Frühstück im Bett
Ihnen war das Nachsitzen zwecklos, Sugar Beth. Außerdem hat Ihre Mutter jedes Mal dagegen protestiert.«
»Weil Diddie ganz genau zu wissen glaubte, was mir gut tat und was nicht …« Sie warf ihren Kopf in den Nacken, so dass ihre Haare die Ohrstecker aus falschen Diamanten enthüllten.
»Wussten Sie, dass sie mir verboten hat, bei der Wahl zur Miss Mississippi anzutreten? Sie sagte, ich würde ohnehin gewinnen und eine Reise in den Sündenpfuhl Atlantic City könnte sie ihrer Tochter unmöglich gestatten. Deshalb stritten wir. Aber Sie wissen ja, wie Diddie war, wenn ihr Entschluss feststand.«
»O ja, ich entsinne mich.«
Zweifellos. Es war Diddie gewesen, die seine Kündigung veranlasst hatte. Für Sugar Beth ein weiterer Grund, den Stier bei den Hörnern zu packen und die längst überfällige Entschuldigung vorzubringen. »Tut mir Leid. Wirklich. Was ich tat, war unverzeihlich.« Es fiel ihr schwer, in seine Augen zu schauen. Trotzdem hielt sie seinem Blick stand. »Ich versicherte ihr, ich hätte gelogen. Doch da war der Schaden schon entstanden, und Sie hatten die Stadt verlassen.«
»Wie sonderbar – ich entsinne mich nicht, dass Mummy versucht hätte, mich aufzuspüren. Und was ich immer noch merkwürdig finde – eine solch intelligente Frau kam gar nicht auf die Idee, mich anzurufen und einzugestehen, ich hätte meine Position nicht missbraucht, um … Wie drückte sie sich
damals aus? Um ihrer unschuldigen Tochter die Tugend zu rauben.«
Da er die letzten Worte betonte, wusste er offensichtlich, was sie mit Ryan Galantine auf dem Rücksitz ihres roten Camaro getrieben hatte. »Nein, das tat sie nicht. Und ich war feige – ich konnte meinem Vater nicht die Wahrheit erzählen.« Die hatte Griffin ein paar Monate nach Diddies Tod herausgefunden. Bei der Durchsicht ihrer Papiere war ihm Sugar Beths schriftliches Geständnis in die Hände gefallen. »Wie Sie zugeben müssen, hat’s Daddy wieder gutgemacht und alle Leute über meine Lüge informiert.«
»Inzwischen war ein Jahr vergangen. Ein bisschen spät, nicht wahr? Da hatte ich mich bereits gezwungen gefühlt, nach England zurückzukehren.«
Sie wollte entgegnen, nun würde er ja wieder in den Staaten leben. Wie aus dem Klappentext seines Buchs hervorging, war er amerikanischer Staatsbürger. Doch das würde klingen, als wollte sie sich verteidigen. Er schlenderte zu einer Wand, vor der eine Bar stand. In Diddie Careys Wohnzimmer – eine Bar …
»Möchten Sie was trinken?« Das war kein gastfreundliches Angebot, sondern die leise ausgesprochene Eröffnung eines Katz-und-Maus-Spiels.
»Danke, ich trinke nicht mehr.«
»Haben Sie sich gebessert?«
»Nein, zum Teufel, ich trinke einfach nichts.« Sie war gerade so schön in Schwung gewesen. Das durfte sie nicht vermasseln.
Byrne füllte ein Glas mit einem Getränk, das Sugar Beth für teuren Malt Whisky hielt. Wie groß seine Hände waren, hatte sie vergessen. Früher hatte sie überall herumerzählt, er sei die schlimmste Tunte in der Stadt. Schon damals war sie von diesen Metzgerhänden Lügen gestraft worden. Aber sie hatten halt nicht zu einem Mann gepasst, der Sonette auswendig konnte und sein Haar mit einer schwarzen Samtschleife zusammenband.
Einmal war sie mit ein paar Jungs und Mädchen etwas später aus dem Schulgebäude gegangen, und da hatten sie ihn auf dem Sportplatz Fußball spielen sehen. In Parrish hielt man nicht viel von Fußball. So etwas hatten sie nie zuvor beobachtet. Der Ball hüpfte von einem Knie aufs andere, prallte von Waden und Schenkeln ab, flog ständig empor. Schließlich gaben sie’s auf zu zählen, wie oft es passierte. Und dann stürmte er über das Feld, den Ball unentwegt zwischen den Füßen. Danach hatten ihn die Jungs mit neuen Augen betrachtet und zu ihrem Basketballtraining eingeladen.
»Drei Ehemänner, Sugar Beth?«, fragte er und schlang seine Arbeiterfinger um das Kristallglas. »Ziemlich extrem, sogar für Sie.«
»Eins wird sich in Parrish niemals ändern. Hier ist die Klatscherei ewig der beliebteste Zeitvertreib.« Kühle Luft streifte ihren Bauch, als sie die Hände in die Taschen ihrer schwarzen Lederjacke steckte und sie ein wenig nach hinten schob. Auf dem kurzen rosa T-Shirt stand das Wort »Beast« – in Glitzerbuchstaben, direkt über den Brüsten. Ein bisschen auffällig. Aber es war auf fünf Dollar neunundneunzig herabgesetzt worden, und an Sugar Beth sah alles trendy aus. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die
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