Frühstück im Bett
Winnie: »Hast du das schon mal gemacht?«
»Nicht so. Niemals so.«
In diesem Moment, während sie auf feuchten welken Blättern und weichen Kiefernnadeln stand und der Geruch des Sees in ihre Nase stieg, spürte sie Ryans Liebe, die ganze Kraft seiner Gefühle. Das Monstrum war verschwunden, die Geister hatten sich entfernt, um jemand anderen heimzusuchen. Jetzt wurden die Galantines von einer verlässlichen Liebe verbunden, die beim Anblick einer misslungenen Mahlzeit nicht verfliegen würde, die schlechte Launen nicht gefährden könnte. Sogar einem heftigen Streit würde diese Liebe standhalten.
Winnie griff nach dem Reißverschluss ihres Rocks, dann zögerte sie. »Manchmal bin ich nicht in Stimmung für die Liebe – und will einfach nur allein sein, ein Bad nehmen oder eine Zeitschrift lesen.«
»Okay.« Seine Mundwinkel zuckten. »Aber bitte nicht heute Abend.«
Lächelnd schlüpfte sie aus ihrem Rock.
»Und wenn ich Sie heirate, Mylord? Lassen Sie
mich dann meinen eigenen Weg gehen? Werden Sie
sich mir nicht nähern, wenn ich es nicht wünsche?
Werden Sie niemals Wutanfälle bekommen oder
mich tyrannisieren?«
»Das schwöre ich«, sagte er.
Sie ging zu ihm, die Augen von einem zärtlichen
Lächeln erfüllt. »Oh, mein Liebster, ich wusste es –
du bist besser, als du’s selber erkennst.«
Eskapaden, von Georgette Heyer
20
B evor Winnie ihr Geständnis ablegte, wartete sie, bis sie die Stadt erreichten. »Das wird dir nicht gefallen.«
»Schätzchen, in dieser Nacht kannst du gar nichts sagen, das mir missfallen würde.«
»Ich werde noch nicht mit dir nach Hause kommen.«
»Wundervoll.« Ryan trat auf die Bremse. »Nun hast du tatsächlich was gefunden.«
»Wenn’s auch verrückt klingt – ich muss noch eine Weile bei Sugar Beth bleiben.«
»Verrückt? Die Untertreibung des Jahrhunderts!« Seufzend lenkte er den BMW an den Straßenrand, schaltete den Motor ab und legte seinen Arm auf die Lehne des Beifahrersitzes. Sie zupfte ein Blatt aus seinem Haar, direkt über der Schläfe, und er küsste ihre Finger. Doch er sah nicht glücklich aus. »Sugar Beth ist Gift für dich, Winnie.«
»Sie hat sich geändert.« Zärtlich streichelte sie sein Kinn.
»Ja, das behaupten sie alle. Und ich sage dir, du irrst dich.«
»Die ganze Zeit streite ich mit ihr.« Sie lehnte den Kopf an seinen Arm. »Und während der letzten beiden Tagen habe ich
ihr schlimmere Dinge ins Gesicht geschleudert als jemals einem anderen Menschen. Aber sie wird nicht mehr lange hier bleiben. Vielleicht ist das meine einzige Chance zur Versöhnung.«
Sein Daumen massierte ihren Nacken. »Glaub mir, Schätzchen, sie interessiert sich kein bisschen für dein Wohl.«
»Da täuschst du dich.«
»Sicher nicht.« Er zog seinen Arm zurück und klopfte auf das Lenkrad. »Eigentlich wollte ich’s dir verschweigen – gestern Abend hat sie versucht, mich zu verführen.«
»Das weiß ich«, erwiderte sie lächelnd. »Weil ich dabei war.«
»Was?«
»Colin und ich standen auf der Treppe. Deshalb konnten wir alles hören. Sugar Beth hat dich zum Narren gehalten.«
»Also habt ihr mitgekriegt, wie sie sich an meinen Hals warf?«
»Ja, so tief sind wir gesunken. Und wir hatten beide ein persönliches Interesse am Ausgang der Szene.«
»Nicht zu fassen …« Ryans Faust knallte auf das Lenkrad. »Hat sie mir wirklich was vorgemacht?«
»Diese Frau ist nun mal eine Teufelin.«
»In deiner Stimme schwingt eine gewisse Bewunderung mit, die ich nicht schätze.«
»Sie ist aggressiv, aber nicht bösartig – nicht mehr so wie früher. Und sie versteht sich großartig mit Gigi. Ich möchte sie besser kennen lernen.«
»Zu diesem Zweck musst du nicht im Kutschenhaus wohnen. Geh mit ihr essen, um Himmels willen, oder einkaufen!«
»Nein, es wäre nicht dasselbe. Nur Sugar Beth und ich, ob wir untergehen oder schwimmen, niemand anderer darf in der Nähe sein.« Winnie küsste seinen Mundwinkel. »Das muss ich tun.«
»Für wie lange?«, fragte er widerstrebend.
»Keine Ahnung.«
»Und unsere Ehe?«
»Die finde ich seit heute Abend sehr erfreulich.« Sie knabberte an seiner Unterlippe. »Würde es dir was ausmachen, wenn wir uns ab und zu treffen?«
»Treffen?«
»Vorerst.«
»Hin und wieder ein Date? Allerdings, das würde mir was ausmachen.«
»Dann müssen wir wieder streiten, und sosehr mich der Gedanke auch reizt – könnten wir damit bis morgen warten?«
»Du willst mit mir streiten?«
»O ja.«
Ryan
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