und »de 300 millions de dollars . Das heißt, die Bank hat 300 Millionen Dollar eingestrichen, das passt zu – ICH HAB DAS ALLES FÜR DICH GETAN, UND DU HÖRST NICHT EINMAL ZU« – zzzpp! Sie öffnete den Reißverschluss der schwarzen Motorradhose – »das passt genau … «
    Jetzt hörte ich aufmerksam zu.
    »… genau zum Spread …« – sie zog die Lederhose aus und sprach auf Italienisch weiter – »Schau. Borsa plus – migliori tassi sul mercato … «
    Dann war da plötzlich weiße Spitze neben mir, herzzerreißend mädchenhaft, die sie unter dem schwarzen Leder versteckt hatte.
    Ich brachte kein Wort heraus.
    Hoch oben an der Decke des Büros konnte ich idiotische Engel hören, sie johlten und pfiffen wie Cowboys und rieben sich mit der Hand unter den Gewändern.
    Aber dann wurden sie ganz still, als sie mir in die Augen sah und durch sie hindurch, und die Engel schlugen nur noch langsam und rhythmisch mit den Flügeln.
    Sie flüsterte: »Das ist jetzt nur noch eine Formsache, oder?«
    Das waren ihre letzten Worte in Englisch in dieser schwülwarmen Stunde vor Tagesanbruch.

    Badpennys regelmäßiger Atem schnurrte mir in die Ohren. Unterbrochen von zersplitterndem Glas auf der Second Avenue. Vermutlich ein Betrunkener.
    Weiterschlafen war unmöglich. Ich stand auf, zog mich an und schrieb einen Zettel, eine Zeile von Rilke — Ein jeder Engel ist schrecklich  – zerriss ihn wieder und ging ein letztes Mal nach Hause zu der Frau, die ich so lange geliebt hatte.
    Ein jeder Engel ist schrecklich.
    Rückkehr nach Ecuador
    Alle meine Ermittlungen — in der globalen Finanzwelt, in der Ölindustrie, über Geier – führen offenbar durch dieses Land im Zentrum der Erde. Ich war also wieder in Quito, ausgerüstet mit Dokumenten der Weltbank, auf denen Vertraulich stand, und mit vielen Fragen, die ich dem neuen Präsidenten, Rafael Correa, stellen wollte.
    Correa und Ecuador wurden an drei Fronten angegriffen, von der Weltbank/vom IWF, von Chevron, Occidental und der Ölindustrie und von den Geiern der Finanzwelt.
    Correas Vorgänger Palacio hatte sich geweigert, Kürzungen im Gesundheitswesen durchzuführen, um die Schulden der schurkischen ecuadorianischen Banker abzuzahlen, die sich längst ins Ausland abgesetzt hatten.
    Die Weltbank war alles andere als erfreut. Ihr Präsident, Paul Wolfowitz, der nach eigenem Dafürhalten gerade den Irakkrieg gewonnen hatte und vor Testosteron und Selbstüberschätzung nur so strotzte, beschloss, hart gegen Ecuador durchzugreifen und dem Land den Zugang zu den globalen Kapitalmärkten zu versperren. Ein Bankembargo, mit dem Ecuador ausgehungert werden sollte. Ein Appell an Präsident Bush blieb ungehört. Ecuador sollte sterben.
    Aber Ecuador starb nicht.
    Palacio gab sich seiner Verzweiflung hin, aber sein Finanzminister Rafael Correa wandte sich auf eigene Verantwortung heimlich an den Präsidenten von Venezuela, Hugo Chavez, und bekam von ihm Lohngarantien
und andere Hilfen, die sich auf eine Viertelmilliarde Dollar beliefen.
    Correa rettete sein Land – und wurde gefeuert. Aber Palacio hatte auch keine andere Wahl: Minister können nicht einfach eigenmächtig

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