Frühstück im Bett
ertragen.«
»Okay, nur Freude und eitel Sonnenschein.«
»Entweder bist du taub oder der dümmste Mann auf Erden.«
»Sei nicht so stur!«
Sugar wickelte das Badetuch noch fester um ihren Körper und rannte ins Schlafzimmer. »Wenn du dich wie der letzte Trottel aufführen willst – nur zu. Aber diesen langen Weg zur Gaskammer musst du allein gehen – die Affäre ist vorbei.«
Leise und entschlossen erklang seine Stimme hinter ihrem Rücken. »Das glaubst nur du, meine Liebe.«
»Sie haben ein falsches Spiel mit meiner Zuneigung
getrieben, Ma’am, und ich sollte über mich selbst
lachen, weil ich mich so leicht umgarnen ließ.
Natürlich hätte ich wissen müssen, was von einem
Mitglied Ihrer Familie zu erwarten war.«
Eskapaden, von Georgette Heyer
16
R yan wartete, bis Winnies Verkäuferin zum Lunch ging. Dann rannte er zum Yesterday’s Treasures.
Als er den Laden betrat, bimmelte das Glöckchen über der Tür. Winnie setzte gerade antike Puppen in eine Bastkutsche. Weil sie annahm, ein Kunde wäre hereingekommen, wandte sie sich mit einem freundlichen Lächeln zu ihm, das bei seinem Anblick sofort erstarb. Das ärgerte ihn so sehr, dass er das Schild mit der Aufschrift »Geschlossen« an die Glastür hängte und den Schlüssel herumdrehte. Erbost starrte er sie an und wurde mit einer beklommenen Miene belohnt.
Fast unmerklich wich sie zurück. »Ich erwarte eine Lieferung.«
»Was für ein Pech …«
»Wirklich, Ryan, dieser Zeitpunkt ist äußerst ungünstig. Wenn du etwas mit mir zu besprechen hast, müsssen wir’s verschieben.«
»Ja, ich will etwas mit dir besprechen, und wir werden es nicht verschieben.«
Seine schlechte Laune hing mit zu viel Koffein und schlaflosen Nächten zusammen. Jetzt müsste er an seinem Schreibtisch sitzen, ein Schinkensandwich aus der Cafeteria essen, Berichte lesen und die Gewinn- und Verlustliste aufstellen, die längst überfällig war. Aber darauf konnte er sich nicht konzentrieren.
Seit seiner Begegnung mit Sugar Beth im Lakehouse waren beinahe achtundvierzig Stunden verstrichen. Darüber verlor Winnie kein Wort, obwohl sie inzwischen zwei Mal telefoniert hatten. Natürlich wusste sie Bescheid. Deke hatte ihn angerufen und vom Kriegsrat der Gorgonien am Dienstagabend erzählt. Zu spät wünschte Ryan, er hätte das Gemima’s besucht, um Öl ins Feuer zu gießen. Aber er war an der Buchhandlung vorbeigegangen, ohne sich darauf zu besinnen, dass sie neuerdings dort arbeitete. In letzter Zeit hatte er kaum an sie gedacht, ausschließlich von seinem Groll gegen Winnie erfüllt.
Ihr Haar sah länger aus als in seiner Erinnerung, was er grotesk fand, denn sie war erst vor vier Tagen aus dem gemeinsamen Heim ausgezogen. An einer Seite hielt eine winzige, mit Strass besetzte Spange die Ponyfransen aus der Stirn. Sie wirkte so jung wie Gigi, aber viel unschuldiger.
Winnies Garderobe hatte er nie sonderlich beachtet. Sie kleidete sich stilvoll, konservativ, und auf den ersten Blick schien ihr elfenbeinfarbenes Wickelkleid dieser Kategorie anzugehören. Sicher hatte sie’s schon öfter getragen. Warum war ihm nie aufgefallen, wie reizvoll sich der Stoff an ihren Körper schmiegte? Dauernd hatte sie über ihre zu kurzen Beine gejammert. Aber selbst ohne die lächerlichen, an den Zehen offenen Sexy-Pumps wären sie für seinen Geschmack lang genug gewesen. So lang, dass sie sich um seine Hüften schlingen konnten.
Durch seine Adern strömte heiße Lust – nicht das Verlangen eines Ehemanns nach seiner Frau, sondern etwas Obszönes, das Visionen von schäbigen Motels und Seitensprüngen heraufbeschwor. Denkst du immer nur an Sex? Als sie ihm diese Anklage ins Gesicht geschleudert hatte, war er wütend gewesen. Jetzt würde es ihm schwer fallen, sich zu verteidigen.
»Bitte, Ryan, ich habe keine Zeit für ein Gespräch.«
»Glaubst du, das interessiert mich?«
Ihr Unbehagen wuchs. »Wenn’s um etwas Besonderes geht …«
»Zum Beispiel um die Tatsache, dass meine Frau ausgezogen ist. Seither klebt meine Tochter entweder wie eine Klette an mir, oder sie weigert sich, ihr Zimmer zu verlassen, und ich kann keine vernünftige Arbeit mehr leisten. Was hältst du davon?«
»Tut mir Leid.«
Genauso gut hätte sie dieses halbherzige Mitleid einem total Fremden zeigen können. In seiner Magengrube entstand ein brennender Schmerz. Er war sicher gewesen, sein Dinner mit Sugar Beth würde Winnie zur Vernunft bringen und ihr klar machen, sie müsste um ihre
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