Frühstück im Bett
Ehe kämpfen, statt davonzulaufen. Um ihren Mann müsste sie kämpfen. Er hatte gehofft, sein Dinner mit der Rivalin würde ihr Angst einjagen und sie wenigstens an den Verhandlungstisch zurückholen. Niemals hätte er gedacht, es wäre ihr völlig egal.
Unangenehme Gefühle stürmten auf ihn ein – Zorn, Furcht, Schuldbewusstsein und irgendwas Primitives, das mit antiquierten Besitzansprüchen zusammenhing. Schließlich konzentrierte er sich auf seinen Zorn, den er am ehesten rechtfertigen konnte. »Gar nichts tut dir Leid. Sonst würdest du nach Hause kommen.«
Jetzt wagte sie auch noch zu lachen. Es klang hart und spröde. »Sehr wohl, Sir, sofort, Sir.«
»O Gott, wie ich deinen Sarkasmus hasse!«
»Nur weil du nicht dran gewöhnt bist.«
»Was erwartest du von mir?«
»Ehrlichkeit.«
Allmählich verlor er die Beherrschung, und er knirschte mit den Zähnen. »Zum Teufel, wie meinst du das? Erklär mir, was du von mir willst!«
Sie senkte den Kopf. Sekundenlang glaubte er, sie wäre verlegen. Aber als Winnie aufblickte, erkannte er seinen Irrtum. Kühl und entschlossen schaute sie ihn an. »Dein Herz will ich, Ryan.«
In ihrer ruhigen Würde spürte er Klugheit und Anstand –
Eigenschaften, die ihm suggerierten, er hätte die Krise verursacht. Das verdiente er nicht, und so schlug er zurück. »Auf diese Art wirst du’s wohl kaum erobern.«
Winnie zuckte mit keiner Wimper und ging auf ihn zu. In diesem Moment sah sie jung, unschuldig und sehr schön aus. »Dein Herz will ich – und deine Verzeihung.«
Statt ihn zu beschwichtigen, schürten diese Worte seine Wut. »Scheiße!«
Sie seufzte müde – als wäre er unvernünftig. »Geh wieder ins Büro. Für ein konstruktives Gespräch bist du viel zu verärgert.«
Tagelang hatte ihn das Gefühl gequält, ausgenutzt zu werden. Nein. Noch länger. In seinen Lebensplänen war die Rolle eines zwanzigjährigen Ehemanns und Vaters nicht einbezogen. Winnie hatte ihm seine Träume gestohlen, seine Zukunft. Trotzdem hatte er seinen Groll hinuntergeschluckt – nicht in einem einzigen großen Schluck, der wäre unverdaulich gewesen, sondern sehr langsam und zaudernd. Winzige Schlückchen, und so hatte er den Grund des bitteren Bechers nie erreicht.
»Wenn ich dir verzeihen soll«, hörte er sich entgegnen, »musst du dich in Geduld fassen.«
Da zuckte sie zusammen, und er ermahnte sich: Lass es dabei bewenden. Doch die schlaflosen Nächte forderten ihren Tribut, und er wusste, dass er zu viel für selbstverständlich gehalten hatte, vor allem Winnie. Gewiss, er gab ihr Recht – sein Herz war ihr stets verschlossen geblieben. Aber um Fairness kümmerte er sich nicht mehr.
»Was du mir angetan hast, verabscheue ich. Von Anfang an habe ich’s gehasst, hörst du?«
Sie erblasste, genauso wie Gigi vor zwei Tagen, die Augen weit aufgerissen und voller Verzweiflung. Großartig. Vierzehn Jahre lang hatte er seine Bitterkeit unterdrückt. Und zu welchem Zweck? Damit sie nun davonrannte und alles durcheinander brachte?
»O Ryan …«
»Halt den Mund!« Alles, was sich jahrelang in ihm angestaut hatte, schrie er ihr ins Gesicht. »Ich soll ehrlich sein? Nur zu gern! Mein ganzes verdammtes Leben hast du mir gestohlen!« Sein Arm schnellte vor. Mit dem Handrücken traf er mehrere antike Gläser. Als sie durch die Luft flogen und am Boden zerbrachen, so wie seine Ehe, stockte Winnies Atem, und sie wurde leichenblass. Doch das hielt ihn nicht zurück. Endlich sprach er aus, was er nicht einmal zu denken gewagt hatte. »Dein Entschluss, schwanger zu werden, hat alle meine Zukunftspläne zerstört. Was ich wollte, war dir egal. Nur auf deine Wünsche kam es an. Was du mir zugemutet hast, ist grauenhaft. Und – nein, zum Teufel, ich verzeihe dir nicht. Niemals werde ich dir verzeihen!«
Diesen Worten folgte lastendes Schweigen. Winnies Gesicht war aschfahl, ihre Lippen bebten. Und Ryan glaubte zu ersticken. Überall lagen Glasscherben, zerschmetterte Wein- und Wasserkelche und Krüge. Wie Eissplitter, der funkelnde Schutt eines zertrümmerten Regenbogenlebens …
Er hoffte, sie würde genauso ausrasten wie er. Stattdessen erwiderte sie seinen Blick, und in ihrer zitternden Stimme schwang lebenslange Trauer mit, aber auch eine Härte, die er niemals erwartet hätte. »Also gut«, flüsterte sie. »Also gut.«
Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte. Das wollte er nicht – er wollte kein zerstörtes Leben, sondern seine Ehe zurückgewinnen, seine
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